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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Angelegenheit muss beendet werden. Sie kostet uns Geld, Männer und Zeit. Und es ist eine Beleidigung.«
    Jetzt schob auch Sergei seinen Teller weg. »Das bringt mich auf eine alte Geschichte. Wir wollen Elizabeth Fitch nicht vergessen.«
    »Sie hat keinen Kontakt mit ihrer Mutter«, begann Ilya. »Und auch keinen mit der Polizei, soweit wir herausgefunden haben. Wenn sie noch leben sollte, lebt sie in Angst. Sie ist keine Bedrohung.«
    »Solange sie lebt, ist sie eine Bedrohung. Und auch eine Beleidigung. Dieser Keegan, wir bezahlen ihn, und er ist nützlich. Aber er kann sie nicht finden. Auch die anderen können sie nicht finden. Dabei ist sie nur eine Frau.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wie können wir unseren Stolz erhalten, wenn wir uns von einer einzigen Frau besiegen lassen?«
    »Wir werden nicht aufhören, nach ihr zu suchen«, versicherte Ilya ihm.
    »Nein, wir werden niemals aufhören. Das ist eine Frage der Ehre. Yakov?«
    »Ja, Onkel?« Die Jahre sah man Korotkii nicht an. Er wirkte jung wie ein Mann, dem seine Arbeit Spaß macht.
    »Sprich mit Keegan. Erinnere ihn daran, warum das hier so wichtig ist. Und sprich auch mit Pickto. Geld ist Motivation. Aber Angst ebenfalls. Mach ihnen Angst.«
    »Ja, Onkel.«
    »Gut. Das ist gut. So.« Sergei klatschte in die Hände. »Jetzt können wir den Nachtisch zu uns nehmen.«

16
    Es kam ihr leicht vor, beinahe selbstverständlich. Sie fragte sich, ob sie wohl eine Grenze überschritten habe und jetzt in der Normalität lebte, nach der sie sich immer gesehnt hatte. Sie wusste nicht, ob der Zustand andauern würde, deshalb glitzerte jeder einzelne Moment dieser leichten, natürlichen Normalität so hell und kostbar wie ein Diamant.
    Er war fast jeden Abend bei ihr. Manchmal kochte sie, manchmal brachte er Essen mit. Sie saßen draußen oder machten einen Spaziergang zu ihrem Lieblingsausblick über die Hügel. Er half ihr im Garten, brachte ihr an einem verregneten Abend bei, Rommé zu spielen, und tat so, als sei er entsetzt, als sie ihn bei jedem Spiel schlug.
    Er brachte sie zum Lachen.
    Wenn er sie in der Dunkelheit berührte, fielen alle Sorgen und Zweifel von ihr ab. Wenn sie morgens neben ihm aufwachte, begleitete die Freude darüber sie noch stundenlang.
    Sie erfuhr von ihm Geschichten über die Leute aus der Stadt und setzte sich daraus im Kopf Bilder zusammen. Der Verkäufer, der sie im Feinkostladen oft bediente, war der unangefochtene Champion im Kuchenessen, einem Wettbewerb, der an jedem vierten Juli im Park ausgetragen wurde. Der Bankmanager trat auf Kindergeburtstagen als Amateurzauberer auf. Brooks’ ältester, bester Freund erwartete sein zweites Kind.
    Es konnte sein, dass Brooks am Abend plötzlich weggerufen wurde, und zweimal hatte er mitten in der Nacht einen Anruf bekommen. Wenn sie dann wieder alleine war, fühlte sich das Haus anders an. Am Tag, mit ihrer Arbeit, ihrer Routine, spürte sie es nicht so, aber nachts fehlte etwas Wesentliches.
    Dann versuchte sie, das nagende Gefühl zu ignorieren, dass sie nie wieder völlig mit sich im Gleichgewicht sein würde, wenn alles vorbei wäre. Also konzentrierte sie sich auf den Augenblick, auf den Tag, auf die Nacht.
    Sie versuchte sich zu entspannen und die Dinge laufen zu lassen.
    Gemeinsam standen sie vor dem Blumenbeet, das sie gerade angelegt hatten. Die meisten Pflanzen hatte sie in ihrem Gewächshaus vorgezogen, und es bereitete ihr große Freude, sie jetzt im Garten zu sehen, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    Hilfe zu haben, entdeckte sie, schmälerte diese Freude keineswegs.
    Ihr gefiel das Gefühl, schmutzig, verschwitzt und ein bisschen müde zu sein und zu wissen, dass sie die Spinatlasagne, die sie früher am Tag vorbereitet hatte, nur in den Backofen zu schieben brauchte.
    »Es sieht sehr gut aus.«
    »Es sieht toll aus!«, korrigierte er sie.
    »Ja, es sieht toll aus. Aber in ein paar Wochen wird es noch besser aussehen. Es war schön, dass du mir geholfen hast.«
    Er grinste sie an. »Wirklich?«
    »Wirklich. Möchtest du ein Bier?«
    »Ich habe Rufbereitschaft, deshalb besser nicht. Aber ich könnte eine Cola vertragen.«
    »In Ordnung.«
    So einfach, dachte sie, als sie hineinging. Es gefiel ihr, ihm etwas zu trinken zu holen, ihm etwas zu essen zu machen. Nicht nur für sich selbst, sondern auch noch für eine zweite Person zu kochen, hatte sie entdeckt, war zutiefst befriedigend. Ebenso, wie es ihr gefiel, wenn er vorschlug, Pizza oder chinesisches Essen

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