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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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wohlbekannten jungen Mann. Er sah aus wie der Junge, den sie mit der Warnung zu den Staubpiraten zurückgeschickt hatte, aber er torkelte nicht, sondern schaute sich rasch und verstohlen um, als ob er nach möglichen Zeugen Ausschau hielt. Der Wächter achtete überhaupt nicht auf ihn. Der Junge schlich sich zu einem uralten Pick-up-Truck und stieg leise ein. Er tat irgendetwas in den Schatten, außerhalb von Rosas Gesichtsfeld.
    »Kannst du etwas sehen?«, flüsterte sie Chris zu.
    Der Leopard legte sichtlich amüsiert den Kopf schief. Claro , sehen konnte er – er konnte nur nicht antworten.
    Falco trat hinter sie. Er warf einen Blick auf den Leoparden und den Vielfraß und wirkte einen Moment lang wie betäubt, bevor er sich aus seiner Trance löste. »Wir sind in Stellung.«
    Ein Klirren ertönte, als ob eine Käfigtür geöffnet würde. Dann führte der Junge Singer zum Rand der Ladefläche und half ihr nach unten.
    »Sie haben sie von den anderen getrennt«, flüsterte Rosa.
    Falco antwortete mit grimmig verzogenem Mund: »Sie ist jung und unschuldig – nichts für diese Art Jungs. O’Malley wird reichlich für ein Mädchen wie sie bezahlen.«
    Garantiert unberührt und frei von Krankheiten. Was hatte der große Schläger noch über Rosa gesagt? Sie sieht jung genug aus, noch Kinder zu bekommen. In der Welt nach dem Wandel konnte es nicht mehr viele Mädchen wie Singer geben, aber sie war auch aus anderen Gründen unbezahlbar – und das waren die einzigen Gründe, die Rosa gelten ließ. Singer war für sie wie eine jüngere Schwester, ganz so, wie Rio sich in ihr Herz gestohlen hatte, nachdem sie José verloren hatte.
    Rosa zog ihre Stetschkin, die sie entdeckt hatte, als sie bei einem Überfall eine private Waffensammlung ausgeräumt hatte. Die Pistole war ihre Lieblingswaffe, so schön, dass sie nur im absoluten Ernstfall zum Einsatz kam – und deshalb trug sie sie jetzt. Sie konnte mit der Maschinenpistole einhändig feuern, und für den Fall, dass ein Schuss nicht ausreichte, einen Angreifer niederzustrecken, hielt sie eine Klinge bereit.
    Ein Schrei ertönte und verklang dann zu einem langgezogenen Stöhnen. Ein Plünderer hatte eine der Frauen zu Boden gestoßen. Rosa wusste genau, was als Nächstes kam. Zorn durchtoste sie wie ein Vulkanausbruch. Sie gab den übrigen Bravos mit der Hand einen Wink. Es war an der Zeit, erbarmungslos zuzuschlagen.
    »Verhaltet euch ruhig. Keine Schusswaffen, bis wir die Frauen in Sicherheit gebracht haben.«
    In der Hocke schob sie sich näher an den betrunkenen Wächter heran und sah nach, wie weit Singer und ihr Befreier gekommen waren. Die beiden jungen Leute schlichen am Rand der Schlucht entlang, blieben in den Schatten und arbeiteten sich dorthin vor, wo die Frauen angekettet waren. Ein Grunzen und die Schreie eines Mädchens ließen Rosas Zorn zu Eis erstarren.
    Sie bedeutete Jameson, den Wachtposten zu töten. Er führte die Hinrichtung in völliger Stille durch. Ein weiterer Bandit kam aus dem Zelt gestolpert. Er hob den Kopf und sah sich in der Dunkelheit um, aber er war zu betrunken, die gesamte Umgebung in Augenschein zu nehmen. Er machte noch ein paar Schritte und fiel dann hin. Rosa winkte die anderen heran und zog sich die Finger über die Kehle. Keine Vorwarnung. Keine Gefangenen.
    Ein überraschtes Keuchen entfuhr ihr, als Chris sich, immer noch in Leopardengestalt, an ihr Bein schmiegte. Mit zugeschnürter Kehle kämpfte sie die instinktive Panik nieder. Das war auch das Beste, denn kurz darauf tauchte auf der anderen Seite ein Vielfraß neben ihr auf. Das kostete einen vielleicht Nerven! Aber sie konnte mit diesem Anflug von Unbehagen umgehen. Sie waren nicht ihre Feinde, und sie vertraute beiden.
    »Los jetzt«, sagte sie. »Zeigt’s ihnen.«
    Nun begann der eigentliche Kampf: Die Bravos arbeiteten sich in stummen, tödlichen Vorstößen vor. Singer und der Junge hatten mittlerweile alle Handschellen aufgeschlossen. Die Frauen kämpften sich auf die Beine.
    Rosas Finger spannten sich reflexartig um den Abzug ihrer Pistole. Sobald sie aus dem Weg sind …
    Sie machte einen Bogen um die Männer, die ringsum ins Handgemenge verstrickt waren, und wich einem Banditen aus, der den Pfad heraufgewankt kam. Ex schlüpfte an ihr vorbei und grub rasiermesserscharfe Zähne in die Achillessehne des Mannes. Chris sprang, als der Räuber aufschrie und stürzte, und brachte ihn zum Schweigen. Ein freudiger Schauer durchlief Rosa. Sie zog eine seltsame

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