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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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besteigen. Sie hatte die beiden gekannt, und wenn Trakrail kam, um ihr Brot zu bringen oder auch einfach nichts, nur um sie zu sehen, es waren ja die letzten Male, hatte er auch die beiden getroffen, und das waren anständige Leute. Schlechte Menschen sahen anders aus als sie. Wenn Trakrail erst einmal loslegte, war er nicht mehr zu bremsen, so sagte er auch, der Verwaltungsrichter täte das alles nur aus Neid, und er senkte nicht einmal die Stimme, als er das sagte. Es hieß, auch er, der Verwaltungsrichter, hätte versucht, jemanden zu heilen, aber wenn man nicht dafür begabt ist, gelingt es einem nicht, die Bücher mit den Kräuternamen genügen da nicht. Die Hexen waren dazu imstande und er nicht und deshalb hasste er sie. Mit den Elfen war es dasselbe. Der Richter war schön, gewiss, und er legte den allergrößten Wert darauf, das sah man schon daran, wie gepflegt und zierlich in Locken gelegt seine weißen Haare immer waren, aber die Elfen waren schöner als er, alle. Der Richter wusste eine Menge Dinge, weil er jahrelang über Büchern gehockt hatte, aber jene, die Elfen, die wussten alles sofort und auf einmal. Kaum konnten sie laufen, sprachen sie schon drei Sprachen, Astronomie und Alchimie lernten sie durch die Wiegenlieder, die man ihnen vorsang. Es stimmte überhaupt nicht, dass die Elfen böse waren. Wenn sie es wären, hätten sie sich doch gegen ihre Ausrottung wehren können, indem sie die Welt vernichteten.
    Die Elfen waren nicht schuldig, wie auch seine Mutter es nicht gewesen war.
    Lisentrail sagte ihm, er solle aufhören, Blödsinn zu reden, Trakrail brach plötzlich ab, schlug die Augen nieder und ging eilig davon, wie wenn der Flug einer Ente vom Stein einer Schleuder oder vom Pfeil eines Soldaten unterbrochen wird.
     
    Schließlich ging die Sonne unter. Ein leichter Regen fiel. Auf der anderen Seite des Tals tauchte im Zwielicht der Dämmerung undeutlich eine Armee auf. Leute zu Fuß, geführt von zwei Reitern. Der Zug kam näher, und Rankstrail erkannte, dass der Reiter nur einer war, auf dem zweiten Pferd saßen drei Kinder. Ein Drache beschloss den Zug und begann aufzuholen. Es war eine unbeschreibliche Kreatur, in der Kraft und Schönheit miteinander verschmolzen. Sogar in dem schwachen Licht sah man sein leuchtendes Smaragdgrün und die mörderischen Stoßzähne, die einen Menschen zerreißen würden wie ein Wolf ein Küken.
    Der Drache war riesig; wenn er brüllte, durchzuckte eine Stichflamme den Himmel, aber selbst da hatte der Hauptmann keine Angst. Man konnte ihn erlegen. Zwanzig Mann, die ihn gleichzeitig von allen Seiten mit glühenden Hellebarden angriffen, könnten ihn zwingen, vom Boden abzuheben. Im Augenblick, da er sich zum Flug erhob, konnten Bogenschützen von unten seinen verwundbaren Bauch angreifen. Das war möglich. Das Problem war, ob man es tun sollte und warum.
    Es war wieder heller geworden, der Regen hatte aufgehört und die Wolkendecke war aufgerissen. Rankstrail konnte eine Reihe von unbewaffneten Menschen erkennen, in Lumpen, jede Menge Kinder darunter. Der Mond ging auf. Der Reiter, der den Zug begleitete, der Elf natürlich, trug ein Schwert in der Hand, das im Mondlicht glänzte. Es hatte geheißen, er sei vielleicht verwundet. Auf Argniòlos Befehl zogen Männer der Schweren Kavallerie an Rankstrail und seinen Leute vorbei und griffen den Reiter an, der sie jedoch zurückdrängte. Die eine oder andere der abgerissenen Gestalten trat hinzu, um ihm zu helfen, aber der Krieger kam allein zurecht. Einer von Argniòlos Kavalleristen griff ihn von hinten an, und auch wenn er nicht in die Richtung schaute, parierte der Elf den Stoß und entwaffnete den Angreifer, ohne ihn anzusehen.
    »He«, murmelte jemand. »Der kämpft wie der Hauptmann. Auch der weiß im Voraus, woher der Hieb kommt.«
    »Hauptmann, was machen wir?«, fragte Lisentrail. »Wenn wir noch länger warten, ziehen sie in die Schlucht.«
    Der Hauptmann antwortete nicht. Sie gingen fort. Sie taten niemandem etwas zuleide, sie flohen einfach nur.
    Der Drache hatte sich zwischen sie gedrängt. Argniòlo und seine Leute traten den Rückzug an. Jetzt waren sie dran.
    »Zielt auf den Drachen«, sagte der Hauptmann.
    »Hauptmann, das ist, als ob man auf ein Haus schießen würde. Die Pfeile prallen daran ab. Nur am Bauch kann man einen Drachen treffen!«
    »Zielt auf den Rücken des Drachen«, wiederholte der Hauptmann.
    Wolken von sinnlos verschossenen Pfeilen verdunkelten den trüben Herbsthimmel.
    Ein

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