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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Aufgrund all dessen, was ihm schon über Lord Fouls Wohnsitz zu Ohren gekommen war, hatte er bereits vermutet, daß ein Großteil davon unterirdisch lag, und nun sah er, daß seine Annahme stimmte. Die Landzunge stieg an ihrer Spitze zu einem hohen Felsen an, und darauf stand Fouls Hort. Zwei gleichartige Türme, hoch und schlank wie Minarette, ragten mehrere hundert Meter weit empor in die Luft, und zwischen ihnen klaffte zu ebener Erde das finstere, offene Loch des einzigen Eingangs. Sonst war vom Heim des Verächters nichts sichtbar. Von Turmfenstern herab konnte Lord Foul – oder seine Wächter – nicht nur über die Landzunge ausschauen, sondern bis über die Glutasche, sogar bis über die Zerspellten Hügel hinaus, aber der gesamte Rest seiner Anlagen – die Bruthöhlen, Lagerräume, Laboratorien, Kasernen, der Thronsaal – mußte sich unter der Erde befinden, aus dem Fels gehauen sein, zugänglich nur durch den einen Eingang und die unter den Kurash Quellinir verborgenen Stollen.
    Covenant blickte über die Landzunge aus; und die dunklen Fenster der Türme stierten blind zurück wie seelenlose Augen, leer und verabscheut. Zunächst war er ganz einfach von dem Anblick gebannt, vor Faszination, so nah an einem solchen Ziel zu sein, wie versteinert. Doch als diese Anwandlung schwand, begann er sich zu fragen, wie er den Hort erreichen sollte, ohne von Wachen gesehen zu werden. Er bezweifelte, daß die Türme so verlassen waren, wie sie wirkten. Bestimmt ließ der Verächter keinen Weg zu seinem Bau unbeobachtet, unbewacht. Und wenn er bis zum Anbruch der Dunkelheit wartete, um sich von ihr verbergen zu lassen, mochte er über eine Klippe oder in einen Felsspalt stürzen.
    Er dachte einige Zeitlang über das Problem nach, ohne eine Lösung zu finden. Schließlich entschied er, daß er jede Chance wahrnehmen mußte. Die Aussichten standen jetzt nicht mehr oder weniger unmöglich als bisher immer schon. Und das Gelände, das er zu durchqueren hatte, war aufgeworfen und schroff, übersät mit Schlackengruben, Aschenhalden, Rissen; auf weiter Strecke der Entfernung würde er genug Deckung haben.
    Er machte sich auf den Weg, indem er in die Bodenrinne zurückkehrte und ihrem Verlauf südwärts folgte, bis sie sich hinab zur Klippe zu neigen anfing. Er konnte das Meer nun deutlich sehen und hören, obwohl der übermächtige Schwefelgestank unverändert jeden Salzgeruch in der Luft überlagerte; aber er schenkte ihm nur Beachtung, um die Gefahr der Klippe im Augenmerk zu behalten. Von der Stelle aus, wo die Neigung begann, klomm er wieder in die Höhe und spähte in die Runde, um das nächstliegende Terrain zu begutachten.
    Zu seiner Erleichterung sah er weitere Rinnen, Löcher und Mulden. Vom Fuße des Hügels verliefen sie wie ein Netzwerk von Narben der Verwitterung über diesen Bereich des Flachlands. Wenn er sich in dies Netzwerk hineinpfuschen konnte, ohne erspäht zu werden, war er ein ganzes Stück weit sicher.
    Grimmig beglückwünschte er sich zur Verdrecktheit seines Gewands, das sich dadurch den verblichenen Farbtönen des Untergrunds gut anpaßte. Einen Moment lang nahm er allen Mut zusammen, festigte sein Gemüt. Dann lief er los, taumelte den letzten Abhang hinunter und wälzte sich in den nächstbesten Erdspalt, plumpste hinab.
    Er war zu flach, um Covenant eine aufrechte Gangart zu erlauben, aber indem er abwechselnd kroch und geduckt dahinschlich, gelang es ihm, sich ins Gewirr der Klüfte sozusagen einzufädeln. Nach einer Weile kam er zügiger voran.
    Jenseits der Hitze der Glutasche war die Luft kalt und klamm wie die Ausdünstung einer modrigen Gruft; trotz seines Gewands schien sie ihn zu durchtränken, bis der Schweiß auf seiner Haut wie Eis brannte, an seinen karg bemessenen Körperkräften zu zehren. Der Boden war hart, und wenn er kriechen mußte, fühlten seine Knie dumpfe Übel durch den Fels pulsieren. Abgründiger Hunger wütete schmerzhaft in Covenants Innerem. Aber er setzte seinen Weg fort.
    Hinter den Rinnen und Geländemulden kam er für eine Zeitlang noch schneller vorwärts, indem er zwischen Schlackengruben und Aschenhaufen entlanghumpelte. Danach jedoch gelangte er an einen ebenen Geländestreifen ohne jede Deckung, mit nichts als Rissen und Spalten. Aus manchen hörte er das Donnern der See; aus anderen, die anscheinend mit der Belüftung von Fouls Hort zusammenhingen, drangen Schübe verbrauchter Luft. Er mußte offen über diese Fläche robben, bisweilen durch Erdspalten

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