Die letzte Zeugin
ist es nicht.« Die Welt hörte nicht auf, sich zu drehen, als sie ihrer Mutter widersprach. »Ich muss aussagen. Ich kann nicht nach Hause gehen.«
Schock legte sich über die brutal kalte Wut auf Susans Gesicht. »Hast du irgendeine Vorstellung davon, was das für Konsequenzen hat? Du wirst nicht am Sommerprogramm teilnehmen und nicht im Herbst in Harvard studieren können. Du wirst deine weitere Ausbildung verzögern und aufs Spiel setzen, und du gibst dein Leben, dein Leben , Elizabeth, in die Hände von Leuten, die in Wahrheit nur diesen Mann verhaften wollen, ganz gleich, was es dich kostet.«
»Julie ist tot.«
»Das lässt sich nicht ändern, aber diese Entscheidung könnte dein Leben ruinieren, deine Pläne, deine Zukunft.«
»Wie kann ich denn einfach wieder nach Hause, in mein altes Leben zurückkehren, als ob nichts passiert wäre? Und es sind deine Pläne, weil sie niemals meine waren. Wenn sie die Mörder vor Gericht stellen wollen, dann akzeptiere ich das. Du willst doch nur, dass ich gar nichts tue, dass ich gehorche und das Leben führe, das du für mich entworfen hast. Das kann ich nicht. Ich kann es nicht mehr. Ich muss versuchen, das für mich Richtige zu tun. Das ist die Konsequenz, Mutter. Und diese Konsequenz muss ich akzeptieren.«
»Du machst deinen Fehler nur noch schlimmer.«
»Dr. Fitch«, begann John, »der Generalstaatsanwalt kommt hierher, um mit Liz zu reden …«
»Elizabeth.«
»Hören Sie sich an, was er zu sagen hat, welche Schritte ergriffen werden müssen. Sie können sich Zeit lassen. Wir bringen Sie und Ihre Tochter an einen neuen Ort, wo Sie ein paar Tage lang zu sich kommen und miteinander sprechen können.«
»Ich habe nicht die Absicht, irgendwo mit Ihnen hinzugehen, und ich bin auch nicht verpflichtet dazu. Ich rechne damit, dass du in ein oder zwei Tagen wieder zu Verstand kommst«, sagte sie zu Elizabeth. »Bis dahin werden dir die Grenzen deiner jetzigen Umstände und das wahre Ausmaß dieser Konsequenzen klar geworden sein. Ich sage Dr. Frisco, dass du krank bist und die Arbeit nachholen wirst. Denk gründlich nach, Elizabeth. Was du jetzt unternimmst, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.«
Sie wartete und presste die Lippen zusammen, als Elizabeth ihr keine Antwort gab.
»Ruf mich an, wenn du bereit bist, nach Hause zu kommen. Deputys«, sagte sie und ging zur Tür.
John war schneller als sie. »Einen Moment noch, Doktor.« Er ergriff sein Funkgerät. »Dr. Fitch kommt jetzt raus. Begleiten Sie sie nach Hause.«
»Verstanden. Hier draußen ist alles in Ordnung.«
»Sie billigen meine Entscheidung in dieser Situation nicht«, sagte Susan.
»Weder brauchen Sie meine Billigung noch wollen Sie sie. Aber ich billige Ihre Entscheidung wirklich nicht. Nicht auf lange Sicht.«
»Sie haben recht. Weder brauche ich Ihre Billigung noch will ich sie.« Ohne sich noch einmal umzusehen, ging sie hinaus.
Als John sich umwandte, sah er Terry auf der Armlehne von Elizabeth’ Sessel sitzen, eine Hand leicht auf der Schulter des Mädchens.
»Menschen reagieren unterschiedlich auf Angst und Sorge«, sagte er.
»Sie hat weder Angst noch Sorge empfunden, jedenfalls nicht in erster Linie. In erster Linie ist sie wütend und fühlt sich gestört. Das kann ich verstehen.«
»Sie hat sich falsch verhalten«, warf Terry ein. »Ich weiß, sie ist deine Mom, aber sie ist ganz schön neben der Spur.«
»Sie verhält sich nie falsch, und eine Mom ist sie nie gewesen. Ist es in Ordnung, wenn ich eine Zeitlang in mein Zimmer gehe?«
»Ja, sicher. Aber, Liz«, fügte John hinzu, als sie aufstand, »niemand macht nie etwas falsch.«
»Hexe«, sagte Terry leise, als Elizabeth das Zimmer verlassen hatte. »Kaltherzige Hexe. Kommt einfach hierher, mit einer Frisur wie einbetoniert, und schlägt zu so einem Zeitpunkt auf das arme Mädchen ein.«
»Sie hat sie nicht einmal berührt«, murmelte John. »Sie hat das Kind nicht einmal in die Arme genommen, sie gefragt, wie es ihr geht, oder gesagt, sie sei froh, dass ihr nichts passiert ist. Du lieber Himmel, wenn das Leben dieses Mädchens so gewesen ist, dann ist das Zeugenschutzprogramm wahrscheinlich viel besser.«
Elizabeth verbrachte zwei Stunden mit Mr Pomeroy von der Staatsanwaltschaft. Sie musste alles noch einmal erzählen, jeden einzelnen Schritt wiedergeben, dieses Mal mit Unterbrechungen zur Klärung, bei denen sie zu Situationen zurückgehen, vorgreifen, wieder zurückgehen musste. Bei Mr Pomeroy waren drei andere
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