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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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können?«
    »Sei getrost stolz«, antwortete Mhoram leise. »Eltern und Kinder dürfen aufeinander stolz sein.«
    »Du kennst sie, Hoch-Lord«, beharrte sie. »Meine Freude an ihnen war stets groß genug, um zu schmerzen. Sie ... Hoch-Lord, sie wollen nicht länger essen. Sie scheuen die Speisen ... sie glauben, die Nahrung sei vergiftet. Dies Übel macht sie irre.«
    »Es macht uns alle irre, Loerja. Aber wir müssen aushalten.«
    »Wie denn aushalten? Ohne Hoffnung ...? Hoch-Lord, besser wär's, ich hätte keine Kinder geboren.«
    Gefaßt und mit Nachsicht beantwortete Mhoram eine andere, unausgesprochene Frage. »Wir können nicht hinausziehen, um das Übel zu bekämpfen. Wenn wir diese Mauern verlassen, sind wir vertan. Es gibt für uns kein anderes Bollwerk. Wir müssen hier ausharren.«
    »Hoch-Lord«, verlangte Loerja mit von Tränen erstickter Stimme, »ruf den Zweifler!«
    »Ach, Schwester Loerja, das kann ich nicht tun. Du weißt, daß ich's nicht tun kann. Du weißt ebenso, daß ich richtig entschied, als ich Thomas Covenant für die Anforderungen seiner eigenen Welt freigab. Welche Torheiten auch den getreulichen Lauf meines Lebens verwunden gemacht haben mögen, diese Entscheidung war nicht von Torheit bestimmt.«
    »Mhoram!« bedrängte sie ihn mit schwerer Zunge.
    »Nein. Bedenke, Loerja, worum du ersuchst. Dem Zweifler lag daran, in seiner Welt ein Leben zu retten. Doch dort verstreicht die Zeit anders. Siebenundvierzig Jahre ist's her, daß er erstmals nach Schwelgenstein kam, doch ist er unterdessen nicht einmal um drei Monde gealtert. Vielleicht sind nur Augenblicke seit seiner letzten Herbeiberufung vergangen. Riefe ich ihn jetzt erneut, vielleicht hinderte ich ihn damit von neuem daran, das kleine Kind zu retten, das seiner Hilfe bedarf.«
    Bei der Erwähnung des Kindes verzerrte plötzlich Verdruß Loerjas Miene. »Ruf ihn!« fauchte sie. »Was bedeuten mir seine namenlosen Kinder? Bei der Sieben, Mhoram! Ruf ...!«
    »Nein.« Mhoram unterbrach sie, aber seine Stimme verlor nicht an Sanftmut. »Das werde ich nicht tun. Er muß die Freiheit haben, sein Schicksal selber zu bestimmen, das ist sein Recht. Wir dagegen haben nicht das Recht, ihn ... Nein, nicht einmal des Landes allerärgster Notstand könnte eine solche Tat rechtfertigen. Er hat das Weißgold. Laß ihn ins Land kommen, wenn und wann er's wünscht! Ich werde die eine wahrhaft kühne Tat meines in Unklugheit geführten Lebens nicht leugnen.«
    Loerjas Ärger verflog so rasch, wie er sie befallen hatte. Sie rang die Hände überm Glutgestein, als habe sogar die Hoffnung auf Wärme sie längst geflohen. »Meine Jüngste ...«, stöhnte sie. »Jolenid ... kaum mehr als ein Kind ... heute abend erschrak sie bei meinem Anblick.« Mühsam hob sie ihre feuchten Augen dem Hoch-Lord entgegen. »Wie sollen wir durchhalten?« flüsterte sie.
    Obwohl sein Herz mit ihr weinte, erwiderte Mhoram ihren Blick. »Der andere Weg führt zur Schändung.« Während er die wüste Trostlosigkeit ihrer Miene musterte, fühlte er seine eigene innere Not sich aufbäumen, ihn bedrängen, sein gefährliches Geheimnis zu teilen. Für eines Augenblicks Dauer, während der Pulsschlag ihm unterm Druck seiner Anspannung durch die Schläfen wummerte, war er sich darüber im klaren, er würde Loerja antworten, wenn sie ihn nun nochmals danach fragte. »Macht ist ein furchtbar Ding«, sagte er mit leiser, gepreßter Stimme, um sie zu warnen.
    Ein Ansatz von Hoffnung trat wie Funken in ihre Augen. Unsicher erhob sie sich, brachte ihr Gesicht dicht an seines und forschte darin. Die ersten sachten Berührungen einer Geistesverschmelzung zapften sein Bewußtsein an; aber was sie in ihm sah oder spürte, hielt sie von einer Vertiefung dieser Verständigung zurück. Sein kalter Zweifel erstickte das in ihren Augen aufgekeimte Licht, und sie wich von ihm. »Nein, Mhoram«, sprach sie mit brüchiger Stimme, die einen schwachen Anklang von Bitterkeit besaß. »Ich werde nicht fragen. Ich vertraue dir oder keinem. Du wirst sprechen, wenn dein Herz bereit ist.«
    Unter Mhorams Lidern glomm Dankbarkeit. »Du bist mutig, Schwester Loerja«, bemerkte er mit verzerrtem Lächeln.
    »Nein.« Sie nahm ihren Topf voll Glutgestein und wandte sich zum Gehen. »Wenngleich ihnen dafür keine Schuld anzulasten ist, machen meine Töchter mich feige.« Ohne sich noch einmal umzuschauen, ließ sie den Hoch-Lord in der schaurigen Nacht allein.
    Mhoram drückte den Stab an seine Brust, drehte sich

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