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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Händler waren nur am Geschäft interessiert. Die Möglichkeit, etwas Neues zu erfahren, war das Risiko wert, ihn ein paar Tage lang bleiben zu lassen. Informationen waren Gold wert, und er wusste vielleicht mehr, als er zu wissen glaubte – womöglich etwas über die Gerüchte, dass General O’Malley sich im Osten eine Machtbasis aufbaute. Solches Wissen konnte Rosa gebrauchen, um Valle zu verteidigen und erfolgreiche Überfälle zu planen.
    Obwohl die Bravos Rosa im Augenblick liebten, würde sie vielleicht in ihrer Achtung sinken, wenn magere Zeiten kamen. Aber sie würde die Oberhand behalten, ganz gleich, was sie zu dem Zweck tun musste.
    »Wir geben dir von unseren Vorräten, sofern du etwas hast, was wir unsererseits wollen. Die Stadt treibt Tauschhandel. Es gibt nur eines, was wir vorher von dir brauchen.«
    »Warum habe ich das Gefühl, dass genau das der Haken an der Sache ist?«
    »Weil du ein schlauer Mann zu sein scheinst«, sagte Rosa. »Du musst nur einen kleinen Test bestehen, bevor wir dich ungehindert in unserer Mitte umherspazieren lassen.«
    Die Art, wie er an der Sicherung seiner Pistole herumspielte, hätte beiläufig wirken können, aber Rosa wusste es besser. »Was für einen Test?«
    »Valle ist Menschenland. Gestaltwandler sind hier nicht willkommen. Wenn sie genug Verstand haben, eine Warnung zu beherzigen, raten wir ihnen weiterzuziehen. Wenn sie zur anderen Art gehören, töten wir sie.«
    »Ich soll beweisen, dass ich ein Mensch bin. Wie soll ich das bitte schön tun?«
    Rosa grinste in dem Wissen, dass sie noch furchterregender wirkte, wenn sie es tat. »Das überlass nur uns.«
    Aber ihr Lächeln brachte ihn nicht aus dem Takt. Er grinste geradewegs zurück, dass sich ihr die Nackenhaare aufstellten. »Wird es wehtun?«
    »Ist das eine Herausforderung?«
    »Nur eine Frage.«
    »Du wirst es überleben, sofern du uns nicht die Krallen zeigst und uns nach deiner Verwandlung noch verstehen kannst.«
    Seine Augen blieben unergründlich, sein Gesicht ausdruckslos. Er zuckte mit den Schultern, als ob alles, was sie ihm anbot, auch nicht schlimmer sein konnte als das, was schon hinter ihm lag. Das machte sie neugierig.
    »Dann mal los«, sagte er mit verführerisch heiserer Stimme.
    »Bist du Masochist?«
    Ein ganzer Hort von Geheimnissen lag in seinem moosgoldenen Blick verborgen. Einen schwindelerregenden Moment lang hatte sie das scheußliche Gefühl, dass er geradewegs durch sie hindurchsehen konnte, als hätte das Sonnenlicht sie zu einem Fenster gemacht, das bis auf all die Schmutzflecken transparent war. Es kostete Rosa Mühe, ihm weiter in die Augen zu sehen, und sie lächelte breiter.
    »Nicht unbedingt«, sagte er. »Aber wenn ich dafür in einem Bett schlafen kann und etwas Warmes zu essen bekomme, ist es mir das schon wert.«
    »Du gehst also davon aus, dass wir etwas Warmes zu essen haben.«
    »Ja, das tue ich.«
    Rosa fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Wie viele Kugeln hast du noch in dem Schießeisen da?«
    »Drei.«
    »Zeig sie mir.«
    Chris öffnete die Trommel und drehte sie. Seine Ehrlichkeit und seine ruhigen Antworten hätten Rosa überzeugen sollen, dass er sauber war, aber sie kämpfte gegen ein Schaudern an. Seit Monaten hatte es schon kein Mann mehr gewagt, ihr direkt in die Augen zu sehen. Seine Bereitwilligkeit hatte einen Unterton von Aufmüpfigkeit, der ihr überhaupt nicht gefiel. Du führst nur das Kommando, weil ich es zulasse , sagte sein Auftreten.
    Aber da irrte er sich.
    »Lass sie im Holster stecken, sonst nehme ich sie dir ab. Wenn du sie gegen meine Leute einsetzt, bist du tot. Hier entlang.«
    Sie marschierte mit großen Schritten zu einer Ansammlung von Gebäuden. Die zusätzlichen Wachen formierten sich zu zwei Zweiergruppen. Sie hatte sie gut ausgebildet. Unter ihnen war auch der junge, flinke Rio; er war immer noch erpicht darauf, sich bei ihr beliebt zu machen. Dank ihrer gemeinsamen Vergangenheit sah er sie als Schwester und Mutter zugleich an, und seine Bewunderung tröstete sie in geringem Maße über ihren Verlust hinweg.
    Aber sie würde nie aufhören, um José zu trauern.
    »Ärger?«, fragte der Junge.
    »Nicht unbedingt. Wir müssen ihn dem Stresstest unterziehen, bevor wir ihm unsere Gastfreundschaft anbieten.«
    Die Bravos nickten. Anders als die Bestrafungen, die dort durchgeführt wurden, wo alle sie sehen konnten, würde das hier in aller Stille erledigt werden. Auf diese Weise konnte der Neuankömmling in Schach gehalten

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