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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Ohne Befehle sich selbst überlassen, hatten die Soldaten von Daligar nicht einmal den Funken Verstand aufgebracht, die Brücke in Brand zu setzen.
    Jastrin erklärte, die Holzbrücke sei laut Yorshs Erzählungen überdacht und im Inneren farbig ausgemalt und mit Reliefs geschmückt, die Sire Arduins Siege darstellten.
    Yorshs Namen auch nur zu hören, war schmerzlich für Robi, und sie musste ihre ganze Kraft zusammennehmen, musste mit aller Kraft an Erbrow denken, musste mit aller Kraft an das Kind denken, das sie unter dem Herzen trug. So gelang es ihr, Jastrin ruhig und gefasst nach der Taktik Sire Arduins zu fragen, ihn zu bitten, er solle ihr wiederholen, was Yorsh ihm über die siegreiche Kampftechnik des Heerführers erzählt hatte. Unglücklicherweise versiegte bei diesem Punkt aber Jastrins Redestrom. Er wusste nichts darüber, denn bis dahin waren sie nicht gekommen. Alles, was Yorsh ihm noch rechtzeitig dazu hatte sagen können, waren die zwei Sätze, die Arduin ständig wiederholte: »Ich kämpfe mit dem, was ich habe«, und: »Ich kämpfe nur, um zu siegen.«
    Robi ließ sie sich zweimal wiederholen, um sicher zu sein, dass das alles war, was der große Feldherr weiterzugeben hatte. Das hieß nichts und war zu nichts zu gebrauchen.
    »Ich kämpfe mit dem, was ich habe.«
    »Ich kämpfe nur, um zu siegen.«
    Das kam ihr vor wie die Sätze, die sich die Rädelsführer von Jungenbanden auf der Straße zurufen, bevor sie aufeinander losgehen.
    Zwischen den Lagerfeuern der Orks standen in unregelmäßigen Abständen die Pfähle mit den Köpfen der Männer darauf, die nicht rechtzeitig geflohen waren. Die Soldaten auf den Wehrgängen erkannten die Köpfe ihrer Kameraden und zeigten sie einander. Das waren die Wachposten gewesen, die tapfer ihre Warnfeuer angezündet hatten, um das Anrücken der Orks anzuzeigen, sich dann aber, in Ermangelung eines Befehls, der ihnen erlaubt hätte, ihre Stellung zu verlassen, nicht vom Fleck gerührt hatten und so ihren eigenen Tod bewacht hatten. Die Entfernung war zu groß, aber Rosalba stellte sich die Augenhöhlen vor, in denen schon die Fliegenschwärme nisteten, das von Blut verklebte Haar, die zum letzten Schrei schrecklich verzerrten Münder – auch jenseits der Flusses, auch in der Dämmerung war das zu sehen.
    Sogar bis oben auf die Wehrgänge herauf drang der Gestank der Belagerer, eine Mischung aus Rot und fauligem Fleisch, und nicht einmal der frische Wind, der die Möwen in ihrem Flug trug, vermochte, ihn zu vertreiben oder auch nur abzuschwächen. Das Wasser des Dogon war schon verseucht und nicht mehr trinkbar. Der Stadt blieb nur der Brunnen unten bei der Zugbrücke, in dem Teil, der aller Wahrscheinlichkeit nach als erster fallen würde.
    Glaubte man Jastrin, der über die Taktik Sire Arduins rein gar nichts wusste, was die Gewohnheiten der Orks anging, aber eine Autorität war, so würde es in der Nacht ruhig bleiben. Der Angriff würde nicht vor Morgengrauen beginnen.
    Wenn sie es sich aussuchen konnten, kämpften die Orks lieber nicht in der Nacht, und hier konnten sie es sich ja nun wahrhaftig aussuchen.
    In der Nacht sah man die zerfetzten Glieder nicht, die Angst und das Grauen der Sterbenden waren nicht zu erkennen, und um die Angriffslust anzufeuern, blieben nur die Schreie und das Stöhnen der Verwundeten. Am Tag hingegen würde im Licht der Sonne alles gut erkennbar sein, das Blut auf den Piken und Äxten würde glänzen und ihre Raserei vervielfachen.
    Nur wenn es absolut notwendig war, würde man darauf verzichten, aber es bestand ja keinerlei Notwendigkeit.
    »Bis morgen früh ist Daligar sicher«, versicherte Jastrin. »Wenn wir Glück haben, regnet es morgen, und wir gewinnen einen weiteren Tag Leben.«
    »Greifen sie nicht an, wenn es regnet?«
    »Nur wenn sie es sehr eilig haben. Sie mögen das nicht.«
    In diesem Augenblick riss der Himmel auf, der Wind, der von Stunde zu Stunde stärker geworden war, zerstreute die Wolken und damit die Hoffnung auf Regen.
    Eine letzte Nacht, eine einzige.
    »Die Orks aus den Sümpfen sind gute Schwimmer und gute Kletterer. Siehst du dort hinten? Diese Stapel von Dingern, von denen man nicht weiß, was es ist? Das sind Boote. Sie haben eine Art von sehr leichten Booten, die aus Häuten und Zweigen gemacht sind. Die nehmen sie überallhin mit, dutzendweise, sie laden sie auf kleine Karren aus Holz und geflochtenem Stroh.«
    »Unser Graben ist also zu nichts nütze?«
    »Doch, zu etwas schon. Sie können die

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