Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Wort, aber ihre schwächliche, heruntergekommene Erscheinung griff ihm ans Herz. Die Mühen der letzten Zeit hatten sie irgendwie dauerhaft geschädigt; indem sie sich so übers Maß anstrengte, hatte sie all ihre schutzreichen Hilfsmittel aufgebraucht, war nun Nöten und Wahrnehmungen ausgesetzt, zu deren Bewältigung ihr nun sowohl die Willenskraft als auch das Vermögen ermangelten. Diese Verwundbarkeit verlieh ihr einen Anschein von Niedergeschlagenheit, als sei sie gekommen, um sich Mhoram zu Füßen zu werfen.
    Wortlos hob sie dem Hoch-Lord ihre Hände entgegen. Sie hielten Loriks Krill .
    Er nahm ihn, ohne seinen Blick von ihrer Miene zu wenden. »Ach, Schwester Amatin«, sagte er leise, »du solltest dir Schonung zuteil werden lassen. Du hast sie verdient ...«
    Doch eine Zuckung des Elends rings um ihre Augen brachte ihn zum Verstummen. Er senkte seinen Blick, zwang sich dazu, ihn auf das Krill zu richten.
    Tief in dem Edelstein sah er schwache Schimmer von Smaragdgrün.
    Ohne etwas zu sagen, drehte sich Amatin um und ließ Mhoram mit dem Wissen allein, daß sich Covenants Ring in der Macht des Verächters befand.
    Als Mhoram am nächsten Morgen seine Gemächer verließ, sah er aus wie ein Mann, der die ganze Nacht hindurch vergeblich der eigenen Verdammung Widerstand geleistet hat. Seine Schritte waren jeglicher Überzeugung entblößt; er regte sich, als lösten sich in seinem Leibe die Knochen voneinander, würden sie krumm. Und aus seinem Blick war die gefährliche Verheißung entschwunden, hatte seine Augen stumpf und mit beklommenem Ausdruck zurückgelassen. Er trug das Krill unter seiner Robe und spürte Lord Fouls kränklich-grünen Zugriff sich stetig festigen. Bald würde die Kälte des Grüns, so wußte er, sein Fleisch zu versengen beginnen. Doch er war längst darüber hinaus, um von derlei Gefährdungen noch Kenntnis zu nehmen. Er schleppte sich vorwärts, als sei er drauf und dran, ein Greuel zu begehen, vor dem ihm selbst schauderte.
    In der großen Vorhalle, die eine kurze Strecke weit hinterm noch geschlossenen Innentor Schwelgensteins lag, stieß er zu den bereitgestellten Kriegern. Sie waren in Fähnlein eingeteilt, so daß er auf einen Blick schätzen konnte, ihre Zahl betrug rund zweitausend, eine Schar zu Pferd und vier Scharen Fußkrieger – ein Drittel der Überlebenden des Kriegsheers. Ihr Anblick brachte ihn nahezu zum Verzagen; er hatte nicht damit gerechnet, die Verantwortung für so viele Tote übernehmen zu müssen. Aber die Krieger begrüßten ihn mit vielstimmigem, wackeren Jubelruf, und er nötigte sich dazu, ihnen zu antworten, als begäbe er sich voller Zuversicht an ihre Spitze. Dann schritt er, insgeheim geplagt von Gram, zur Vorderseite, wo ihn Drinny erwartete.
    Bei dem Ranyhyn befanden sich auch die Lords und Streitmark Quaan, aber er eilte an ihnen vorüber, weil er sich nicht dazu in der Lage fühlte, ihre Blicke zu erwidern, und versuchte aufzusteigen. Doch seine Muskeln ließen ihn im Stich, er war vor Grausen halb gelähmt und vermochte sich nicht hoch genug emporzuschwingen, um auf Drinnys Rücken zu gelangen. Er zitterte, stand dicht davor, laut aufzuschreien, klammerte sich an das Roß, um Halt zu haben, und rang innerlich um jene Gefaßtheit, die stets sein größter Kraftquell gewesen war.
    Aber er schaffte den Sprung auf Drinnys Rücken nicht; das Roß war plötzlich viel zu hoch für ihn. Er sah sich genötigt, um Hilfe zu ersuchen. Aber ehe er ein Wort durch seine zusammengeschnürte Kehle quetschen konnte, bemerkte er hinter sich Streitmark Quaan, spürte Quaans Hand auf seiner Schulter. »Hoch-Lord, dies waghalsige Unternehmen wird Schwelgenstein schwächen.« Die Stimme des alten Streitmarks klang aus Eindringlichkeit barsch. »Ein Drittel des Kriegsheers ... zweitausend Leben vertan. Warum, Hoch-Lord? Bist du wie Kevin Landschmeißer geworden? Wünschst du nun das zu zerstören, was du liebst?«
    »Nein!« Mhoram antwortete nur im Flüsterton, weil die Enge seiner Kehle ihm mehr an Lautstärke verweigerte. Mit seinen Händen flehte er Drinny um Stärkung an. »Ich habe nicht ... ich habe nicht vergessen, daß ich der Hoch-Lord bin. Der Weg, den die Treue vorschreibt, ist klar. Ich muß ihn beschreiten ... eben weil's nicht der Weg der Verzweiflung ist.«
    »Du wirst uns Verzweiflung bringen ... wenn du scheiterst.«
    Mhoram hörte den Schmerz in Quaans Stimme, er unterwarf sich dem Erfordernis einer Antwort. Er vermochte sich Quaans Not nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher