Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
darauflegen. Sie sah die Fackel, die das Feuer entzündete. Sie sah die Flammen emporlodern.
Sie wollten sichergehen, dass keine Magie, kein Trick den Letzten der Elfen je wieder ins Leben zurückbringen konnte.
Im Licht des ersten Morgengrauens stieg der Rauch bis zum Himmel hinauf, der stumm und verschlossen blieb.
Wider alle Vernunft wartete Robi immer noch, dass etwas geschähe, was dem Albtraum ein Ende bereitete, immer noch erwartete sie, Yorshs Stimme zu hören, ihn in den Flammen auftauchen zu sehen wie einen Gaukler oder einen Seiltänzer.
Robi wartete, dass der Himmel sich auftäte und die Erde verschlänge, aber auch das geschah nicht.
Der Scheiterhaufen brannte langsam nieder. Die Sonne ging auf und stieg hoch hinauf über die Erde. Den ganzen Tag über blieb Robi reglos stehen, mit dem Gewicht ihrer Leibesfrucht, die schwer wie ein Mühlstein schien, und mit quälendem Durst.
Irgendjemand hatte Mitleid und gab Erbrow zu trinken und erlaubte ihr, ein paar Schritte zu gehen. Am Boden kauernd, jammerte Jastrin ununterbrochen weiter.
Das Feuer erlosch, nachdem es alles Brennbare verzehrt hatte.
Es war zu Ende.
Nichts war geschehen.
Robi fühlte, wie Ekel sie überwältigte, und sie hatte Angst umzufallen.
Einer der Männer des Richters, bewaffnet mit einer großen Axt, legte Yorshs Schwert auf einen breiten Felsen und hieb mit aller Macht darauf ein. Der Felsen splitterte, die Axt zerbrach in tausend Stücke, das Schwert aber blieb ganz, sein Glanz vermehrte sich noch, ein eisiges Funkeln im Licht des neuen Tages. Mit der Krone ging es ebenso, auf sie wurde allerdings mit einer Keule eingedroschen. Auch sie blieb unversehrt, während die Keule zerbrach, der Efeu aber schimmerte in einem feinen bläulichen Licht wie die ersten Sterne an einem Sommerabend. Bedauernd sah der Mann den Richter an. Yorshs Schwert und Robis Krone blieben auf dem Felsen liegen.
Der Lärm hatte Robi wieder zu sich gebracht. Der Ekel war verschwunden. Ihre Wut füllte sie ganz aus und hielt sie aufrecht.
Sie würde sie vernichten.
Ihre Wut wuchs ins Unermessliche.
Sie würde sie vernichten, alle, vom Ersten bis zum Letzten, und ihre Freunde, die Orks, mit dazu.
Sie würde sie auslöschen.
»Ich verfluche euch«, sagte Robi ruhig. Ihre Stimme klang eisig. Stille machte sich breit. »Ich, Rosa Alba, Nachfahrin des Arduin, sage euch: Ihr seid verflucht, alle. Euer Fleisch wird verrotten und abfallen von euch, euer Denken wird verdorren vor Angst und Schrecken. Eure Knochen werden nicht in Gräbern ruhen, sondern den Hunden ein Fraß sein.«
Lang suchte Robi mit Blicken nach Moron, bis sie ahnte, dass er sich im Schatten der Felsen versteckt hielt, die die Schlucht nach Osten hin abschlossen.
»Ich weiß ja nicht, ob es einen Gott gibt, an den du glaubst. Wenn ja, so flehe ihn an, dass er dir zur Flucht verhilft und dich sterben lässt, bevor ich dich finde«, empfahl sie ihm.
Zuletzt wandte sie sich zum Richter und sagte, weiterhin mit der größten Ruhe und jede Silbe einzeln betonend: »Ich verfluche dich. Du wirst in Angst und Schrecken sterben. Deine Nachkommenschaft wird qualvoll sterben. Sie wird um Mitleid betteln und keines finden, wie heute meine Tochter keins gefunden hat …«
Ein Stöhnen Erbrows unterbrach sie. Robi wandte sich um und sah ihr Kind an. Sie musste sich beruhigen. Sie musste sich um ihre Tochter kümmern.
»Du bist nicht weise, Frau«, sagte der Richter. »Das sind nicht die Worte, die mich dazu bewegen könnten, dich zu verschonen.«
»Du hast nie im Entferntesten vorgehabt, mich zu verschonen, stinkender Usurpator«, erwiderte Rosalba. »Auf dich angewandt, ist das Wort Aas ein Kompliment, wird das Wort elender Wurm missbraucht, das Wort Schwein mit Kot besudelt.«
»Ich bin der König, der größte, den es je gegeben hat auf Erden, liebenswürdig im Frieden, schrecklich im Krieg, und meinesgleichen habe ich nur an mir selbst«, kläffte der Richter aufgebracht, doch dann bekam er sich wieder in die Gewalt. »Allerdings gebe ich zu, dass ich niemals die Absicht hatte, dich am Leben zu lassen. Weder dich noch dein Blag. Du bist nicht eben das, was man ein Vorbild an Unterwürfigkeit nennen könnte, und wenn ich dich verschone, dann haben wir in ein paar Wochen hier einen weiteren Vertreter der Sippe, die du zusammen mit dem Elfen begründet hast, stimmt’s? Nach allem, was sie hat mit ansehen müssen, dürften bei deiner Tochter die magischen Kräfte vernichtet sein, vorausgesetzt, sie
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