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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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sagen«, flüsterte Jastrin, der wie ein Kobold neben ihr aus der Dunkelheit aufgetaucht war.
    Rosalba brauchte nicht lang nachzudenken. Zu sehen, wie Aurora niederkniete, um einem Opfer der Gewaltherrschaft ihres Vaters die Ehre wiederzugeben, hatte sie daran erinnert, dass der König auch derjenige ist, der über Ehre und Unehre entscheidet.
    Sie war noch am Leben, aber nicht alle teilten dieses glückliche Los.
    Mit letzter Kraft gelang es Robi, ihre Stimme so weit zu erheben, dass sie die anderen übertönte.
    »Die Boote der Orks sind vernichtet, die Wurfmaschinen verbrannt. Durch die Brände ist das Nordufer gesäubert. Die Orks, die überlebt haben, mussten schwimmend fliehen und ihre Waffen zurücklassen. Die Brücke, über die sie ihre Positionen hätten erreichen können, ist abgebrannt. Im Augenblick ist die Stadt uneinnehmbar, eines ihrer Flussufer ist befreit.«
    Ihre Worte wurden mit Jubelrufen aufgenommen, aber diesmal gebot Rosalba ihnen mit einer Gebärde Einhalt.
    »Ich bin mit sechs Männern hinausgeritten, mit fünfen komme ich zurück«, fuhr sie fort. »Der Krieger, der gefallen ist, hat sein Blut vergossen, damit die Stadt eine Zukunft hat.«
    Rosalba brauchte nicht zu fragen, wer die Angehörigen des getöteten Mannes waren. Unterdrücktes Schluchzen lenkte ihren Blick auf eine alte und eine junge Frau, ein verschrecktes Kind auf dem Arm der Mutter. Alle folgten ihrem Blick. Robi wusste nicht, was sie tun sollte. Sie fragte sich, was man sagt, wenn ein Mensch tot ist, und versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, was nicht allzu dumm und überflüssig klänge. Sie dachte an das Gesicht des jungen Mannes, sah seine Sommersprossen und die dunklen Augen vor sich.
    »Er ist für euch gestorben«, sagte sie zögernd. Sie war sich nicht sicher, ob das sonderlich klug war, was sie da sagte. »Das war seine Art, euch zu lieben«, fügte sie hinzu.
    Das Grüppchen sah sie an, hing an ihren Lippen. Robi dachte, dass es zu den Fähigkeiten eines Königs gehört, Trost zu spenden.
    »Ohne sein Opfer wäre die Stadt nicht gerettet worden«, setzte sie unsicher hinzu.
    Das musste gepasst haben, denn auch wenn der Schmerz dadurch nicht geringer wurde, traten doch Stolz und Zuversicht in die Blicke der drei. Und die Worte, die sie zögernd vorbrachte, hatten für die anderen einen kräftigen, feierlichen und getragenen Klang gehabt.
    »Ein wahrer König vergibt Ehrungen«, flüsterte Jastrin. »Etwas, was über Generationen hinweg als Auszeichnung in der Familie bleibt.«
    Rosalba sah hinab auf die Goldkette, die ihr der Graf von Daligar übergeben hatte. Trotz aller Müdigkeit gelang es ihr, ein Glied daraus zu lösen. Der Seneschall zog ein Band aus seinem Ärmel und reichte es ihr. Robi führte das Band durch die Öse. Dann trat sie zu der Frau mit dem Kind und legte das Ordensband um den Nacken der Witwe des gefallenen Kavalleristen und grüßte sie mit einer leichten Verbeugung, was die junge Frau mit einem angedeuteten Kniefall erwiderte.
    Viele der Anwesenden begannen zu weinen.
    Robi kehrte zurück zum Seneschall, ergriff das Schwert, und außerstande, es noch einmal zu heben und in die Scheide zu stecken, begab sie sich in ihre Gemächer.
    Der blutbefleckte weiße Schleier glitt zu Boden. Zu anstrengend, ihn aufzuheben. Die Schulter blutete fast nicht mehr. Robi ließ ihn liegen, wo er war.
     
    Der Hofmeister des Königlichen Hauses verneigte sich, als sie den Raum betrat.
    »Meine Herrin«, murmelte er, dann verschwand er.
    Als sie eintrat, hockte Angkeel schon neben Erbrow.
    »Mach Platz da, du Federvieh«, hauchte Robi, dann fiel sie aufs Bett, das Schwert noch in der Hand. Sie ließ es los, umarmte Erbrow und schlief ein.

Kapitel 4
    Erbrow erwachte lang vor Morgengrauen. Jenseits des hohen, schmalen Fensters, das in der Mitte von einer Säule unterteilt war, stand der Mond und erhellte eine stürmische Nacht. Erbrow sah sich um in der Hoffnung, das Haar ihres Vaters oder die grünen Flügel des Drachen aufleuchten zu sehen, aber da war nur das stumme, strenge Weiß von ihr unbekannten Wänden.
    Die Nacht musste furchtbar gewesen sein. In der Luft lagen Rauch und andere schreckliche Gerüche, wie von Schmerz und wütendem Kampf. Nie wusste sie, was vor sich ging.
    Sie hatte ihren Papa nicht mehr, der ihr die Dinge erklärte.
    Sie hatte ihn auf den Flügeln des Drachen davonfliegen sehen, und nun wusste auch sie, wie es ist, im Flug getragen zu werden. Das war schön gewesen, aber ihr Papa

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