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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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ihren Kriegszug vorbereiten.
    Sie würde kämpfen. Sie würde die Welt zurückerobern, damit ihre Kinder einen Ort hätten, wo sie leben konnten, und sie würde deren Regeln so verändern, dass ihre Kinder leben konnten, ohne verfolgt zu werden. Sie würde kein Mitleid kennen. Yorsh hatte auch keins bekommen.
    Das Mitleid war mit dem Geschlecht der Elfen ausgestorben.
    »Robi«, jammerte Jastrin, »gehen wir nach Hause?«
    Robi hob den Blick. Das Heer der Orks schwenkte nach Westen und mittlerweile waren die östlichsten Teile ihrer Formation schon zu nah beim Eingang zur Schlucht von Arstrid.
    Vor Grauen geriet ihr erschöpftes Herz ins Wanken.
    In diese Richtung, ins offene Gelände, konnte sie nicht fliehen, das wäre Selbstmord gewesen. Die einzige Möglichkeit, wie sie, ungesehen und ohne verfolgt zu werden, durchkommen könnten, wäre gewesen, hochzuklettern und am oberen Rand des Abhangs im Schatten der Felsen dahinzubalancieren, aber das war für sie mit ihrem Bauch undenkbar. Noch undenkbarer für Erbrow, die zu klein war, von Jastrin mit seinen schwachen Beinen ganz zu schweigen. Außerdem war es schwierig, nicht gesehen zu werden, wenn ein Adler zwei Spannen über dem Kopf seine Kreise zieht.
    Sie konnte nicht nach Hause gehen.
    Diese Worte gingen ihr wie ein Mühlrad im Kopf herum. Sie konnte nicht nach Hause gehen.
    Robi sah sich um. Sie konnte nur nach Westen fliehen, nach Daligar, in die Stadt, die sie hasste, die die Hinrichtung ihrer Eltern gesehen hatte und beinah auch ihre eigene. Wenn die Orks die Ebene besetzten, war das Einzige, was sie, ihre Tochter und Jastrin retten konnte, die Mauern von Daligar zwischen sie selbst und die Orks zu bringen.
    Der Richter war nicht in Daligar, so konnte niemand befehlen, dass auch Kinder getötet werden durften.
    Sie würden vielleicht sie umbringen, wenn sie sie wiedererkannten, aber bestimmt keine Kinder.
    »Jetzt können wir nicht nach Hause«, antwortete sie sanft, »da sind die Orks zwischen uns und zu Hause. Früher oder später kehren wir zurück. Jetzt setz ich dich aufs Pferd, dich und Erbrow. Du passt auf sie auf und ich passe auf dich auf und so schaffen wir das schon.«
    Robi sah nicht zum Scheiterhaufen hinauf. Sie durfte nicht weinen und wollte auch nicht in Versuchung geraten. Die Vorstellung, dass sie nie wieder Yorshs Stimme hören würde, nie wieder beim Einschlafen seinen Atem neben sich spüren, nie wieder seinem Blick begegnen, traf sie wie ein Schwerthieb.
    Diese zwei Worte »nie wieder« hallten in ihrem Kopf wie eine Totenglocke und sie verscheuchte den Klang. Später, später würde Zeit sein für die Verzweiflung und für diese Worte.
    Sie legte sich die goldenen Insignien von Daligar um den Hals, sie überlegte, ob sie sich bücken und ein Stück Erde mit den dunkelrot gefärbten Margeriten ausreißen sollte. Sie könnte es in die versteckte Tasche ihres Gewands stecken, wo auch die Schleuder war, die ihr Vater für sie gemacht hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war, und die ihr mehr als einmal das Leben gerettet hatte, aber sie wagte es nicht. Die Gefahr, in Tränen auszubrechen, war zu groß. Sie durfte nicht. Sie konnte nicht. Wenn sie der Verzweiflung nachgab, dann würde sie sie überwältigen, und ihre Kinder wären verloren.
    Rosalba nahm Yorshs Schwert an sich. Seinen Griff in der Hand zu fühlen, gab ihr wieder Mut. Oft hatte sie es benutzt, um darauf aus Möweneiern Omeletts zu braten, die goldbraun, lang und dünn wurden und an sommerliche Strohhalme erinnerten, aber auch um Holz zu hacken, womit sie ihr Haus beheizte, den Stein zu hauen, woraus sie es gebaut hatten. Das Schwert lief nicht an, splitterte nicht, ja, sein Funkeln nahm immer noch zu.
    Der Stolz darauf, verwendet zu werden, um Hunger und Kälte, die Erzfeinde seit eh und je, zu bekämpfen, durfte nicht geringer sein als der, gegen bewaffnete Feinde eingesetzt zu werden.
    Robi legte sich die Schnalle des Gurts, an dem es hing, über die rechte Schulter, sodass das Schwert an ihrer linken Seite ihren gewölbten Bauch nicht einengte und sie am Atmen hinderte.
    Die Krone setzte sie sich auf den Kopf, nicht nur weil die versteckte lasche zu klein dafür war, sondern auch weil ihr am grausig kahl geschorenen Schädel kalt war.
     
    Nicht weit von ihnen entfernt stand Enstriil reglos, ungerührt von dem Gebrüll der Orks wie zuvor vom Galoppieren der Kavallerie, und wartete. Robi ging zu ihm hin, setzte ihm zuerst Erbrow und dann Jastrin auf den Rücken. Mit

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