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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Herausforderung, und sein Interesse würde nachlassen.
    Das waren doch logische Gründe.
    Außerdem konnte sie so ihre Sehnsucht befriedigen. Wenn ihre körperlichen Bedürfnisse gestillt waren und sein Interesse schwand, weil es keine Herausforderung mehr gab, dann gab es auch keinen Grund mehr für sie, zu unpassenden Zeiten an ihn zu denken. Alles würde wieder beim Alten sein.
    Sie hielt die Theorie für stichhaltig.
    Sie würden Sex haben, und dann würden sie wieder getrennter Wege gehen.
    Erleichtert und erfreut über ihre kluge Entscheidung, lief sie mit Bert nach oben, um sich zu vergewissern, dass sich nichts in ihrem Schlafzimmer, in ihrem Badezimmer oder irgendwo sonst im ersten Stock befand, was ihm ins Auge fallen könnte.
    Er würde keinen Grund haben, nach dem zweiten Schlafzimmer zu fragen, und außerdem war die Tür abgeschlossen. Noch einmal hielt sie inne und fragte sich, ob es wirklich so klug war, ihre Prinzipien zu brechen und in ihrem eigenen Haus eine intime Begegnung mit einem Einheimischen zu haben.
    Aber sie glaubte schon. Einen einmaligen Regelbruch konnte sie durchaus handhaben.
    Sie blickte gerade auf den Bildschirm ihres Schlafzimmers, als die Alarmanlage piepste. Leise murmelte sie Bert zu, dass alles in Ordnung war.
    Brooks war schnell, dachte sie, als sie beobachtete, wie sein Wagen sich dem Haus näherte.
    Sie mochte Pizza, dachte sie, als sie die Treppe hinunterging. Beim Entriegeln der Tür versicherte sie sich, dass ihr Plan gut war. Beide Seiten würden ihn in liebenswürdiger Weise ausführen.

12
    Da stand sie, dachte er, ihren treuen Gefährten an der Seite und den Blick so wachsam auf ihn gerichtet, dass er einfach wusste, dahinter verbargen sich Geheimnisse.
    Dieses Mal wirkte sie nicht ärgerlich, und doch beobachtete sie jede seiner Bewegungen, als er mit der Pizza und einem Sixpack Rolling Rock aus dem Auto stieg.
    »Hi.«
    »Hi.« Sie trat einen Schritt zurück, dann schloss sie hinter ihm wieder zu. »Du hast Bier mitgebracht. Ich habe eine Flasche Rotwein zum Atmen geöffnet, aber …«
    »Das passt auch. Wir stellen das Bier einfach in den Kühlschrank.« Er reichte ihr das Sixpack, dann zog er einen Rinderkauknochen aus der Tasche. »Etwas für Bert, wenn das okay ist.«
    Das berührte sie. Es zeigte seine Freundlichkeit. »Er wird den Knochen von dir nicht annehmen.«
    »Dann gibst du ihn ihm eben.«
    Er reichte ihr den Knochen. Bert verfolgte jede seiner Bewegungen mit den Blicken, aber er zuckte mit keinem Muskel.
    »Das war sehr nett von dir. Er mag diese ganz besonders.« Sie wandte sich zu dem Hund und murmelte einen Befehl. Bert plumpste auf sein Hinterteil.
    »Das war aber nicht Französisch.«
    »Italienisch.« Sie gab Bert den Knochen und murmelte erneut einen Befehl.
    »Er spricht auch Italienisch. Ein kluger Hund. Er lächelt.«
    »Hunde können nicht lächeln.«
    »Ich bitte dich, sieh dir doch mal diesen Blick an. Er lächelt. Wo soll ich die Pizza hinstellen?«
    »Am besten in die Küche. Du bist gut gelaunt.«
    »Ich werde gleich Pizza mit einer schönen Frau essen, die zudem noch Peperoni mag, ein Lieblingsbelag von mir. Und sie hat Wein aufgemacht. Ich habe bis morgen früh um acht frei. Ich wäre doch blöd, wenn ich keine gute Laune hätte.«
    »Du bist nicht blöd.« Sie holte Weingläser aus dem Schrank. »Und du wirkst auch nur selten gestresst, obwohl dein Beruf sehr stressig ist. Das habe ich beobachtet.«
    »Ich mag meinen Job.«
    »Aber wenn dein Vater nicht krank geworden wäre, wärst du immer noch in Little Rock.«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber es sollte so sein. Ich sollte nach Hause kommen, diesen Job übernehmen und mich wieder hier niederlassen.«
    Sie schüttelte den Kopf, als sie die Teller herausholte. Konnte es sein, dass sie sich tatsächlich wieder unterhielt? »Es gibt keine Vorsehung oder Schicksal. Das Leben besteht aus einer Reihe von Entscheidungen und Umständen, Aktion und Reaktion und den Ergebnissen der Entscheidungen anderer Leute. Die Krankheit deines Vaters hat dich damals beeinflusst, dich für diese Position zu entscheiden. Ich finde, es war eine loyale, liebevolle Entscheidung, aber es war nicht vorherbestimmt.«
    Er schenkte den Wein ein. »Ich glaube sowohl an Entscheidungen als auch an Schicksal.«
    »Wieso? Schicksal und Entscheidungen nach freiem Willen passen doch gar nicht zusammen.«
    »Ja, das ist ein Rätsel, was?«
    Er wirkte so normal in ihrer Küche, in ihrem Haus, mit seinen Jeans und seinem

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