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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Nein doch nicht gelten lassen.«
    Das war ihr gar nicht aufgefallen, aber Brooks hatte recht. »Deine Mutter hat meine Entschuldigung auch ignoriert. Deshalb dachte ich, es wäre vielleicht besser, ihr eine höfliche Absage zu schicken.«
    »Warum? Ihr Kartoffelsalat ist großartig.«
    »Ich muss mich am Sonntag um Haus und Garten kümmern.«
    »Hühnchen.«
    »Ich bin sicher, dass deine Mutter großartiges Hühnchen zubereitet, aber …«
    »Nein, du bist ein Hühnchen.« Er gab ein gluckendes Geräusch von sich, das sie ärgerlich machte.
    »Du brauchst nicht unhöflich zu sein.«
    »Manchmal ist es eben unhöflich, wenn man aufrichtig ist. Sieh mal, es gibt keinen Grund, warum es dich nervös machen sollte, im Garten meiner Eltern zu sitzen und Kartoffelsalat zu essen. Es macht dir bestimmt Spaß.«
    »Nein, das mache ich nicht. Ich bin mit meinen Terminen sowieso schon im Rückstand. Und außerdem weiß ich nicht, wie man sich bei einem Barbecue verhält. Ich weiß nicht, wie ich mich mit all den Leuten unterhalten soll. Sie werden neugierig sein, weil du und ich Sex miteinander hatten.«
    »Das weißt du doch alles gar nicht«, erwiderte Brooks, »und außerdem kann ich dir bei allem helfen. Vorher helfe ich dir im Garten und im Haushalt. Und die Gespräche bewältigst du schon, aber ich bleibe so lange bei dir, bis du dich wohlfühlst. Und natürlich sind sie neugierig, aber sie werden dich auch mögen, weil ich dich mag und meine Mutter auch. Außerdem verspreche ich dir etwas.«
    Er wartete, bis sie ihn ansah.
    »Was versprichst du?«
    »Du lässt dir eine Stunde Zeit, und wenn es dir dann nicht gefällt, erfinde ich einen Anruf von der Wache, und wir gehen.«
    »Du würdest deine Familie anlügen?«
    »Ja. Sie wüssten ja ohnehin, dass ich lüge, und würden es verstehen.«
    Das war eben eine der Komplikationen, die sich aus gesellschaftlichen Verpflichtungen und interpersonellen Beziehungen ergaben, dachte sie. »Ich fände es am besten, all das zu vermeiden und einfach abzusagen.«
    »Dann kämen sie her und würden dich abholen.«
    Sie hielt inne. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Leider doch, Süße. Meine Mutter würde denken, du seist entweder zu schüchtern oder zu stur, und sie würde dich einfach mitschleppen.«
    »Ich bin weder schüchtern noch stur.« Absichtlich drückte sie das Messer ein wenig fester auf das Brett als nötig. »Ich finde es nicht besonders klug, wenn du mich beleidigst, während ich dir Essen koche.«
    »Ich empfinde es nicht als Beleidigung, wenn ich dich schüchtern oder stur nenne. Und je nach den Umständen kann sich jeder ein bisschen anstellen.«
    »Nach welchen Umständen?«
    »Du weichst vom Thema ab, aber ich sage es dir trotzdem. Der halbjährliche Besuch beim Zahnarzt, Wolfsspinnen und Karaoke.«
    »Karaoke. Das ist doch lustig.«
    »Nicht, wenn ich es mache. Aber vertrau mir. Lass dir eine Stunde Zeit. Eine Stunde tut dir nicht weh.«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Gut. Ich wiederhole mich sicher, aber das Essen riecht großartig.«
    »Hoffentlich wird es heute Abend ruhiger und friedlicher als gestern.«
    Das wurde es, aber nur bis zwei Uhr nachts.
    Als ihr Alarm anschlug, rollte sie sich aus dem Bett und hatte die Pistole, die auf ihrem Nachttisch lag, in der Hand, noch bevor ihre Füße den Boden berührten.
    »Bleib ruhig.« Brooks’ Stimme verriet keinerlei Erregung. »Bleib ganz ruhig, Abigail. Du auch«, sagte er zu dem Hund, der leise knurrte.
    »Es kommt jemand.«
    »Ja, das habe ich gehört. Nein, schalte nicht das Licht an. Wenn jemand auf Unfug aus ist, ist es besser, er weiß nicht, dass wir ihn gesehen haben.«
    »Ich kenne das Auto nicht«, sagte sie und blickte auf den Monitor.
    »Ich aber. Mist.« Sein Seufzer klang eher resigniert als wütend. »Das ist Doyle Parsins Auto, also sind das wahrscheinlich Justin Blake und seine Kumpels Chad Cartwright und Doyle. Ich ziehe mir rasch die Hose an und kümmere mich darum.«
    »Im Auto sitzen nur zwei Personen.«
    Brooks schlüpfte in Hose und Hemd und trat erneut an den Monitor. »Entweder ist Chad zur Vernunft gekommen und zu Hause geblieben, oder sie haben ihn früher abgesetzt, damit er von hinten ans Haus herankommt. Da ich sie aber alle drei nicht für so clever halte, würde ich sagen, Chad hat die Party verlassen.«
    Brooks legte Abigail fest die Hand auf die Schulter. »Es hat nichts mit dir zu tun, Abigail. Entspann dich.«
    »Ich kann mich nicht entspannen, wenn jemand um zwei Uhr morgens auf

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