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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Söldner dorthin schickt. Zwischen der Grafschaft Daligar und der Stadt Varil besteht ein alter Bündnispakt und eine ferne Erinnerung daran, dass Letztere einst der Ersteren Untertan war. In den Jahrhunderten der Finsternis, als die Orks über die Menschenwelt herfielen, wurde der König von Varil durch den König von Daligar ernannt und musste vor ihm das Knie beugen. Das Bündnis besteht noch immer: Die Grafschaft übernimmt den Schutz und die Verteidigung der Grenzen der Bekannten Welt, sodass Varil in seiner aristokratischen Nachlässigkeit sich nicht darum zu kümmern braucht. Im Tausch dafür zahlt Varil jährlich einen stattlichen Tribut in Gold, der die Gesamtkosten des Söldnerheers um mehr als das Zehnfache übersteigt. Der Verwaltungsrichter könnte den Sold seiner Leute also mindestens verzehnfachen und dabei immer noch verdienen. Mit einem höheren Sold und anständiger Verpflegung wäre es nicht nötig, ständig Kontrolle auszuüben und dauernd den Henker zu bemühen, der sogar den Diebstahl eines einzelnen Kohlblatts aufs Grausamste bestraft. Um in einem Haufen von chronisch hungrigen, bis an die Zähne bewaffneten Kerlen die ständige Versuchung zum Diebstahl abzuwenden, muss die Gewalt maßvoll verteilt und gezielt eingesetzt werden. Ich habe das nie begriffen: Man bräuchte sie nur etwas besser zu bezahlen, ihnen das Vereinbarte zu geben. Wenn sie nicht gebraucht werden, bekommen die Söldner keinen Sold, und wovon sollen sie da leben? Aber wenn sie desertieren, bedeutet das den Galgen. In der Grafschaft Daligar halten sich Idiotie und Grausamkeit die Waage. Der Verwaltungsrichter scheint den Galgen nicht nur für eine notwendige, sondern auch ausreichende Vorrichtung zu halten, um vorbildliche Disziplin zu gewährleisten, und davon, den Sold zu erhöhen, hat nie jemand geredet.«
    »Und warum sagst du, das wäre etwas für mich?«
    »Weil du für einen Bettler nicht die richtige Statur hast. Wie es jetzt aussieht, wirst du, wenn du ausgewachsen bist, mindestens sechseinhalb Fuß groß und drei Fuß breit in den Schultern sein. Bittest oder schuldest du gern jemandem etwas?«
    »Lieber verrecke ich.«
    »Na siehst du! Du hast weder die Statur noch die Berufung zum Bettler. Und ein unbezahlter Schreiner, dein Vater, ist genug …«
    »Ich mag es nicht, wenn du dich über meinen Vater lustig machst.«
    »Nie und nimmer würde ich mir das erlauben. Jahre würden nicht ausreichen, um die ganze Hochachtung zum Ausdruck zu bringen, die ich für deine Eltern hege. Das schwöre ich dir beim Leben meines Sohnes.«
    »Du hast einen Sohn?«
    »Ja, und bevor ich verhaftet wurde, habe ich ihm befohlen, mich zu verleugnen, zu vergessen, Verleumdungen nicht zu widersprechen und am Leben zu bleiben. Hör zu, ich sage nur die Wahrheit. Wenn dein Vater bezahlt würde, wie er es verdient, könntest du in seiner Werkstatt mitarbeiten und sie später übernehmen. So wie die Dinge heutzutage aber einmal liegen, ist es besser, du suchst dir etwas anderes. Wenn es Arbeit für sie gibt, werden die Söldner bezahlt und verpflegt, also können sie ihren Sold nach Hause schicken. Zu den Aufgaben der Söldner gehört es auch, Banditen und Orks von den Grenzen fernzuhalten, wie es früher war, vor den Endlosen Regenfällen. Es gibt keine Schilderhäuschen, keine Warnfeuer und keine Grenzbefestigungen mehr, aber jetzt hat man wenigstens die Söldner hingeschickt. Nichts Erhabenes, wie du siehst. Nichts Großartiges. Es ist eine Arbeit ohne Ruhm und voller Mühsal, Nachtwachen, Überfällen und Gewaltaktionen, aber ohne die Söldner wären die Grenzlande wehrlos …«
    »Kämpfen die Söldner gegen die Orks?«
    »Sicher, du glaubst doch wohl nicht, dass die Ritter mit ihren schimmernden Rüstungen in die Grenzlande ziehen? Da könnten ja die Helmfedern staubig werden! Das ist ein Geschäft, wofür man die Söldner benötigt, Männer mit leichten Harnischen aus Leder- und Metallplatten: Die glänzen nicht in der Sonne und sind bei stunden- oder tagelangen Märschen nicht hinderlich. Söldner verrichten eine Arbeit ähnlich wie du mit deiner Wilderei, unverzichtbar und verachtet, und niemand dankt sie ihnen je, aber irgendwer muss sie ja machen, diese Arbeit, sonst kommen die Orks zurück. Und die sind schlimmer als alles und alle. Sie sind sogar schlimmer als der Verwaltungsrichter.«
    Rankstrail hörte zu und dachte über alles nach.
    Der Traum vom Ritter verblasste, zog sich aus den hellen Regionen des Tages zurück und kehrte

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