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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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der Seneschall in ihrer Gegenwart noch einmal den Ausdruck »Hungerleider« verwenden sollte, so werde er seinen Kopf am höchsten Türm der Stadtmauer wiederfinden, anstelle der roten Banner, die sie bei ihrem ersten Ausfall gegen die Orks verbrannt hatten. Sie höchstpersönlich würde ihn dort hinhängen, womit auch das heikle Problem des fehlenden Henkers gelöst wäre.
    Um die Schwerter von den Standbildern zu lösen, brauchte man Hammer und Meißel. Es war eine langwierige Arbeit. Viele der Bauern halfen mit, aber das war nicht ihr Metier und sie hatten nicht das erforderliche Werkzeug. Sie hatten noch kein Dutzend Schwerter gelöst, als der Hofmeister des Königlichen Hauses eine Delegation meldete.
    Rankstrail, die Königin-Hexe und der Seneschall, über und über von Marmorstaub bedeckt wie im Winter die Bäume von Schnee, traten näher, versuchten, sich den Staub abzuklopfen und ein halbwegs manierliches Erscheinungsbild zuwege zu bringen.
    Die Delegation bestand aus etwa zwanzig Männern, alle reiferen Alters, der eine oder andere mit weißem Haar und tiefen Falten. Alle trugen ausgebleichte, verschlissene Gewänder, die jedoch an den brüchig gewordenen Goldfäden der prächtigen Borten als Festgewänder zu erkennen waren. Einige von ihnen hatten Säcke unterschiedlicher Größe bei sich.
    »Meine Herren?«, sprach die Königin-Hexe sie an.
    Es mussten keine besonders beruhigenden Gerüchte in Umlauf sein über den jähzornigen Charakter der Königin und unter den Männern herrschte eine gewissen Befangenheit. Schließlich trat der Älteste aus der Gruppe vor, ein kleiner Mann in einem dunkelroten Gewand mit leuchtend blauen Augen und schütterem weißen Bart.
    »Meine Herrin, wir sind die Vorsteher der Zünfte in der Stadt. Wir sind gekommen, um zu bitten … wir … haben gehört … es heißt …«
    »Alle Einwohner der Stadt werden Herren ihres Geschicks«, bestätigte die Königin. »Eure Werkstätten und Geschäfte sowie die Häuser, in denen Ihr wohnt, gehören von nun an Euch.«
    Der Alte lächelte und nickte.
    »Meine Herrin, wir sind gekommen, um zu kämpfen. Diesmal werdet Ihr nicht allein aus der Stadt reiten. Wir sind Euer Volk. Und wir werden mit Euch hinausziehen in den Kampf, für uns, für unseren Grund und Boden, für unsere Kinder und unsere Geschäfte, und wenn nötig sind wir bereit zu sterben. Wir haben die Waffen gebracht.«
    »Die Waffen? Ihr habt Waffen?«
    »Aber gewiss doch, Herrin«, lächelte der Alte.
    Einer der Männer im dunkelroten Gewand öffnete einen Sack: Messer und Äxte in jeder Form und Größe ergossen sich auf den Boden.
    »Die Zunft der Metzger«, erklärte der Alte.
    Dann öffneten auch die anderen nach und nach ihre Säcke.
    »Zunft der Kesselflicker: Es gibt keine einzige Pfanne mehr in der Stadt, Omelett kann keines mehr gebraten werden. Sie haben die Pfannen mit geschmolzenem Blei gefüllt, haben die Griffe verstärkt und an der Spitze die Skalpelle der Wundärzte angebracht. Jetzt sind das eher gefährliche Keulen. Zunft der Schreiner: Sie haben aus Brettern Schilde gemacht. Zunft der Maurer: Sie werden die Arbeit hier zu Ende bringen und die Schwerter herauslösen, meine Herrin, und sie haben auch alle Eisengitter abmontiert, um aus Brettern Schilde machen zu können. Sie haben gebrannten Kalk bereitgestellt. Wenn jemand zu nah an unsere Stadtmauern kommt, soll es ihn reuen, dass wir kein siedendes Öl haben. Zunft der Gerber: kleine Sensen und Äxte. Mithilfe der Schreiner haben sie die Griffe verlängert und jetzt sind es Hellebarden, und zuletzt, Herrin, die Zunft der Färber, die Schneidermeister und sämtliche Frauen der Stadt.«
    Letztere trugen blaue Gewänder. Ihre Säcke waren groß und leicht. Sie öffneten sie und Tücher in verschiedenen Größen quollen heraus. Sie waren weiß mit zwei Blumen in der Mitte: eine Lilie und eine Glyzinienblüte, beide purpurrot und ineinander verschlungen.
    »Unsere Fahne. Wir können nicht kämpfen und sterben ohne ein Symbol zum Anschauen. Ein Volk braucht ein Fahne und wir haben keine. Die roten Banner unserer Stadt sind verbrannt und wir trauern ihnen nicht nach. Sie waren das Symbol derer, die davongelaufen sind und uns hier allein zurückgelassen haben, sodass wir Pfannen mit geschmolzenem Blei füllen müssen, um uns und unsere Kinder zu retten.«
    »Wir haben Euer Wahrzeichen zu unserem Banner gemacht, rote Blumen auf weißem Feld. Wie der blutbefleckte Schleier, den Ihr in der ersten Nacht geschwenkt

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