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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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Vergleich zu Cale bei Weitem ihr Liebling sei. Erfreut hatte Henri dies zur Kenntnis genommen und verlangt, dass sie ihm weitere Einzelheiten verriet. Und obwohl sie von ihrer Partnerin ausgescholten wurde, hatte sie aus dem Nähkästchen geplaudert. »Dein Freund ist entweder traurig oder wütend«, klagte sie. »Wir können machen, was wir wollen, nichts bereitet ihm wirklich Freude, ganz anders als du. Er ist wirklich ein Stück harte Arbeit. Weißt du, wie wir ihn unter uns nennen?«
    »Jetzt halt endlich dein vorlautes Mundwerk!«, fuhr ihre Freundin dazwischen.
    »Sei still. Wir nennen ihn… Essig-Tom.«
    »Ihr dürft nicht zu hart mit ihm sein«, mahnte Henri, ein bisschen sentimental, weil auch er zu viel Wein getrunken hatte. »Er leidet an gebrochenem Herzen.«
    »Wirklich?«, sagte das Mädchen und schlief ein. Aber das andere Mädchen, Vincenza, hatte einen wachen Verstand und schien geübt darin, ihm die ganze Geschichte zu entlocken, nachdem es ein paar unverfänglich klingende Fragen gestellt hatte.
    »Ein böses Mädchen«, sagte Vincenza. »Wie schlimm, sich so zu verhalten.«
    »Ich mochte sie eigentlich auch«, erwiderte Henri, nun ebenfalls in trübseliger Stimmung. »Kleist allerdings konnte sie nicht ausstehen.«
    »Ich glaube, dein Freund Kleist hatte Recht, wenn er sie nicht mochte.«
    »Ich glaube nicht, dass Kleist überhaupt jemanden mag.«
    Natürlich konnte Vague Henri nicht wissen, dass das, wenn es jemals gestimmt haben sollte, inzwischen sicherlich nicht mehr zutraf. Kleist war nun wirklich glücklich, um nicht zu sagen: begeistert, verheiratet, was bei den Klephts allerdings keine sehr komplizierte Angelegenheit war. Es war eine einfache, fast beiläufige Sache, ohne all das sinnlose Feiern und die ruinösen Kosten, wie Daisys Vater freundlich erklärte, die selbst mit der bescheidensten Hochzeit bei den Molossern einhergingen. »Was für ein Aufwand? Wofür denn, um alles in der Welt?«
    Tatsächlich legten die Klephts größten Wert auf alle möglichen Informationen über Molosser-Hochzeiten, in der Hoffnung, dass sie die Gäste auf dem Weg zu den Festlichkeiten ausrauben konnten oder behelfsweise auf dem Rückweg. Und während einer besonders unvergesslichen dieser normalerweise schon unvergesslichen Festivitäten nahm Kleist zum ersten Mal auf der Seite seiner neuen Verwandtschaft an einem Einsatz teil.
    Den Klephts wurde klar, dass während dieser Feierlichkeit eine große Anzahl von Molossern aus ihren Dörfern abwesend sein würden; deshalb unternahmen sie einen größeren Raubzug in deren Gebiet, und da sich hier eine recht einmalige Gelegenheit bot, war die Anzahl der Krieger größer, als die Klephts normalerweise losschickten. Obwohl die Sache sorgfältig berechnet worden war, erwies sich dies nicht als unklug. Die Molosser hatten nämlich das Gerücht über eine besonders reiche Hochzeit nur als Köder für die Klephts verbreitet, und nachdem sie sie angelockt hatten, ließen sie die Falle zuschnappen. Sie umzingelten die Klephts im Bakah-Tal, und zwar mit beträchtlichem Geschick und großer List. In der Nacht schaffte es Suveri jedoch, mit den Überlebenden des ersten Tages ins Gebirge zu entkommen. Es war ein langer, beschwerlicher Weg, und Suveri wäre sicherlich zusammen mit seinen siebzig Männern umgekommen, wenn nicht Kleist dabei gewesen wäre. Denn in den folgenden drei Tagen wurden die zweihundertfünfzig Molosser, die sich mit der Absicht, die Klephts zu massakrieren, an ihre Verfolgung gemacht hatten, von einem Jungen ausgeschaltet, der gerade mal sechzehn, möglicherweise sogar erst fünfzehn Jahre alt war und den sie überdies kein einziges Mal zu sehen bekamen. Am Ende des dritten Tages hatte Kleist so viele von ihnen umgebracht, dass ihm die Schlächterei zum Hals heraushing und er sich nur noch, sehr zur Verärgerung seines neuen Schwiegervaters, darauf beschränkte, die Pferde unter den Verfolgern wegzuschießen. Doch als er auch die Todesschreie der Tiere nicht mehr ertragen konnte, begnügte er sich nur noch mit Warnschüssen. Angesichts dieser furchtbaren Verluste, und weil sich alle Versuche, den Quälgeist zu fangen, als vergeblich erwiesen hatten, beschlossen die Molosser zögernd, den Rückzug anzutreten. Sie nahmen ihre Toten mit sich und überließen Kleist den Sieg, der allerdings mit gemischten Gefühlen in die Berge zurückkehrte. Einerseits war er zufrieden mit seiner Arbeit, andererseits bedrückte es ihn, wie leicht es war, eine so große

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