Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)
auf deine Aufklärungsmission mitnimmst.«
»Rosa, ich habe vor, das als …«
»Als Raubkatze zu versuchen, ich weiß. Glaub mir, Ex kann dir helfen.« Sie legte den Kopf schief. »Aber was genau bist du eigentlich? Eine Art Leopard?«
Chris runzelte noch einmal die Stirn.
»Ich will wissen, womit wir es zu tun haben«, sagte sie. »Stärken und Schwächen.«
»Gut.« Informationen. Führung. Das war alles. »Ja, ein Leopard«, sagte er am Ende. »Genau genommen ein afrikanischer Leopard. Sie sind opportunistische Jäger, verstohlen und stark. Sehr anpassungsfähig, sodass sie Landschaften vom Dschungel bis zur Wüste besiedeln. Sehr gut darin, auf Bäume zu klettern und ihre Beute mit hinaufzuzerren. Und sie sind relativ schnell, etwa fünfundfünfzig Stundenkilometer.«
»Sie«, sagte sie leise und strich ihm mit den Fingern über den Unterarm. Seine Haare richteten sich bei der Berührung auf. »Früher hast du sie erforscht. Und jetzt …«
»Jetzt bin ich selbst einer. Ja, erwähn das nur nicht zu oft. Ich glaube, damit komme ich nicht zurecht.«
Die Spannung zwischen ihnen erreichte einen neuerlichen Höhepunkt. Chris vertraute nicht darauf, nicht wenn so viel Gewalt unmittelbar bevorstand. Sie würden wie die Teufel kämpfen, um ihre Aufgabe zu bewältigen und lebendig zurückzukehren. Wenn sie überhaupt noch eine Zukunft hatten, würden sie danach darüber nachdenken, wie es aussehen sollte.
Die Bravos versammelten sich am Truck und stimmten Kampfgesänge an. Chris konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Es würde Todesfälle und wahrscheinlich noch mehr Leid geben, aber die Erregung der Jagd war etwas, das er schnell zu genießen lernte.
»Es geht los«, sagte er grinsend.
»Sie verdienen alles, was ihnen blüht.«
»Stimmt genau.«
Rosa schenkte ihm ein freches, unnachgiebiges Lächeln. Vom Mondlicht umspielt, in dem ihre Gesichtszüge so kurz, nachdem sie geweint hatte, etwas stärker hervortraten, war sie das erotischste Geschöpf, das Chris je gesehen hatte. Er schlug alle Vorsicht und das letzte bisschen Scham in den Wind. Er war, was er war. Und er war immer noch ein verliebter Mann.
Er umschloss ihr Gesicht mit den Händen und beugte sich zu einem leidenschaftlichen Kuss über sie. Mund traf auf Mund. Rosa war warm, glatt und so verdammt süß. Es kam ihm vor, als sei ein ganzes Leben vergangen, seit er sie zuletzt geschmeckt hatte. Das Blut in seinen Ohren schwoll zu einer rauschenden Brandung an.
Statt ihn von sich zu stoßen, schlang Rosa ihm die Arme um den Hals. Ihre Zunge schlüpfte zwischen seine Lippen. Ungestüm und am ganzen Körper zitternd, erwiderte sie seinen Kuss mit einer Inbrunst, die mit seiner eigenen mithalten konnte. Bald genügte das nicht mehr. Sie zu küssen war schön und vollkommen überwältigend, aber es würde nie genug sein.
Es war fast Mitternacht, und vor ihnen lag Arbeit.
»Oh, Rosita«, flüsterte er. » Buena suerte .«
» Tú tambien .« Sie löste sich aus seinen Armen und schob sich das wirre schwarze Haar hinter die Ohren. »Wir reden miteinander, Cristián. Sobald wir zurück sind.«
Er nickte. »Sobald wir zurück sind.«
Die Worte fühlten sich wie ein Versprechen an. Das war alles, was er brauchte.
Sie schlossen sich den Bravos an, von denen viele mit Waffen ausgerüstet waren, die Chris nicht wiedererkannte. Er warf einen Blick zu Rosa hinüber. »Wo zur Hölle kommt das alles her?«
»Wir hatten ein geheimes Waffenarsenal, draußen neben dem Schrottplatz. Nur für Notfälle.« Rio und Falco traten von beiden Seiten an sie heran und reichten ihr Waffen und Munition. Sie nahm eine Maschinenpistole und eine gezackte Klinge von ihren Männern entgegen. »Eine Invasion lag immer im Bereich des Möglichen, aber wir haben sichergestellt, dass ein Gegenschlag ebenfalls möglich sein würde.«
Rio schob sein Gewehr in das Holster auf seinem Rücken. »Wenn schon, dann kann man doch auch mit wehenden Fahnen untergehen.«
Rosa stieg auf den Truck, baute sich wie eine Göttin auf einem Berggipfel auf und forderte allgemeine Aufmerksamkeit ein. » Mis bravos , die Morgendämmerung ist noch weit entfernt. Dunkelheit und Tod liegen zwischen jetzt und dem Tagesanbruch. Aber ihr tragt alle eine Tätowierung, die zeigt, wie die Schatten dieses Tal verlassen, wenn die Sonne aufgeht. Genau das habe ich gesehen, als ich das erste Mal nach Valle kam – und es ist das, was wir sehen werden, wenn wir siegreich zurückkehren.«
Die Bewaffneten jubelten.
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