Die letzte Zeugin
ausdiskutiert habe. Dir tut es leid. Mir tut es leid. Lass es uns einfach vergessen.«
»Ich kann es nicht vergessen, ehe ich es nicht mit Gewissheit weiß.«
»Was?«
»Warum sie und nicht ich? Ich möchte wissen, warum du lieber mit Abigail Lowery zusammen sein willst – und jeder weiß, dass du mit ihr zusammen bist – als mit mir.«
Das wollte Roland auch gerne wissen und nicht nur für seinen Kunden. Er hatte ein Foto von Lowery gesehen, und sie war attraktiv, natürlich. Hübsch, auf eine stille Art vielleicht sogar schön. Aber neben der aufsehenerregenden Sylbie? Sie war bestimmt kein gedeckter Kirschkuchen.
»Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll.«
»Sag mir einfach die Wahrheit. Ist sie besser im Bett als ich?«
»Du lieber Himmel.«
»Das ist also die falsche Frage.« Ungeduldig warf sie ihre prachtvollen Haare zurück. »Das wollte ich eigentlich auch nicht fragen, obwohl ich darüber nachgedacht habe. Gib mir doch einfach eine Antwort, die ich verstehe.«
»Sie macht mich glücklich. Wenn ich bei ihr bin, bin ich genau da, wo ich sein möchte. Und alles, was wichtig ist, ergibt einen Sinn. Ich weiß nicht, warum sich Menschen ineinander verlieben, Sylbie. Es ist einfach so.«
»Du liebst sie?«
»Ich liebe sie.«
Sie starrte einen Moment lang auf den Tisch. »Kann ich einen Schluck von deinem Kaffee trinken?«
»Sicher.«
Sie trank einen Schluck, verzog das Gesicht und setzte die Tasse wieder ab. »Du trinkst ihn immer viel zu süß.«
»Schlechte Angewohnheit von mir.«
»Hast du mich jemals geliebt?«
»Ich habe dich begehrt. Es gab Zeiten, da war ich völlig verrückt nach dir. Beim ersten Mal waren wir noch zu jung, um es zu begreifen. Beim zweiten Mal? Vielleicht haben wir beide es versucht. Ich konnte dich nicht glücklich machen, und du konntest mich nicht glücklich machen. Und nichts ergab wirklich Sinn.«
»Doch, der Sex.«
Er lachte leise. »Okay, da hast du recht. Aber Sex, selbst guter Sex, deckt nicht das Ganze ab.«
»Ich dachte, das hätte ich nach meiner ersten Scheidung begriffen, aber das stimmt wahrscheinlich nicht. Und dann die zweite Scheidung … ich wollte nie eine Frau mit zwei gescheiterten Ehen auf dem Buckel sein.«
Mit großen Augen blickte sie aus dem Fenster. »Aber ich bin es.«
»Vielleicht solltest du einfach nur die zwei Ehen sehen. Leute, die mehr als einmal heiraten, sind Optimisten.«
»Optimisten.« Halb lachend schob sie seinen Kaffee weg. »Das klingt auf jeden Fall besser als Loser.«
»Du bist kein Loser, Sylbie.«
»Ich bin so gut wie mit Grover zusammen.«
»Du … oh.« Brooks ergriff seine Kaffeetasse und trank hastig einen Schluck. »Na ja.«
»Ich weiß. Er ist nicht der Typ, auf den ich normalerweise stehe. Er sieht nicht gut aus, und er ist ein bisschen rundlich. Aber er hat eine liebe Art. Du im Übrigen auch, aber bei dir habe ich es nicht gewürdigt. Bei ihm bin ich dankbar dafür. Wir schlafen zwar noch nicht miteinander, aber ich fühle mich gut, wenn ich mit ihm zusammen bin. Mir geht es irgendwie besser mit mir. Vermutlich sind wir Freunde, was du und ich ja niemals waren.«
»Das ist schön.«
»Er macht mich glücklich, obwohl ich gar nicht damit gerechnet hatte. Wahrscheinlich muss ich erst noch herausfinden, ob ich glücklich bleiben kann.«
»Ja, ich hoffe es für dich.«
»Ich auch.« Sie stand auf. »Noch bin ich nicht ganz bereit, dir mit Abigail Lowery Glück zu wünschen, aber ich bin ziemlich nahe dran.«
»Das ist doch schon mal was.«
»Bis dann.«
Sie schwebte hinaus. Roland hätte gerne noch länger nachgedacht, aber da er seinen Kuchen aufgegessen hatte, musste er das wohl woanders tun. Gleason ging ebenfalls und ließ das Geld für den Kaffee auf dem Tisch liegen.
Vielleicht sollte er einmal zu Lowerys Haus fahren, um sich dort ein wenig umzusehen.
Abigail gönnte sich eine Pause von der Arbeit und blätterte online durch Rezepte. Es lenkte sie von ihren Sorgen ab. Beinahe jedenfalls. Wenn Brooks das nächste Mal kam, würde er bestimmt mit ihr darüber reden wollen, was als Nächstes geschehen sollte. Und sie machte sich Gedanken darüber, was er sich wohl ausgedacht hatte.
Also arbeitete sie, machte die Wäsche, arbeitete, jätete Unkraut, arbeitete, sah sich Rezepte an. Sie war einfach nicht in der Lage, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und sie fertigzustellen.
Es sah ihr gar nicht ähnlich.
Sie wünschte, er käme endlich.
Sie wünschte, sie könnte allein sein.
Sie
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