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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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jeder Hoffnung bar, von einer Lawine begraben zu werden. Der Mann und die Frau begannen sich in den Hintergrund seiner Wahrnehmung zu verflüchtigen, an Festigkeit zu verlieren, als ob sie sich in der Säure seiner Entkräftung auflösten. »Eine Schlange hat mich gebissen, Mami«, hörte er undeutlich das Kind jammern. »Mein Bein tut weh.«
    Ihm fiel auf, daß er noch gar nicht das Gesicht des Mädchens gesehen hatte. Aber die Chance war vorbei. Er hatte sich mit Schlangengift im Blut körperlich überfordert. Nach und nach ging er in einen Schockzustand über. »Na schön, Mhoram«, murmelte er schlaff. »Komm und hol mich! Es ist vorbei.«
    Er wußte nicht, ob er laut sprach. Er hörte sich selbst nicht. Der Boden unter ihm hatte sich zu kräuseln begonnen. Wellen rollten durch die Anhöhe, brandeten gegen das kleine Floß aus hartem Untergrund, auf dem er saß. Er klammerte sich daran fest, solange es sich machen ließ, aber die erdene See war zu rauh. Bald verlor er seine Balance und kippte rücklings ins Innere des Erdbodens wie in ein unausgehobenes Grab.

4
     

Belagerung
     
     
    Zwölf Tage nachdem die letzten verkohlten Stümpfe Schwelgenholz' von Glut verzehrt, zu Asche und unter Füßen zertrampelt worden waren, führte der Wütrich Satansfaust, die Rechte Hand des Grauen Schlächters, sein riesiges, schauriges Heer vor die steinernen Tore Schwelgensteins. Er zog langsam näher, obwohl seine Horden loszutoben versuchten wie angeleinte Wölfe; er bändigte das Wutschnauben der Urbösen, Höhlenschrate und sonstigen Kreaturen, die er befehligte, weil er Wert darauf legte, daß alle Bewohner Trothgards und des Landstrichs zwischen Schwelgenholz und den Nordlandebenen genug Zeit erhielten, um in der Herrenhöh Schutz zu suchen. Das tat er, weil er wünschte, alle Menschen, die er umzubringen beabsichtigte, an einem Platz versammelt zu haben. Jeder Zuwachs an Menschen mußte das Durchhaltevermögen der Festung schwächen, weil man ihre Vorräte um so schneller aufzehren würde. Und zusammengedrängte Menschenmengen waren für das Grauen, das er brachte, weit anfälliger als ausgebildete Krieger oder gar Lords.
    Er hegte keine Zweifel am Erfolg der Belagerung. Sein Heer war weniger gewaltig als jenes, das sein Bruder Moksha -Markschänder in der Würgerkluft verloren hatte. Um die bereits eroberten Gegenden besetzt halten zu können, hatte er dutzendfach Tausende seiner Geschöpfe längs des Flusses Landwanderer, überall im Tal, das die Südgrenze Andelains ausmachte, sowie in den Mittlandebenen zurückgelassen. Aber der Verächter hatte im vorangegangenen Feldzug kaum mehr als ein Drittel seiner gesamten Streitkräfte abschreiben müssen. Und statt Wölfe, Kresch und nicht minder unberechenbarer Greifen hatte Satansfaust mehr von den lehrenkundigen, auf ihre rohe Weise tüchtigen, schwarzen, augenlosen Urbösen sowie mehr jener mörderischen Wesen dabei, die Lord Foul im Großen Sumpf, dem Lebensverschlinger, sowie in der Sarangrave-Senke, den Verwüsteten Ebenen und in den Gehölzen der Trümmerschwemme geschaffen hatte – herangezüchtet und durch die Gewalt des Weltübel-Steins geistig unterworfen. Zudem konnte sich der Riesen-Wütrich auf eine Macht stützen, von der die Lords zu Schwelgenstein nicht einmal die geringste Vorstellung besaßen. Daher war er durchaus gewillt, seinen Aufmarsch zu verzögern, um den endgültigen und nicht wiedergutzumachenden Fall der Feste um so deutlicher zu beschleunigen.
    Dann scholl in der Morgenfrühe des zwölften Tages aus den Reihen seiner Horden ein Aufheulen bis an den Himmel empor, als sie den ersten Ausblick auf den Tafelberg Schwelgensteins bekamen. Tausende seiner Wesen begannen wie wahnsinnig durch die Vorhügel zur Festung zu stürmen, aber er gebot ihnen mit der Peitsche seiner Macht Einhalt. Er lenkte sein Heer mit seiner grünen Geißel und wendete für die Annäherung den ganzen Tag auf, brachte seine Scharen in Stellung. Als die letzte Helligkeit des Tages dem Dunkel der Nacht wich, hatte sein Heer das gesamte Vorgebirge Schwelgensteins eingeschlossen, vom westlichsten Rand des Südwalls bis zu den Klippen des Plateaus im Nordwesten. Das Heerlager umgab die Festungsstadt in weitgeschwungener, gerundeter Anlage, riegelte sie ab gegen Flucht und Verstärkung, machte Streifzüge zur Nahrungsbeschaffung ebenso unmöglich wie die Anlieferung von Vorräten und auch die Entsendung von Boten zu unbekannten Verbündeten. Und am Abend schlemmte Satansfaust und

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