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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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mit Valle zu verbünden und den Tribut zu entrichten, aber eine zweite Chance bekam niemand. Wenn der Ölzweig erst einmal abgelehnt war, betrachtete sie alle Transporte als Freiwild. Diese Laster hier trugen das Logo der O’Malley-Organisation, die die Ostküste beherrschte. Das Unternehmen des großen Mannes hätte sicher nichts von ihrer kleinen Gruppe gewusst, wenn sie ihm nicht schon ein- oder zweimal Fracht abgenommen hätte.
    Drei Fahrzeuge, ein großer Konvoi. Die meisten Lieferungen bestanden nur aus einem einzelnen, verzweifelten Trucker, der Sturmlaternen gegen irgendetwas eintauschen wollte, was seine Stadt nötiger brauchte. Die fahrenden Händler verdienten die Brötchen für ihre jeweiligen Siedlungen. Wenn die Bravos nicht in der Wildnis patrouilliert und die Piraten von den Handelswegen ferngehalten hätten, hätte es gar keine Aussich ten auf ehrliche Geschäfte mehr gegeben. Bündnisse und Anführer, die Wort hielten, spielten in dieser Welt eine große Rolle. Rosa stand in dem Ruf, genau das zu tun, was sie sagte, und das kam allen zugute.
    Als Falco sich neben den hintersten Wagen setzte, überprüfte Rosa ihre Ausrüstung. Lem und Rio würden bei den anderen beiden Sattelschleppern ihre Rolle übernehmen müssen. Sie waren leicht und schnell, also würden sie das schon hinbekommen. Brick war vorausgefahren und würde ihnen Deckung geben, sobald sie die Laster zum Anhalten gebracht hatten.
    Das richtige Timing war von höchster Bedeutung. Im Geiste mahnte sie sie, vorsichtig zu sein. Stellt fest, ob Wachen drinnen sind, bevor ihr euch fallen lasst. Aber es war zu spät, das noch laut auszusprechen. Sie konnte nur hoffen, dass sie genug trainiert hatten.
    »Bereit?«, fragte Falco.
    » Claro .«
    Zur Antwort lenkte er das Motorrad in Position, während Manuel zeitgleich das Gleiche für Rio tat und Ex für Lem. Wie sie es geübt hatten, zählte sie von zehn rückwärts und hoffte, dass ihre Flieger dasselbe taten. Bei eins zog sie sich an Falcos Schultern hoch. Ihre Bravos richteten sich ebenfalls auf. Erleichterung überkam sie und gestattete es ihr loszulassen. Geschickt sprang Rosa und zog sich auf den Truck. Mittlerweile war es ihr zur zweiten Natur geworden, das Geschirr umzuschnallen und ihre Stiefel zu sichern; es kostete so gut wie keine Zeit.
    Sie schlich sich nach vorn, was durch die Geschwindigkeit, mit der sie unterwegs waren, und die Spurrillen der Straße erschwert wurde. Es gab keine Straßenmeisterei mehr, keine Bauarbeiter, die Schlaglöcher ausbessern konnten. Irgendwann würde der Asphalt unpassierbar werden und dem Land noch eine Verbindung nehmen. Rosa stützte sich mit den Händen ab und kroch auf ihr Ziel zu. Dort, wo der Anhänger an die rostige rote Fahrerkabine grenzte, sprang sie. Die Magneten in ihren Stiefeln halfen ihr, sicher zu landen, aber sie benötigte dennoch ein paar Sekunden, um sicherzugehen, dass sie gut angekommen war. Sie bedeutete den Motorradfahrern, sich zurückfallen zu lassen.
    Sie riskierte einen Blick und sah nur einen Mann, und so machte sie sich bereit, sich fallen zu lassen und aufs Ganze zu gehen. Als sie die Pistole zog und sich vornüberbeugte, ertönte ein Knall von der Rückseite des Trucks. Mierda . Schüsse peitschten zwischen den halb geöffneten Türen der Anhänger hervor und trafen das Straßenpflaster unmittelbar vor Falco, Manuel und Ex.
    Chris hatte recht. Es ist eine Falle.
    Sie konnte nicht einschätzen, wie schlimm es war, aber ihre Bravos erwiderten das Feuer. Über das Rumpeln der Reifen auf der Straße und das Dröhnen der Motoren hinweg hörte sie die Schüsse, Schreie und mehr als einen dumpfen Aufprall.
    »Ruf deine Männer zurück«, befahl sie, »oder stirb!«
    »Nach dir.« Der Fahrer riss seine Pistole hoch. Rosa verrenkte sich, und so riss die Kugel nur eine Fleischwunde in ihre Seite, statt ihr in die Eingeweide zu dringen.
    Das wird richtig übel.
    Bevor der Fahrer sicher zielen konnte, schwang sie sich wieder in Position und erschoss ihn. Die Kugel traf ihn über dem Ohr. Er war sofort tot. Jetzt hatte sie nur noch ein paar Sekunden. Mithilfe ihrer Bauchmuskeln zog sie sich hoch, ließ sich aus den Fußriemen gleiten und schwang sich ins Fahrerhäuschen. Sie beförderte den Toten mit einem Tritt aus dem Weg und schnappte sich gerade noch das Steuerrad, bevor der Laster in den steilen Entwässerungsgraben stürzen konnte. Der Anhänger schwankte entsetzlich wie ein Pendel, und es kostete Rosa ihre ganze Kraft, das

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