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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mitzubringen oder ein paar Burger auf den Grill zu legen.
    Sie hatte gedacht, das Haus würde ihr zu eng werden, mit ihm darin, aber irgendwie fühlte es sich seitdem größer an. Sie hatte sich Sorgen gemacht, dass ihre Arbeit – Geschäft und persönliche Dinge – darunter leiden würde, dass jemand ihre Zeit und ihren Raum beanspruchte, aber in den letzten beiden Wochen war sie äußerst produktiv gewesen. Und gerade bei den zeitraubenden kleinen Aufgaben und Pflichten hatte er ihr geholfen oder sie teilweise sogar selber übernommen.
    Sie lebten nicht zusammen, rief sie sich ins Gedächtnis, als sie Eiswürfel in ein Glas gab und die Cola einschenkte. So weit durfte sie es nicht kommen lassen. Aber er hatte zumindest schon einmal Toilettenartikel im Badezimmer stehen, und im Schrank hingen ein paar Sachen von ihm.
    Wenn er nicht da war, schaute sie sich die Sachen gerne an. Sein Hemd, sein Rasierapparat, ein Paar Socken.
    Sie waren der greifbare Beweis dafür, dass er in ihr Leben getreten war.
    Oder in das Leben, das sie aufzubauen versuchte.
    Als sie das Gebell des Hundes und Brooks’ Lachen hörte, blickte sie aus dem Fenster.
    Bert jagte hinter einem Tennisball her, als ob sein Leben davon abhinge. Das Spiel machte ihm nicht nur Spaß, es war auch gutes Training. Trotzdem war es seltsam zu sehen, wie leicht der Hund sich auf den Mann eingestellt hatte.
    Ami, dachte sie.
    Ja, sie waren Freunde geworden.
    Sie nahm ihr Glas mit Eiswasser und ging damit und mit der Cola nach draußen.
    »Danke. Bert würde dem Ball bis nach Texas hinterherjagen, wenn ich so weit werfen könnte.«
    »Er läuft gerne, und es tut ihm gut. Und er liebt es, wenn du den Ball für ihn wirfst, weil du weiter werfen kannst als ich.«
    »Er trainiert mich gleich mit. Wenn er so weitermacht, brauche ich am Samstag kein Training.«
    Sie war erleichtert, als sein Handy klingelte. Er würde nicht noch einmal fragen, er würde sie nicht drängen. Aber sie wusste, er hätte es gerne, wenn sie am Samstag mit in den Park käme, wo er Softball spielte.
    Sie war noch nicht bereit dazu, und sie wusste auch nicht, ob sie jemals dazu bereit sein würde, all den Leuten entgegenzutreten, die sie bestimmt kennenlernen und sich mit ihr unterhalten wollten.
    Sie ergriff den nassen, durchgekauten Tennisball und warf ihn, damit Bert weiterspielen konnte.
    Sie hörte Brooks sagen: »Bin schon unterwegs.«
    »Mist«, sagte er, als er sein Telefon wieder einsteckte.
    »Gibt es Probleme?«
    »Verwöhnter reicher Bengel hat Drogen genommen, eine Hotelsuite kurz und klein geschlagen und den Hotelmanager verprügelt.«
    »Oh. Deinen Freund Russ Conroy?«
    »Ja. Der verwöhnte reiche Bengel ist Justin Blake. Er hat versucht, sich mit den Sicherheitskräften im Hotel anzulegen, und jetzt wird er von ihnen festgehalten, bis ich da bin. Es tut mir leid.«
    »Es ist dein Job.«
    »Es wird eine Weile dauern. Dieses kleine Arschloch hat einen schrecklich einflussreichen Vater, der zusammen mit seinem duldsamen Anwalt seinem Sprössling das schlechte Benehmen erst ermöglicht. Vielleicht schaffe ich es heute Abend nicht mehr wiederzukommen.«
    »Ist schon in Ordnung.«
    »Das kannst du leicht sagen, du verpasst ja die Lasagne nicht.«
    »Ich hebe dir was auf. Du kannst sie auch morgen noch essen.«
    »Danke. Ich rufe dich auf jeden Fall an. Bevor ich losfahre, muss ich mich erst noch waschen.« Er ergriff ihre Hände und beugte sich vor, um sie zu küssen. »Du wirst mir fehlen.«
    Der Gedanke daran gefiel ihr – ein bisschen jedenfalls. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie jemandem fehlte.
    Der Hund kam angetrottet, als Brooks hineinging. Keuchend stand er da, mit dem Ball im Maul, den Blick auf die Tür gerichtet.
    »Wenn er kann, kommt er wieder«, sagte Abigail. »Wir müssen auch ohne ihn zurechtkommen. Es ist wichtig, dass wir auch alleine sein können.«
    Erneut warf sie den Ball. Vielleicht würde sie sich nur einen Salat zum Abendessen machen, dachte sie. Es kam ihr zu einsam vor, die Lasagne alleine zu essen.
    Das Inn of the Ozarks stand auf einem kleinen Hügel außerhalb der Stadt. Das vierstöckige viktorianische Gebäude war in den Zwanzigerjahren als Landhaus von einem erfolgreichen Alkoholschmuggler erbaut worden. Nur Tage vor dem Ende der Prohibition war es mit seinem Erfolg schlagartig vorbei gewesen, als ein Rivale ihn auf seiner eigenen Veranda mit einem Henrystutzen erschoss.
    Die Witwe war nie wieder in das Haus zurückgekehrt, und mit den

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