Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
Vom Netzwerk:
gekannt hatte, er war ein paar Tage mit ihnen zusammen gewesen, bevor man sie aufhängte, wie, was, welche zwei? Die Eltern des Mädchens natürlich. Diese beiden, Sarja und Monser hießen sie, waren Bauern; sie hatten dem Wachsoldaten in den Verliesen erzählt, dass sie in ihren Jugendtagen ein Elfenkind gerettet hatten. Denn, hatten die zwei sich gesagt, man lässt ein Kind nicht sterben, niemals, denn sonst wäre da ja kein Unterschied zu den Orks. Und dann hatten sie gesagt, dass der, den sie da gerettet hatten, kein Verfluchter war, das stimmte einfach nicht, er war eine anständiger Kerl, aber in diesem Punkt war der Richter unnachgiebig, und deshalb gibt es das Gesetz, dass sämtliche Elfen getötet werden müssen, und einen Elfen muss man immer ausliefern, auch wenn er ein anständiger Kerl ist.
    »Auch wenn es ein Kind ist?«, fragte der Hauptmann.
    »Auch wenn es ein Kind ist«, bestätigte Lisentrail. »Die zwei sind dann gehenkt worden, und ihre Tochter hat man an einen Ort gebracht, der heißt Waisenhaus, und das ist für ein Kind ungefähr so wie für einen erwachsenen Mann die Leichte Infanterie, Hunger, Kälte, Strapazen, Läuse und Schläge, wirklich kein schöner Ort. Und da ist etwas Merkwürdiges passiert, der Richter hat an einer alten Mauer die Schnörkel wegmeißeln lassen, die dort waren, und das waren keine Schnörkel, sondern eine Prophezeiung von Sire Arduin höchstpersönlich, das ist der, der alle vor den Orks gerettet hat, ohne ihn wären auch wir nicht auf der Welt, er konnte die Zukunft vorhersehen. Siehst du, Hauptmann, dich und mich nicht, aber die, die etwas zählen, die hat Arduin in der Zukunft gesehen. Und er hat gesehen, warte, das ist etwas schwierig. Er hat gesagt, dass der Letzte der Elfen, eine Art Geißel Gottes, den letzten Drachen treffen wird und sie sich dann zusammentun mit einer, die etwas mit dem Morgen im Namen hat, und ihr Vater und ihre Mutter, nein, nicht die vom Elfen, Vater und Mutter von dem Mädchen, hatten ihn lieb, wie, was, wen? Den Elfen natürlich. Das passt also zusammen, der Elf hat den Drachen getroffen, hat sich mit der Tochter der beiden Gehenkten zusammengetan, die ihn geliebt haben wie ihr eigenes Kind, und die Tochter von diesen beiden heißt Robi.«
    »Aber sollte sie nicht etwas mit dem Morgen im Namen haben?«
    »Genau, Robi steht für Rosalba. Ich weiß das, denn das ist ein Name aus unserer Gegend. Auch Sarja, also die Mutter, ist ein Name aus unserer Gegend, es ist der Name einer Blume. Womöglich sind wir sogar verwandt. Die Schwägerin meiner Schwester heißt Rosalba, und auch sie wird Robi gerufen. Also passt die Prophezeiung, verstehst du?«
    »Nein«, antwortete der Hauptmann. »Aber das macht nichts; nicht noch einmal erzählen.«
    Rankstrail kannte die Prophezeiung. Er hatte nie daran geglaubt, hatte aber so oft davon gehört, dass sie sich ihm wohl oder übel eingeprägt hatte. Der letzte Elf, der letzte Drache, ein Mädchen mit dem Morgenlicht im Namen waren jahrelang immer wieder in den Erzählungen des Verrückten Schreibers vorgekommen, er erinnerte sich daran. Ihm fiel ein, dass Aurora das Gleiche bedeutete. Er fragte sich, ob das Zufall oder Fügung war, und ahnte, dass die Erbitterung des Richters gegenüber dem Letzten Elfen in irgendeiner Weise mit dem Namen seiner Tochter zusammenhängen müsse.
    In diesem Augenblick kam Trakrail hinzu und machte alles noch viel schlimmer. In mancher Hinsicht, vor allem in puncto Unfähigkeit, sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern und den Mund zu halten, hatte er mit Lisentrail viel gemeinsam. Während die Sonne zum Horizont herabsank und auf seinem schmutzigen blonden Haar Lichtreflexe hervorzauberte, begann Trakrail, die Geschichte seiner Mutter zu erzählen. Zuerst kaute er schüchtern auf den Worten herum, wie er es auch mit seinen Fingernägeln tat, doch dann schwang sich seine Rede auf wie eine Ente zum Flug, anfangs ungelenk, dann rasch und anmutig. Es stimmte nichts von dem, was Argniòlo gesagt hatte. Trakrail war nicht der Sohn einer Hexe. Seine Mutter hatte Kräuter gesammelt, um zu heilen, und stand den Gebärenden bei, doch dann hatte der Verwaltungsrichter verfügt, dass heilkundige Frauen Hexen seien und einen Pakt mit der Hölle geschlossen hätten, um diese Fähigkeit zu erlangen; Trakrails Mutter war in den Verliesen gelandet und hatte zwei Wochen dort verbracht, bevor sie die Ehre hatte, zum größeren Ruhm des Verwaltungsrichters den Scheiterhaufen zu

Weitere Kostenlose Bücher