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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Leitern nicht benutzen«, antwortete Jastrin beschwichtigend.
    Robi sah es. Jedes Boot fasste zwei Männer und es waren wirklich unzählig viele. Der Graben allein würde die Orks also sicher nicht aufhalten. Man brauchte zusätzlich irgendeine militärische Verteidigung. Ein paar Schritte von den Booten entfernt hatten die Orks einen Pfahl aufgestellt, der mit Fett eingeschmiert war, er glänzte im schwindenden Licht.
    »Und das?«, fragte Robi.
    Jastrin musste einen Augenblick nachdenken.
    »Das ist zur Übung für die Akrobatensoldaten.«
    Ein paar Orks kletterten hinauf wie auf einen Maibaum, das hatte Robi einmal bei einem Fest gesehen.
    »Siehst du?«, sagte Jastrin. »Das sind die Akrobatensoldaten.«
    »Also die Boote bringen sie herüber und dann klettern sie die Mauern hinauf?«
    »Ja, bis es einem von ihnen gelingt, die Zugbrücken herunterzulassen. Dann sind wir erledigt.«
    Rosalba sah den Orks weiter zu, wie sie hinaufkletterten und sich hinunterließen und dabei eine Reihe von komplizierten Figuren ausführten, fast so etwas wie ein Ballett in der Vertikalen, und ihre Körper schienen dabei schwerelos. Fasziniert sah Robi zu, konnte den Blick nicht abwenden, bis Jastrin sie auf die Wurfmaschinen aufmerksam machte.
    Nach der Kavallerie, nach den Männern zu Fuß waren kurz vor Sonnenuntergang, gezogen von Scharen kleiner Maultiere, die Wurfmaschinen eingetroffen, groß, schwarz und schrecklich.
    »Die sind für die Zugbrücke. Sie schleudern mit Öl getränkte, brennende Reisigbündel. Ich glaube ja nicht, dass sie es über die Mauern schaffen und die Dächer der Häuser treffen, aber die Zugbrücken setzen sie mit Sicherheit in Brand, und ohne die bleiben uns nur die Fallgitter, um sie draußen zu halten. Aber wenn sie viele sind, heben sie die einfach hoch.«
    Robi fühlte, wie das Grauen der Verzweiflung sie packte. Es war niemand anderer da, um die Stadt zu befehligen, und sie hatte nicht die blasseste Ahnung, wie eine Strategie aussehen könnte, die sie retten würde. Reglos blieb sie auf den Wehrgängen stehen und schaute hinunter. Verwirrt von ihrem Schweigen, wich Jastrin von ihrer Seite, vermutlich auf der Suche nach einem geneigteren und aufmerksameren Zuhörer.
    Der einzige halbwegs vernünftige Plan war die Kapitulation, aber wie Jastrin umständlich erklärt hatte, war »vernünftig« kein Wesensmerkmal der Horden, die sie belagerten.
    »Wer kapituliert, den bringen sie elendiglich um. Wer es versucht hat, den haben sie das büßen lassen.«
    »Büßen? Was heißt da ›büßen‹? Was haben sie denn zu büßen, wenn sie sich ergeben?«
    »Dass sie ihnen die Freude an der Schlacht verdorben haben. Ich glaube, sie sind beleidigt, wenn sie nicht kämpfen können. Sie sind Krieger, verstehst du? Sie fühlen sich betrogen, wenn keiner mit ihnen kämpft. Sie ärgern sich.«
    »So, sie ärgern sich?«, fragte Rosalba. Sie war nicht sicher, ob sie richtig verstanden hatte. Jastrin war bemüht, sich klar auszudrücken. So wie Yorsh, aber mit fragwürdigerem Ergebnis.
    »Sie ärgern sich«, bestätigte Jastrin.
    »Mir scheint, sie ärgern sich auch, wenn einer sie bekämpft oder zu fliehen versucht.«
    »Das stimmt!«, räumte Jastrin ein, untröstlich. »Sie sind eben reizbar.«
    »Gibt es deines Wissens einen Weg, sich nicht von den Orks umbringen zu lassen?«
    »Sicher, wir brauchen uns nur untereinander umzubringen. Es gab mal eine Festung, da haben alle gemeinsam Selbstmord begangen. Das war noch vor den Elfenkönigen. Sie haben sich gegenseitig umgebracht, sodass die Orks, als sie kamen, nur Tote vorfanden und niemandem mehr wehtun konnten.«
    »Wer weiß, wie sie sich da geärgert haben«, bemerkte Rosalba, »reizbar, wie sie sind!«
    »Ja«, antwortete Jastrin, ohne den Sarkasmus zu bemerken, »aber da war nichts mehr zu machen.«
    Wahrscheinlich hätte auch der größte König, hätte selbst der mächtigste Krieger keine Lösung gewusst außer der, sich vor Eintreffen der Orks selbst zu töten, sich die Kehle durchzuschneiden, nachdem man sie den Kindern durchgeschnitten hat, um so langwierigere und fantasievollere Prozeduren zu vermeiden, denen etwaige Überlebende nach der Niederlage mit Sicherheit unterworfen würden.
    Die Idee des kollektiven Selbstmords erschien ihr die einzige Lösung, und sie erwog sie lange bei sich, während die Sonne unterging und im Westen die ersten Sterne funkelten, an einem immer wolkenloseren Himmel.
    Dann verwarf sie sie, weil das feige war.
    Daligar würde

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