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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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den ruchlosen Mord Ausdruck zu geben, den mein eigener Vater verübt hat. Indem er Euren Gemahl tötete, hat er das verabscheuenswürdigste aller Verbrechen begangen und die Welt der Menschen wehrlos gemacht, die in diesen schrecklichen Zeiten, da unser Überleben selbst auf dem Spiel steht, in Eurem Gemahl ihren Retter und Beschützer gefunden hätte. Mein Vater hat sich nach Alyil begeben, in Sicherheit, und dorthin sind auch sein Hofstaat und fast das ganze Heer geflohen. Unsägliches Grauen erfüllte mich, als ich hören musste, wie mein Vater sich rühmte, Euren Gemahl getötet zu haben, den er für das letzte Hindernis auf seinem Weg zu endgültigem Ruhm hielt. Ebenso unsäglich war aber auch meine Freude, als ich hörte, wie er sich beklagte, dass Ihr, die Erbin Arduins, ihm entkommen seid. Da war mir klar, dass die Welt der Menschen nicht verloren ist, weil sie noch eine Königin hat, und ich bin gekommen, um mich Euch anzuschließen und für Euch zu kämpfen.«
    Wieder dachte Robi, dass sie Aurora danken müsste, aber wieder brachte sie es nicht über sich.
    Sie blieb stehen, auf das Schwert und auf Enstriil gestützt. Sie betrachtete das wundervolle rauchfarbene Ross. Es war das schönste Pferd, das sie je gesehen hatte. Sogar Enstriil hielt dem Vergleich nicht stand.
    »Schönes Pferd«, brummte sie schließlich. Das waren die ersten Worte, die sie zu Aurora sagte.
    Die nickte.
    »Das schönste im ganzen Land«, bestätigte sie.
    Als alle sicher waren, dass die Unterhaltung beendet war, stiegen aus der kleinen Menge erneut Jubelrufe auf. Der Reitertrupp wurde mit Beifall und Blumen überschüttet. Irgendjemand warf kleine Klümpchen aus Rosinen und Honig. Robi bemerkte, dass sie großen Hunger hatte, und es kostete sie ihre ganze Willenskraft, sich daran zu erinnern, dass eine Königin sich nicht auf den Boden werfen kann, um zwischen den Pferdehufen Süßigkeiten aufzulesen.
    Auroras Anwesenheit flößte den Einwohnern Mut ein und ihre offenkundige Unterordnung unter Robi erhöhte das Vertrauen.
    Sie hatten eine echte Königin.
    Sie waren nicht von allen verlassen.
    Wenn die Tochter des Richters in Daligar blieb, dann war die Stadt nicht zum Untergang verdammt. Und wenn sie hinter der Verrückten mit dem kahl geschorenen Schädel herritt, dann stimmte es wohl, dass die keine Verrückte war, sondern die Erbin Arduins.
    Während die Jubelrufe erklangen, trug sich das dritte unglaubliche Ereignis des Abends zu, das vierte, wenn man den Sieg mitrechnete.
    Aurora kniete vor einer Frau nieder, die in Lumpen ging und zwei Kinder an der Hand hielt. Die ganze Szene war unverständlich und augenblicklich trat Schweigen ein, denn keiner wollte etwas davon verpassen.
    »Liebe Frau«, sagte Aurora, indem sie wieder aufstand und eine goldene Kette mit zwei Anhängern in die Hände der Frau gleiten ließ; Rosalba stand nah genug, um zu sehen, dass die Anhänger die Form von Eicheln hatten. »Euer Gemahl war der Befehlshaber der Wachmannschaften, Mandrail, der vor zehn Jahren zu Unrecht des Hochverrats bezichtigt und hingerichtet wurde. Als Eure ganze Habe beschlagnahmt wurde, ist diese Kette, ein Geschenk Eures Gatten, in meine Hände gelangt. Ich vermag nichts gegen die Ungerechtigkeit meines Vaters, der einen Mann zum Tode verurteilen ließ, dessen Loyalität und Unschuld ihm bekannt waren, ich kann Euch nur diese Kette zurückgeben.«
    Die Frau schaute auf die Kette in ihren vom Waschen rissigen Händen.
    Ihre Schultern strafften sich, und der Kopf ging in die Höhe, während Stolz in ihren Blick trat.
    Das war die Witwe des Mannes, den der Richter unter der falschen Anschuldigung des Hochverrats hatte hinrichten lassen. Dank diesem Schritt von Aurora würde sie nicht länger als die Frau eines Verräters angesehen werden.
    Der düsterste Teil ihres Leidensweges war beendet.
    »Wenn ich«, sagte Aurora, nun an alle gewandt, »mit meinem Leben die Schandtaten meines Vaters ungeschehen machen könnte, dann würde ich es dafür hingeben. Ich kann nur beteuern, dass ich niemals vergessen werde, welches Unheil er angerichtet hat. Ich bin gekommen und bitte um die Ehre, für Daligar und seine Herrscherin kämpfen und sterben zu dürfen.«
    Erstauntes Raunen lief durch die Menge. Rosalba dachte, nun habe sie aber wirklich das Äußerste gesehen. Dann dachte sie nichts mehr, überwältigt von der Freude darüber, noch am Leben zu sein, und ihre Tochter mit ihr.
    »Du musst etwas sagen. Nach dem Sieg muss man immer etwas

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