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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Gesicht mit den Händen. »Versprichst du mir, vorsichtig zu sein?«
    »Das bin ich.«
    Bis auf diese eine Bitte versuchte er nicht, sie zu überreden, sich im Hintergrund zu halten. Sie wusste es zu schätzen, wie gut er ihren Charakter verstand. Sie dachte, dass er sie vielleicht küssen würde wie in der Stadt, aber er trat zurück. Ihm war bewusst, wie wichtig die bevorstehende Mission war. Weder zeigte er ihr Grenzen auf, noch lenkte er sie von ihrer Pflicht ab. Er würde sie nie dafür auslachen, dass ihr ihre Führungsrolle wichtig war. Statt eines Kusses tauschten sie einen langen, ernsten Blick, und für diesen einen Moment verblassten ihre Sorgen.
    Falco räusperte sich. »Sollen wir erst Kundschafter vorausschicken?«
    Es war vielleicht das einzige Mal, dass er nach der Meinung anderer fragte, statt einfach zu versuchen, das Heft in die Hand zu nehmen. Anscheinend versuchte auch er sich zu ändern. Rosas Furcht legte sich noch weiter. Natürlich nicht vollkommen, denn ein einfacher Kampf würde es nicht sein. Sie standen kurz davor, sich mit den erbarmungslosesten Mördern im ganzen Ödland anzulegen. Aber sie hatte auch die besten Leute.
    »Ich nehme Ex und Chris mit«, sagte sie. »Sie können sich wenn nötig leise vorausschleichen. Wartet auf mein Signal.«
    »Die Elfeneule?«, fragte Falco.
    »Genau.«
    Dieses Geräusch, das wie leises, spöttisches Gelächter klang, konnte sie am besten nachahmen. Vielleicht würden ihre Rufe auch so gedeutet werden. Die betrunkenen, schießwütigen Dreckskerle in Angst und Schrecken zu versetzen würde womöglich dafür sorgen, dass sie ihre Munition vergeudeten. Niemand hatte mehr unbegrenzte Vorräte, besonders wenn man bedachte, wie gut ihre Leute an den örtlichen Straßen patrouillierten. Sie hoffte, dass sie nach der Schlacht ein paar Schuss Munition würden ergattern können. Wenn sie Peltz’ Männer hinwegfegten, würden die Verhältnisse stabiler werden. Sonst hatte es noch niemand gewagt, auf ihrem Territorium sein Lager einzurichten. Sie wollte, dass dieser Zusammenstoß so brutal wurde, dass nie mehr ein anderer auf den Gedanken kommen würde.
    Rosa, Chris und Ex brachen schweigend auf, während Falco und die Übrigen sich hinter ihnen verteilten. Selbst die kleinsten Geräusche trugen weit, und so schlich Rosa vorsichtig vorwärts, um kein Risiko einzugehen. Sie war sich der losen Steine unter ihren Füßen und der beiden Männer in ihrem Rücken bewusst.
    Wie komisch, dass ausgerechnet ich zwei Gestaltwandler in den Kampf führe. Das Universum hat einen Sinn für Humor.
    Ex blieb plötzlich stehen und hob den Kopf, um zu schnuppern. Er wandte sich an Chris: »Riechst du das?«
    »Mein Gott, die stinken vielleicht! Ein Bandit im Nordosten.«
    Rosa legte den Kopf schief und versuchte wahrzunehmen, was die beiden rochen, aber ihre Sinne waren der Aufgabe einfach nicht gewachsen. »Wie weit entfernt?«
    »Hundert Meter«, sagte Chris.
    Sie mussten den Wachtposten ausschalten, und so fragte Rosa mit einem kaum hörbaren Flüstern: »Verwandelt ihr euch jetzt oder später?«
    Ex dachte darüber nach. »Jetzt. Bist du bereit?«, fragte er Chris.
    Chris’ grimmig verzerrtes Gesicht wirkte ernster als sonst. Er war ein nachdenklicher Mann, der freiwillig bereit war, sich animalischen Instinkten hinzugeben. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, wie viel ihm das abverlangen musste. Aber er nickte mit entschlossener Miene. Er war bereit, sich in einen Leoparden zu verwandeln, weil sie einen leisen Mord brauchten. Er würde es für sie und für Valle tun. Ihr Herz wurde angesichts dieses Opfers weich.
    Rosa wich einen Schritt zurück und wappnete sich für die Verwandlung. Eine seltsame Aura umgab beide Männer – nicht direkt ein Licht, sondern ein andersweltliches Schimmern, über das sie staunte. Ihr Puls beschleunigte sich, als die Haut der beiden Wellen zu schlagen begann und ihre Körper … sich verdrehten, an manchen Stellen streckten und an anderen zusammenschrumpften. Kleider fielen ab, und Tiere stiegen aus ihnen hervor. Rosa sammelte schnell die Kleidung auf und stopfte sie in ihren Rucksack.
    In dem Versuch, ihre Atmung zu beruhigen, holte sie mit belegter Kehle tief Luft. Obwohl sie beiden Männern vertraute, fürchtete Rosa sich doch ein wenig vor ihnen – oder vielmehr vor dem unbekannten Element ihrer Macht.
    Chris kam im Körper eines geschmeidigen, kraftvollen Leoparden zu ihr und strich ihr um die Beine. Ihr zitterte die Hand, als sie sie

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