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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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und nicht schlechter als ihre Vorgänger gemacht habe.
    »Und so denkt an die Letzten Vier Dinge, wenn ihr in eure Diözesen zurückkehrt«, schloss Bosco seine Rede. »Und bereitet euch vor, denn das Ende ist nahe.«
    Nachdem er die Feier verlassen hatte, die auf Boscos Antrittsrede folgte, ging Gil zu seinen enormen Gemächern zurück, wo sein neuer Sekretär, Monsignore Chadwick, der nicht eingeladen gewesen war, verzweifelt hoffte, dass Gil in der Stimmung sei, ihm ein paar Neuigkeiten zu erzählen– wer dort war, was geschah, wie der neue Heilige Vater sei. Aber seine Hoffnung wurde enttäuscht.
    »Geh und hol die beiden Trevors«, befahl ihm ein sehr schlecht gelaunter Gil. Auf Chadwicks Gesicht musste die Hoffnung der Bestürzung weichen.
    »Äh«, sagte Chadwick nach einem bedeutsamen Schweigen, »Ihr wisst nicht zufällig, wo sie zu finden sind?«
    »Nein«, antwortete Gil knapp. »Und jetzt fang endlich damit an.« Chadwick schloss die Tür so traurig hinter sich, wie man eine Tür nur schließen konnte. Gil war vollkommen klar, wie unvernünftig sein Befehl war. Die beiden Trevors gehörten nicht zu den Leuten, die man leicht, oder überhaupt jemals, finden konnte, egal, wer man war.
    »Mehr Licht?«, fragte Cale.
    »Ich sehe genug«, antwortete die Näherin vom Gemüsemarkt. »Die Frage ist: Was sehe ich?«
    »Ich nähe und stricke wohl Nacht wie Tag, und schaue, was ich erwerben mag«, sang Vague Henri.
    »Was sagt er?«
    »Er singt ein Lied– er ist im Moment ein bisschen von der Rolle. Mach dir nichts draus. Ich möchte, dass du ihm das Gesicht zusammenflickst. Er wird nichts spüren– oder jedenfalls nicht viel.«
    »Ihr seid verrückt. Ich flicke nur Kleider. Ihr seid absolut verrückt! Von solchem Zeug habe ich keine Ahnung.«
    »Aber ich. Ich habe schon hundert Mal Leute zusammengeflickt.«
    »Dann macht Ihr es doch! Ich bekomme nur Probleme.«
    »Du wirst keine Probleme bekommen. Ich bin eine sehr wichtige Person.«
    »Ihr seht mir nicht gerade besonders wichtig aus.«
    »Woher willst du das wissen? Du flickst doch den lieben langen Tag nur Kleider.«
    »Ihr wollt, dass ich so etwas für Euch mache, und trotzdem beleidigt Ihr mich? Mir reicht’s, ich gehe.« Sie ging zur Tür.
    »Fünfzig Dollar!« Sie blieb stehen und schaute Cale nur stumm an. »Er ist mein Freund. Hilf ihm.«
    »Ich will es zuerst einmal sehen– das Geld, meine ich.«
    Kitty der Hase war so großzügig gewesen, Cale schon am Tag nach ihrem Gespräch eine Börse mit dreihundert Dollar überbringen zu lassen. Cale konnte daher auf der Stelle gelassen fünfzig Dollar auf den Tisch blättern.
    Das Mädchen überlegte kurz. »Hundert Dollar.«
    »So gut bin ich nun auch wieder nicht mit ihm befreundet.«
    Sie einigten sich auf fünfundsechzig.
    Als sie sich wieder Henri zuwandte, um sich die Sache mit seinem Gesicht näher anzuschauen, stimmte der gerade ein Lied über Ziegen an.
    »Er wird absolut nichts spüren, während du die Wunde vernähst. Ich zeige dir, was gemacht werden muss. Eigentlich weiß ich selbst, wie es gemacht wird, aber man muss sehr feine Stiche setzen, wenn man sein Gesicht retten will. Stell dir einfach vor, du würdest einen Knopf an eine Jacke nähen. Und dann nähst du, so fein du nur kannst.« Gerade noch rechtzeitig dachte er daran, ihr auch ein wenig zu schmeicheln. »Ohne dich wird er wie ein Pferdearsch aussehen. Ich habe gesehen, wie gut du bist. Du bist begabt– das sieht jeder, der auch nur ein bisschen Verstand im Kopf hat. Vergiss einfach, dass das ein Gesicht ist, denk einfach, er ist ein Anzug oder so.« Sie ließ sich von seinen Komplimenten erweichen, und außerdem stellte natürlich die große Geldsumme ein sehr überzeugendes Argument dar. Sie begann, Henris Gesicht als berufliches Problem zu betrachten.
    »Er braucht eine Füllung.«
    »Eine Füllung?«
    »Dachte, Ihr wüsstet, wie man Wunden zusammenflickt?«
    »Wenn das wahr wäre, würde ich dich nicht brauchen. Was ist eine Füllung?«
    »Das Loch ist so groß, dass man einen Finger hineinstecken kann. Nicht einmal bei Kleidern kann ich einfach ein Loch zuflicken, und bei Haut wird das vermutlich nicht anders sein. Also brauche ich etwas, um das Loch aufzufüllen.«
    »Was denn?«
    »Woher soll ich das wissen? Bei einem Anzug oder so benutzen wir Filz.«
    »Das geht hier nicht. Ich habe gesehen, was mit Wunden geschieht, wenn auch nur ein paar Stofffäden darin zurückblieben.«
    »Wenn wir einen Anzug reparieren, benutzen wir ein

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