Die letzte Zeugin
T-Shirt, seinen Sneakers und seiner abgewetzten Lederjacke. Sollte sie sich deswegen Gedanken machen?
»Sollen wir nicht auf der hinteren Veranda essen? Es ist so ein schöner Abend.«
Das brachte sie aus dem Konzept. Sie aß nie draußen und ging auch nie ohne Waffe aus dem Haus.
»Man kann dir förmlich ansehen, wie die Rädchen rattern.« Er fuhr mit einem Finger über ihre Schläfe. »Du hast bestimmt den größten Teil des Tages drinnen am Schreibtisch verbracht. Wozu hast du denn dieses Haus gekauft, wenn du hier nicht auch einmal einen milden Frühlingsabend genießt?«
Auch eine Entscheidung, dachte sie. »In Ordnung.« Sie öffnete die Schublade und holte ihr Halfter heraus. »Ohne Pistole gehe ich nicht nach draußen.«
»Okay.« Es war ihre Glock 19, anscheinend ihre Lieblingswaffe. »Ich wünschte, du würdest mir sagen, wovor du Angst hast.«
»Ich habe keine Angst.« Es war zwar eine Lüge, aber nur eine kleine. Um echte Angst zu empfinden, war sie zu gut vorbereitet und gesichert. »Ich habe nur gerne eine Pistole dabei, wenn ich hinausgehe.«
»In Ordnung.« Er wartete, während sie den Gürtel umlegte und die Hintertür aufschloss. »Aber wenn du dich entschließt, es mir zu erzählen, werde ich einen Weg finden, um dir zu helfen.«
»Woher willst du eigentlich wissen, dass ich keine Kriminelle bin? Ein Verbrecher auf der Flucht?«
»Glaubst du an Instinkt?«
»Ja, natürlich. Er ist …«
»Du brauchst es mir nicht zu erklären. Führ es einfach auf meinen Instinkt zurück.«
Auf der Veranda stand ein kleiner Tisch mit einem einzelnen Stuhl. Brooks legte die Pizza auf den Tisch und ging wieder hinein, um den Schreibtischstuhl zu holen.
»Es ist schön hier draußen, der Blick, die Luft. Du hast mit dem Garten angefangen.« Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl und trank einen Schluck Wein. »Was ziehst du im Gewächshaus?«
»Blumen, ein bisschen Gemüse. Ich habe ein paar kleine Obstbäume. Sie gedeihen gut im Gewächshausklima.«
»Ja, das kann ich mir denken.«
Auf ihr Signal hin legte Bert sich zu ihren Füßen und begann an seinem Knochen zu kauen.
»Er lächelt wieder.«
Dieses Mal schüttelte sie nur schmunzelnd den Kopf. »Du hast viel Fantasie.«
»Vielleicht ist das mein Mittel gegen Stress.« Er nahm das Stück Pizza, das sie ihm reichte, und legte es auf seinen Teller.
Eine Weile aßen sie schweigend.
»Du wirst nicht fragen«, sagte er schließlich. »Du hast dich gut unter Kontrolle, Abigail.«
»Wie bitte?«
»Ich habe gesagt, ich hätte Neuigkeiten, aber du fragst mich nicht danach. Die meisten Leute hätten es keine drei Minuten ausgehalten, ohne zu fragen.«
»Vielleicht war es nur eine Masche.«
»Dieses Mal nicht.« Er wartete einen Moment, dann stieß er einen schweren Seufzer aus. »Und jetzt fragst du nicht, weil du mich auf den Arm nehmen willst.«
Sie lächelte wieder, und wie jedes Mal, wenn sich ihre Mundwinkel nach oben verzogen, hatte er das Gefühl, einen kleinen Sieg errungen zu haben. »In Ordnung, in Ordnung, wenn du es unbedingt wissen willst, erzähle ich es dir. Ich habe deinen Rat angenommen und für meine Mutter einen Welpen vor dem Tierheim bewahrt.«
»Hat sie sich gefreut?«
»Sie hat vor Freude geweint. Meine Schwester hat mir heute eine SMS geschickt, ich sei ein Schleimer und Ma hätte sie trotzdem lieber. Sie ist die Mittlere. Sie hat nur Spaß gemacht«, fügte er hinzu, als Abigail die Stirn runzelte. »Wir nehmen uns gern gegenseitig auf die Schippe. Nach einer intensiven Debatte, zu der ich nichts beigetragen habe, weil ich stattdessen meinen Burger gegessen habe, haben die glücklichen Eltern ihr neues Kind Plato genannt. Mein Dad wollte lieber Bob oder Sid, aber meine Mutter behauptet, das Hündchen sähe sehr philosophisch und klug aus und hätte einen bedeutenden Namen verdient.«
»Das ist ein guter Name. Namen mit starken Konsonanten kann man beim Training leichter benutzen. Das sind ja wirklich gute Neuigkeiten. Glückliche Neuigkeiten.«
»Ja, ich finde auch.« Er zog sein Telefon aus der Gürteltasche. »Hier, ich habe ein Foto von ihm.« Er zeigte es ihr.
»Er ist sehr hübsch und hat wache, aufmerksame Augen.« Es war schön, sich vorzustellen, dass er jetzt ein gutes, liebevolles Zuhause hatte. »Du bist ein guter Sohn.«
»Meine Eltern machen es mir leicht. Was ist mit deinen Eltern?«
»Es gibt nur noch meine Mutter. Wir haben keinen Kontakt.«
»Das tut mir leid. Wo lebt sie?«
»Wir haben schon
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