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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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mehr am Meer. Sogar die Piraten kommen nicht mehr dorthin. Wer über die Dunklen Berge hinausgeht, findet früher oder später den sicheren Tod. Auch der Drache hätte es gegen die Erinnyen nicht geschafft, Hauptmann.«
    Der Hauptmann antwortete nicht, nickte aber. Den Bruchteil einer Sekunde lang sah sein Adjutant ihm ins Gesicht. Kurz vor der Ankunft in Daligar fasste der Gefreite sich ein Herz und wagte, ihn anzusprechen: »Hauptmann«, sagte er, »du musst aufpassen. Zwiebeln, wenn sie wurmig sind, bekommen dir einfach nicht.«

ZWEITES BUCH

D ER LETZTE P HÖNIX

    »Aber sind Elfen denn nicht unsterblich?«, fragte jemand.
    »Nur wenn man sie leben lässt«, antwortete Lisentrail, der immer über alles Bescheid wusste. »Wenn einer sie tötet, krepieren sie wie wir.«

Kapitel 1
    Am vollkommen klaren Himmel zog das erste Tageslicht herauf. Das Meer schimmerte wie ein Mantel aus Seide. In der rosafarbenen Helligkeit zeichneten sich am Horizont blass zwei schmale, durchsichtige Wölkchen ab. Die nächtliche Brise hatte den Sand zu leichten Wellen aufgeworfen, winzige Hügelchen, deren Spitzen im Morgenlicht, und deren Täler im Schatten lagen, darauf kreuz und quer die Spuren von Einsiedlerkrebsen neben denen von Sperlingen und Möwen. Später würden die Kormorane dazukommen. Gleich würde über den Klippen die Sonne aufgehen. Sie waren enorm hoch und fielen senkrecht ab. Überwuchert von Efeu und blühenden Kapernpflanzen, waren sie praktisch unzugänglich und fast so hoch wie die Berge, die bedeckt mit Eichen- und Kastanienwäldern grün hinter ihnen leuchteten. Im Osten wurde der Himmel zusehends farbloser, das Nachtblau wurde zu Himmelblau, während die Sterne im zunehmenden Licht verblassten. Am Rand des Gebüschs, im Schatten einer schon welkenden Tamariske schoss ein Zaunkönigpärchen gemeinsam auf die Stelle zu, wo sich ein halber Wurm noch wand; und die Falle schnappte zu. Alle beide erwischt. Krampfhaft und mit verzweifeltem Gezwitscher setzten die Vögelchen sich zur Wehr, aber die Falle war perfekt, das geflochtene Hanfseil ließ ihre winzigen Krallen nicht los, ja, eine brach bei einem vergeblichen Befreiungsversuch.
    Endlich etwas zu essen.
    Moron strich sich die Haare aus dem Gesicht, nahm das Stückchen Wurm wieder an sich, packte die Zaunkönige – zuerst den kleineren, wahrscheinlich das Weibchen, dann das Männchen – und biss ihnen entschlossen den Kopf ab. Mit einem Schlag hörte das Gezwitscher auf und es herrschte wieder Stille.
    Der junge Kerl leckte sich das Blut von den Lippen, um sich auch nicht einen Tropfen davon entgehen zu lassen, dann steckte er die kleinen Körper in seinen Quersack. Das würde sein Mittagessen sein. Die Köpfchen würden sofort als Köder weiterverwendet und so hätte er mit etwas Glück auch ein Abendessen. Blieb zu entscheiden, was mit dem halben Wurm zu tun war, er konnte das Mittagessen damit aufbessern oder ihn in seiner Funktion als Köder belassen, in der Hoffnung, dadurch das Abendessen aufzubessern.
    Moron ging im Geist rasch durch, welche Möglichkeiten dieser Tag bot. Ein Mittagessen, bestehend aus einem Drittel Unze Vogel und ein Abendessen mit vielleicht etwas mehr, wer weiß.
    Weil es eben gut gelaufen war.
    Moron sah sich um. So früh am Morgen wimmelte es am Strand von Menschen, die alle beschäftigt waren. Da waren die Sammler von Teilmuscheln, das sind winzig kleine Muscheln, die im Sand schlafen, so klein, dass sie den Hunger weniger stillen als das Gefühl vermitteln, man hätte gegessen, was immer noch besser ist als die Gewissheit, es nicht getan zu haben. Später am Vormittag würde sich das geschäftige Treiben zum Felsenriff hinüber verlagern, da dort mit der Ebbe Miesmuscheln und Napfschnecken zum Vorschein kamen, und auch die sind so klein, dass sie den Hunger weniger stillen als ihn reizen. Mittag: die Sonne im Zenit und Zeit fürs Mittagessen, vorausgesetzt, man hat welches. Wenn nicht, war man über Mittag genauso beschäftigt, denn um diese Zeit sammelten sich im Schatten der großen Felsen, die die Bucht nach Westen hin abschlossen, die Krebse. Daher waren mittags alle im Wasser, um zu versuchen, welche zu fangen. Dann am Nachmittag schließlich würde sich das geschäftige Treiben aus dem Wasser heraus verlagern, auf der Suche nach Pinienzapfen mit ein paar Pinienkernen drin, und auch Pinienkerne sind ja so winzig, dass sie den Hunger weniger vertreiben, als welchen verursachen.
    Moron warf einen Blick auf den Strand, das

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