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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einwies, beschloss Roland, ihr Trinkgeld zu verdoppeln.
    »Nur Kaffee.«
    »Du hast noch nichts von unserem gedeckten Kirschkuchen gehört. Ich habe gerade erfahren, dass man ihn nicht ablehnen kann.« Sie zwinkerte Roland zu, und er hob seine Gabel.
    »Kuchen wäre jetzt an mich verschwendet. Anwälte.«
    »Na, Süßer, das hört sich aber nach zwei Kugeln Vanilleeis auf dem Kuchen an.«
    »Nächstes Mal. Ich bin nur hereingekommen, weil ich einen anständigen Kaffee trinken und in Ruhe meine Notizen durchschauen wollte.«
    »Na gut. Blakes Anwälte?«, fragte sie und schenkte ihm Kaffee ein.
    »Neue. Er hat Harry gefeuert, und ganz unter uns, ich glaube, der tanzt gerade vor Freude. Blake hat eine Kanzlei aus dem Norden engagiert.«
    »Yankee-Anwälte?« Kim verzog verächtlich den Mund. »Das überrascht mich gar nicht.«
    »Armani-Anzüge und Aktenkoffer von Louis Vuitton. Sie stellen einen Antrag nach dem anderen. Vor allem wollen sie einen anderen Verfahrensort. Der Richter kann sie nicht leiden.«
    »Sie wollen ihn von hier weghaben, irgendwohin, wo die Leute nicht wissen, was er für ein kleines Stück Scheiße ist, der Blake-Junge.«
    »Ich kann es ihnen nicht verdenken. Aber ob hier oder auf Pluto, Fakten sind Fakten. Nur manchmal reichen Fakten in einem Gerichtssaal einfach nicht aus.«
    Kim schlug sich mit der Faust an die Hüfte. »Glaubst du, er kommt davon? Doch nicht nach allem, was er getan hat!«
    »Ich will gar nicht daran denken, denn wenn er aus der Sache heil herauskommt, bringt er beim nächsten Mal einen um, das spüre ich in den Knochen.«
    »Du liebe Güte, Brooks!«
    »Entschuldigung.« Brooks rieb sich die müden Augen. »Ich hätte meine schlechte Laune besser im Büro gelassen.«
    »Sitz hier und trink in Ruhe deinen Kaffee. Du darfst dich von dem Ganzen nicht so herunterziehen lassen.« Sie beugte sich herunter und küsste ihn auf den Scheitel. »Du hast deinen Job getan, und jeder weiß das. Mehr kannst du nicht machen.«
    »Ich habe aber das Gefühl, ich müsste es eigentlich. Na ja … also, nur Kaffee.«
    »Du meldest dich, wenn du etwas brauchst.« Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und füllte im Vorbeigehen Rolands Kaffeetasse auf.
    Nachdenklich saß Roland da. Nichts davon, was der Polizist gesagt hatte, kam ihm falsch vor. Er verachtete »das kleine Stück Scheiße« ja ebenfalls. Aber wie die kluge, wundervolle Kim gesagt hatte, mehr als seinen Job konnte man nicht tun.
    Und sein Job war, etwas zu finden, was die Waagschalen zugunsten seines Kunden ausschlagen ließ.
    Er erstickte beinahe an seinem Kuchen, als die Vision eintrat.
    Er wusste, dass es in manchen Kleinstädten im Süden wahre Schönheiten gab, und seiner Meinung nach pflegten Frauen aus dem Süden diese Schönheit wie Treibhaus-Rosen. Vielleicht lag es am Wetter, an der Luft, an der Gelegenheit, ständig so dünne Sommerkleider zu tragen, wie auch die Vision eines trug. Vielleicht lag es aber auch am gemächlicheren Tempo oder an irgendwelchen Geheimnissen, die die Mütter an ihre Töchter weitergaben.
    Was auch immer es war, es funktionierte.
    Er liebte seine Frau und war in ihren zwölf gemeinsamen Jahren – von denen sie seit zehn Jahren verheiratet waren – nie fremdgegangen. Aber ein Mann hatte ein Recht auf eine kleine Fantasie ab und zu, wenn die erotischste Frau, die er je in seinem ganzen Leben gesehen hatte, ihm vor die Augen kam.
    Hüften schwingend schwebte sie zu Gleasons Nische und glitt hinein wie geschmolzene Butter auf warmem Toast.
    »Das ist kein guter Zeitpunkt, Sylbie.«
    In Rolands Welt gab es nur gute Zeitpunkte für Sylbie.
    »Ich habe nur eine Frage. Ich will nicht versuchen, dich zurückzubekommen, oder so etwas in der Art. Ich habe meine Lektion im März gelernt.«
    »Das ist gut, aber der Zeitpunkt ist wirklich schlecht gewählt.«
    »Du siehst müde und angespannt aus. Es tut mir leid. Wir waren einmal Freunde.«
    Als er nicht antwortete, blickte sie weg und stieß einen Atemzug aus, bei dem sich ihre entzückenden Brüste hoben und senkten.
    »Vielleicht waren wir doch keine Freunde, und vielleicht ist das meine Schuld. Ich habe viel nachgedacht, seit ich mich für dich gedemütigt habe.«
    »Lass uns nicht wieder davon anfangen.«
    »Du hast leicht reden, du warst ja nicht derjenige, der nackt dastand.«
    Roland spürte, wie er hart wurde, und bat im Geiste seine Frau um Verzeihung.
    »Es war ein Fehler, und ein Teil der Schuld trifft auch mich, weil ich es nicht mit dir

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