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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hinablauschte und sich seiner Selbstsicherheit vergewisserte. Dann richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit auf Triock, versuchte angestrengt, sein beschränktes Sehvermögen über seine Grenzen, seine Oberflächlichkeit hinaus zu erweitern, um sich einen Eindruck von Triocks Innenleben zu verschaffen. Aber der Winter und Triocks Erregungszustand vereitelten seine Bemühungen. Er sah das abgewandte Gesicht, die starre Anspannung und Verkrampftheit der klauenhaften Finger, das Entblößen weißer, feuchter Zähne, die Aufgewühltheit, aber er vermochte sie nicht zu durchdringen. Der Steinhausener befand sich in einer Verfassung stärkster Seelenqual. »Triock«, sagte Covenant voller Mitgefühl und Bestürzung, zugleich wie zur Selbstverteidigung, »du mußt mir erzählen, was passiert ist.«
    »Muß ich?«
    »Ja.«
    »Drohst du mir? Wirst du, falls ich mich weigere, die wilde Magie wider mich aufbieten?« Triock duckte sich wie in echter Furcht, und eine merkwürdige Grimasse der Feigheit kräuselte seine Lippen wie Zuckungen. Aber dann hob er ruckartig die Schultern und kehrte Covenant den Rücken, wandte sich direkt in den Wind. »So frag!«
    Drohen? fragte Covenant stumm Triocks eingezogene Schultern. Nein. Nein. Ich machte nicht, daß wieder irgend etwas schiefgeht. Ich habe genug Unheil angerichtet.
    »Frag!«
    »Hast du ...?« Er konnte die Wörter kaum durch seine verengte Kehle quetschen. »Hast du den Freischüler gefunden?«
    »Ja.«
    »Hat er Verbindung mit Mhoram aufgenommen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Er war unzulänglich.«
    Die Bitterkeit der barschen Antworten vermischte sich mit der Bitterlichkeit des Windes.
    »Triock«, konnte Covenant bloß wiederholen, »was ist geschehen?«
    »Dem Freischüler mangelte es an Kraft, um mit dem Lomillialor umzugehen. Er nahm's mir fort, aber er selbst vermochte ihm nicht zu genügen. Jeurquin und Quirrel sind umgekommen ... wieder gingen Gefährten dahin, während du säumst und zauderst!«
    Beide dahin . »Ich habe nicht ... Wie hast du mich gefunden?«
    »Soviel kostbares Blut vergossen, Covenant. Wann wird's dich endlich sättigen?«
    Mich sättigen? – Triock! Die Frage kränkte ihn, aber er nahm sie hin. Er hatte schon längst jedes Recht verloren, sich über irgend etwas, das Triock äußerte, zu empören. »Wie hast du mich gefunden?« erkundigte er sich mit Mühe noch einmal.
    »Indem ich wartete. Wohin hättest du sonst gehen können?«
    »Triock ...« Covenant sprach nun mit der Stimme seiner inneren Gelassenheit. »Triock«, sagte er, »schau mich an!«
    »Ich wünsche dich nicht anzuschauen.«
    »Schau mich an!«
    »Ich kann deinen Anblick nicht ertragen.«
    »Triock!« Covenant legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. Augenblicklich wirbelte Triock herum und schlug ihm ins Gesicht.
    Der Hieb fiel nicht sonderlich stark aus; Triock fuhr zusammen, als wolle er seinen Arm mitten im Schwung noch aufhalten. Aber als der Schlag Covenant traf, kam es zu einer energetischen Eruption, und Covenant taumelte einige Schritte weit rückwärts und fiel hin. Ein heftiger Schmerz wie von Säure brannte auf seiner Wange, stach in seinen Augen. Er sah kaum noch, wie Triock sich duckte, umwandte und die Flucht ergriff, dann aber plötzlich sich zusammenriß und stehenblieb, im Abstand von zehn bis zwölf Metern wartete, als rechne er damit, Covenant werde ihm einen Speer in den Rücken schleudern.
    Der Schmerz dröhnte wie ein Schall schwarzen Wassers durch Covenants Schädel, aber er zwang sich dazu, sich aufzusetzen, seine heiße Wange zu mißachten. »Ich werde Fouls Hort nicht aufsuchen«, sagte er ruhig.
    »Nicht?« Die Verblüffung bewirkte, daß Triock herumfuhr, sich Covenant zuwandte.
    »Nein.« Auf ungewisse Weise fühlte sich Covenant selbst von seiner Eindeutigkeit überrascht. »Ich gehe über den Fluß ... Ich werde versuchen, mit den Ramen in den Süden zu ziehen. Kann sein, daß sie ...«
    »Das wagst du?!« heulte Triock auf. Er schien vor Wut platzen zu müssen, aber er kam nicht näher. »Du hast mich meine Liebe gekostet! Meine Gefährten! Mein Heim! Mein ganzes Leben lang hast du jedes frohe Antlitz zerstört! Und nun sagst du, du willst das eine Versprechen verleugnen, das all das wiedergutzumachen vermöchte? Zweifler! Wähnst du, ich würde dich für einen solchen Verrat nicht töten?«
    Covenant zuckte die Achseln. »Töte mich, wenn's dir Spaß macht! Es bedeutet keinen Unterschied.« Der Schmerz in seinem Gesicht hinderte ihn in

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