Die letzte Zeugin
Suite saubermachen und aufräumen, hast du gehört?«
»Wie lange glaubst du … ach, ist egal.« Russ hob die Hand. »In Ordnung.«
»Ich habe Boyd gesagt, er soll die Tür mit Absperrband versiegeln. Ich weiß, dass dir das nicht recht ist, aber je härter wir vorgehen, desto größer sind unsere Chancen, wenn die Blakes vor Gericht gehen sollten.«
»Tu auf jeden Fall, was du für nötig hältst.«
»Da ist noch was.« Brooks zog eine Schublade auf und holte eine Digitalkamera heraus. »Sag Scheiße.«
Russ lachte ein wenig, seufzte. Dann blickte er finster auf die Kamera. »Scheiße.«
Als Brooks sein Büro verließ, stellte er fest, dass Blake sich nicht mehr im Empfangsbereich aufhielt. Wahrscheinlich hatte er sich auf die Suche nach dem Bürgermeister gemacht oder telefonierte gerade mit dem Gouverneur.
»Das ist wirklich eine Schande«, sagte Alma und reichte Brooks einen Umschlag. »Ich habe haufenweise Fotos gemacht, wie du gesagt hast. Es hat mir fast das Herz gebrochen.«
»Das hier macht es wieder heil.« Boyd hielt drei Beweisbeutel hoch. »Wir haben Marihuana, Kokain und ein bisschen Oxy, um das Ganze abzurunden.«
»Das reicht. Hast du es eingetragen?«
»Ja, alles ordentlich und offiziell. Wir haben auch die Videokamera mitgenommen, wie du gesagt hast, und Ash hat den Film abspielen lassen. Klarer können Beweise nicht sein.«
»Ihr habt alle gute Arbeit geleistet. Ist Harry noch da drin?«
»Bis jetzt ist er nicht herausgekommen.«
»Ich unterhalte mich jetzt mit dem Anführer. Boyd, du übernimmst Chad Cartwright, und Ash, du redest mit Doyle Parsins. Erinnert sie an ihre Rechte, habt ihr gehört? Und nehmt alles auf. Wenn einer von ihnen ›Anwalt‹ sagt, hört ihr sofort auf.«
»Bis jetzt hat keiner von den beiden nach einem Anwalt verlangt. Anrufen wollte auch keiner«, berichtete Ash. »Als ich das letzte Mal nach ihnen gesehen habe, waren sie beide weggetreten.«
»Dann weckt sie auf.«
Brooks ging nach hinten zu dem winzigen Besprechungszimmer. Er klopfte an die Tür und schob sie auf. »Justin, es ist Zeit, dass wir miteinander reden, du und ich.«
Justin hing lässig auf seinem Stuhl, einen Arm über die Rückenlehne gelegt. Er verzog nur die Lippen.
»Chief, auf ein Wort.« Harry stand auf und murmelte dem Jungen etwas zu. Justin zuckte nur mit den Schultern.
Harry kam heraus und schloss die Tür. Er war einen Kopf kleiner als Brooks und etwa fünfzehn Jahre älter. Früher einmal hatte Harry als Trainer Brooks’ Little League Team zur Meisterschaft geführt.
»Brooks, mir ist klar, dass diese drei jungen Männer einigen Schaden in der Hotelsuite angerichtet haben, und ich habe auch erfahren, dass sie Alkohol getrunken haben. Tatsache ist jedoch, sie werden den Schaden wiedergutmachen, wenn tatsächlich welcher entstanden ist. Ich muss darauf bestehen, dass meinem Mandanten zu diesem Zweck ein unabhängiger Gutachter zugestanden wird. Und wir wissen beide, dass die Sache mit dem Alkohol nicht so schlimm ist. Ein Klaps auf die Finger und vielleicht eine Therapie. Was die Anzeige wegen Körperverletzung angeht, so hat Justin mir gesagt, dass Russ verständlicherweise aufgebracht war und dass sie sich gegenseitig ein bisschen geschubst hätten. Nun …«
Brooks zog das Digitalfoto von Russ mit seiner geschwollenen, aufgeplatzten Lippe aus der Akte. »Sieht das deiner Meinung nach aus wie ein bisschen gegenseitiges Schubsen?«
Harry starrte auf das Foto, dann seufzte er und fuhr sich mit den Händen durch die kurzen braunen Haare.
»Wirst du diesen Eiertanz eigentlich nie leid?«
Harry wedelte mit der Hand und schüttelte verneinend den Kopf. »Ich muss meinen Job machen, Brooks.«
»Weißt du, an manchen Tagen geht mir mein Job auf die Nerven. Aber deinen finde ich schlimmer.« Brooks öffnete die Tür. Er holte ein Aufnahmegerät aus der Tasche und legte es auf den Tisch.
Er stellte fest, dass die Nacht Justins gebräuntem Goldjungen-Aussehen ein wenig von seinem Glanz genommen hatte. Gut, dachte Brooks, als er in die frechen, blutunterlaufenen Augen blickte.
»Sind dir deine Rechte vorgelesen worden, Justin?«
»Ja. Ich habe das Recht, ›fick dich‹ zu sagen.«
»Justin«, mahnte Harry ihn.
»Redefreiheit.«
»Das Recht habe ich ebenfalls.« Brooks setzte sich. »Anwalt, Sie möchten sich die Fotos sicher anschauen.« Er legte die Beweisfotos auf den Tisch.
Während Harry sie studierte, musterte Brooks den Jungen.
Justin Blake, das einzige Kind von
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