Die letzte Zeugin
Lincoln und Genny Blake, war hineingeboren in Geld, Ansehen und gutes Aussehen. Regelmäßige Gesichtszüge, sinnlicher Mund, strahlend blaue Augen und dicke Haare mit goldenen Strähnen sorgten dafür, dass ihm schon auf der Highschool die Mädchen in Scharen nachliefen.
Er hätte etwas aus sich machen können, dachte Brooks – vielleicht würde er das ja auch noch –, aber bis jetzt waren aus dem Geld, dem Ansehen und dem guten Aussehen nur Arroganz, ein aufbrausendes Temperament und mangelnder Respekt gegenüber jeglicher Art von Autorität herausgekommen.
»Justin Blake, gegen dich ist Anzeige erstattet worden wegen Zerstörung von Eigentum, Vandalismus, unerlaubtem Alkoholgenuss und dreifacher Körperverletzung.«
»Scheißgroße Sache, was?«
»Oh ja. Vor allem, da noch Drogenbesitz dazukommt. Wir haben Gras, Koks und Oxy sichergestellt, was du und deine Kumpels in der Suite zu euch genommen habt.«
Justin verzog nur höhnisch das Gesicht. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Wir haben deine Fingerabdrücke bereits bei den Akten. Ich könnte wetten, dass wir sie auf dem Beutel mit Gras, dem Beutel mit Koks und vielleicht sogar auf den Pillen wiederfinden werden. Du bist auf Bewährung, und eine der Bedingungen bei Bewährung ist: keine Drogen, kein Alkohol, kein Ärger. Du hast alle drei geschafft.«
»In spätestens einer Stunde holt mein Vater mich hier raus. Und wenn Harry sein dickes Honorar verdienen will, dann hat er den Rest vor dem Morgengrauen auch geregelt.«
»Leider nein, dieses Mal nicht. Russell Conroy hat offiziell Anzeige erstattet. Meine Deputys haben Zeugen vernommen. Wir haben, wie du sehen kannst, das Chaos, das du angerichtet hast, mit Fotos dokumentiert. Wir haben die Drogen, den Alkohol, und in Kürze werden wir auch die Mädchen haben, mit denen ihr euch gestern Nacht vergnügt habt. Und wenn eine von ihnen zufällig unter achtzehn sein sollte, wäre das noch das Tüpfelchen auf dem i, weil ich dann auch noch Unzucht mit Minderjährigen und Anstiftung Minderjähriger zu Straftaten auf die Liste setzen könnte. Aber auch ohne dieses Tüpfelchen kommst du dieses Mal nicht mit Bewährung, Therapie und Sozialstunden davon. Dieses Mal kommst du hinter Gitter.«
Justin hob seinen Mittelfinger. »Eine Stunde.«
»Du hast die Bewährung verletzt, und sieh mal auf die Uhr! Es ist schon nach acht. Heute Abend ist es zu spät für eine Kautionsanhörung. Bis morgen früh um zehn bist du Gast in unserer schönen Unterkunft, und dann gehen wir zum Richter und tragen ihm das alles vor.«
»Blödsinn.«
»Chief Gleason«, begann Harry, »die Eltern meines Mandanten sind geachtete Mitglieder der Gemeinde. Ich glaube, wir können Justin ohne Weiteres für eine Nacht ihrer Obhut anvertrauen.«
Brooks warf ihm einen Blick zu, hart wie Granit. »Das wird nicht der Fall sein. Er bleibt. Den Richter kann ich morgen früh wahrscheinlich nicht davon abhalten, ihn auf Kaution freizulassen, aber bis dahin gehört er mir.«
»Du bist nichts! Du bist doch nur ein als Bulle verkleideter Hampelmann, der seinen Schwanz zeigt. Mein Vater könnte dich mit seinem Wechselgeld ein Dutzend Mal kaufen und verkaufen. Du kannst mir überhaupt nichts.«
»Du solltest dich lieber schämen, deinen eigenen Wert am Bankkonto deines Vaters zu messen – dein verkorkstes inneres Kind möchte ich nicht geschenkt haben. Ich sage dir, was ich dir tun kann: Ich kann dich festnehmen und dich unter Anklage stellen, was ich bereits getan habe. Ich kann dich einsperren, bis ein Richter mir etwas anderes sagt. Ich kann – und glaube mir, das tue ich auch – bei deiner Verhandlung aussagen und jedes einzelne Detail deines gewalttätigen, sinnlosen, zerstörerischen Verhaltens auflisten.«
»Ich möchte gerne noch einmal mit meinem Mandanten allein sein.«
»Du warst doch schon über eine halbe Stunde mit ihm allein.«
»Brooks, ich brauche noch einmal etwas Zeit mit meinem Mandanten.«
»Na gut. Wenn du fertig bist, geht er in die Zelle.«
Brooks verließ das Besprechungszimmer. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis drinnen das Geschrei losging. Er wusste, es war kleinlich von ihm und wahrscheinlich auch noch unprofessionell, aber es tat seinem Herzen verdammt wohl zu hören, dass Justin einen Wutanfall wie ein verzogener Zweijähriger bekam.
17
Der Hund schnarchte zu ihren Füßen, während sich Abigail im stillen Haus in den FBI -Rechner hackte. Es freute sie, dass Special Agent Elyse Garrison die Spur verfolgt
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