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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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freiwillige Absonderung. Stärker jedoch litt er unter der Kluft, die zwischen ihm und den anderen Lords entstand – Callindrill, Faers Gemahl, Matins Tochter Amatin, Groyles Sohn Trevor und Loerja. Trevors Gemahlin. Bei all ihrer gemeinsamen Arbeit, ihrem alltäglichen Zusammenwirken, sogar dem Verschmelzen des Geistes, einer der herausragenden Gaben der Neuzeit-Lords, war er dazu gezwungen, diese grausame Einheit von Hoffnung und Furcht fortzuschließen, ihnen sein Wissen vorzuenthalten. Denn er hatte ihnen sein Geheimnis nicht anvertraut. Er hatte es ihnen verschwiegen, obwohl er für sein Schweigen keine andere Rechtfertigung als seine Sorge besaß.
    Rein gefühlsmäßig, so schrittweise, daß er den Ablauf des Erkennens kaum zu erfassen vermochte, hatte Elenas ›Markkneterei‹-Bildwerk ihn das Geheimnis des Rituals der Schändung gelehrt.
    Er hatte das Empfinden, daß in dieser Erkenntnis genug an Hoffnung und Furcht für ein ganzes Leben lag. Irgendwo hinten in seinem Bewußtsein glaubte er, daß Bannor ihm dies Wissen mitzuteilen beabsichtigte, doch dazu außerstande gewesen war, es unumwunden auszusprechen. Sein Bluthüter-Eid hatte Bannor in vielerlei Beziehung Schranken auferlegt. Doch während des einzigen Jahrs seiner Dienstzeit als Blutmark hatte er deutlicher als jeder Bluthüter vor ihm seine Besorgtheit ums Überdauern der Lords zum Ausdruck gebracht. Bei der Erinnerung daran krampfte sich Hoch-Lord Mhoram unwissentlich zusammen. Das Geheimnis, das er nun hütete, war auf mehr als eine Weise teuer bezahlt worden.
    Seine Einsicht berechtigte zur Hoffnung, weil es die Frage nach dem grundsätzlichen Mangel beantwortete, der die neuen Lords seit ihrem Anbeginn verdrossen hatte – seit jenen Tagen, da sie von den Riesen den Ersten Kreis des Wissens von Kevins Lehre entgegennahmen und den Friedensschwur leisteten. Nutzte er sie, so verhießen die damit verbundenen Kenntnisse die Erschließung der Macht, die trotz äußerster Anstrengungen vieler wechselnder Geschlechter von Lords und von Schülern an der Schule der Lehre in den Kreisen des Wissens versiegelt geblieben waren; sie verhießen die volle Meisterung von Kevins Lehre. Sie mochte womöglich sogar Ur-Lord Thomas Covenant enthüllen, wie er die wilde Magie in seinem Ring aus Weißgold verwenden konnte.
    Aber Mhoram hatte entdeckt, daß dasselbe, das Kevins Lehre solche Macht verlieh, um Gutes zu tun, nicht minder Macht zum Anrichten von Schlechtem gab. Hätte Kevin, Loriks Sohn, nicht genau jene besondere Eigenart von Macht besessen, er wäre dazu außerstande gewesen, des Landes Schändung zu vollziehen.
    Falls Mhoram nun sein Wissen weiterreichte, sähe sich kein Lord, der möglicherweise das Ritual der Schändung von neuem durchzuführen wünschte, dem Zwang unterworfen, dabei überhaupt noch auf gefühlsmäßigen Argwohn gegenüber allem Lebenden zu bauen. Jenes Wissen an sich verletzte bereits den Friedensschwur. Zu seinem Grausen hatte Mhoram die Erkenntnis erlangt, daß der Friedensschwur selbst die grundlegende Blindheit war, die Unzulänglichkeit, welche die Lords der Neuzeit daran hinderte, zum Kern von Kevins Lehre vorzudringen. Als die ersten neuen Lords – und mit ihnen das ganze Land – den Friedensschwur ablegten, ihr höchstes Trachten und ihre tiefste Hingebung ausdrückten, indem sie aller Gewalt, allen zerstörerischen Leidenschaften, sämtlichen menschlichen Gelüsten nach Mord, Verwüstung und Geringschätzung abschworen, als sie sich mit diesem Schwur an Pflichten banden, da hatten sie sich, ohne es zu ahnen, für die grundsätzliche Lebenskraft der Macht ihrer Alt-Lords unempfänglich gemacht. Daher fürchtete sich Hoch-Lord Mhoram davor, sein Geheimnis mit jemandem zu teilen. Es schenkte dem Eingeweihten eine Kraft, die er nur anzuwenden vermochte, wenn er zugleich das allerwichtigste Versprechen seines Lebens brach. Es versah ihn mit einer Waffe, die nur von jemandem eingesetzt werden konnte, der seiner Verzweiflung Tür und Tor weit geöffnet hatte.
    Und die Versuchung, diese Waffe zu benutzen, müßte stark sein, wenn nicht gar unwiderstehlich. Mhoram bedurfte keiner hellseherischen Träume, um die Gefahr vorauszusehen, die Lord Foul der Verächter für die Verteidiger des Landes vorbereitete. Er konnte sie im frostigen Wintersturm fühlen. Und er wußte, daß gegen Trothgard schon der Angriff lief. Die Belagerung Schwelgenholz' zeichnete sich ab, während er hier in seinen nur ihm vorbehaltenen Gemächern hockte und

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