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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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sind in diesem Palast weder Pferde noch Grillen verzehrt worden, niemals.«
    Die jähzornige Königin machte sich nicht einmal die Mühe, ihn zu beschimpfen, untrügliches Zeichen dafür, dass sie mit ihren Kräften am Ende war.
    Der Hauptmann verharrte lange schweigend, dann verabschiedete er sich. Bevor er den Saal verließ, wandte er sich noch einmal zur Königin-Hexe um.
    »Ich habe mir erlaubt, Eurer Tochter ein Wolfsjunges zu schenken«, sagte er unsicher. »Es könnte nützlich sein, falls sie angegriffen wird …«
    »Das habt Ihr gut gemacht«, fiel ihm die Herrscherin überraschenderweise ins Wort. »Ich bezweifle zwar, dass ein Wolfsjunges Orks vertreiben kann, aber es ist gut gegen die Einsamkeit. Wir könnten den kleinen Wolf Treu nennen«, setzte sie nachdenklich, fast mit einem Lächeln hinzu. »Wie der Hund, den ich als Kind hatte.«
    »Hübscher Name für einen Wolf«, bemerkte der Seneschall sarkastisch. »Aber gewiss, in allen einschlägigen Handbüchern werden ja Adler und Wolf als die geeigneten Spielkameraden für wohlerzogene Mädchen empfohlen … Es hat Zeiten gegeben«, schloss er mit einem Seufzer, »da wir die Gewissheit haben konnten, uns nicht dafür schämen zu müssen, wie unsere Herrscher das Besteck hielten.«
    Die Herrscherin holte tief Luft und ein unbestimmtes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, untrügliches Anzeichen dafür, dass sich etwas in ihr zusammenbraute.
    »Worauf genau gründet sich denn Eure Gewissheit, dass heute Abend bei Mondaufgang Euer Kopf nicht auch auf einer Pike bei den anderen auf den Wehrgängen steckt?«, fragte sie mit schneidender Höflichkeit.
    Der Seneschall blieb völlig gleichmütig. Er dachte einen Augenblick lang nach, wobei er sich mit der Hand über das spitze Kinn und den wallenden Bart strich.
    »Im Wesentlichen auf drei Erwägungen, meine Herrin, die jede für sich ein hinreichender Grund wäre und die sich zusammengenommen gegenseitig verstärken. Erstens hat der Verwaltungsrichter alle fünfzehn Henker der Stadt mitgenommen, ohne deren Dienste er offenbar weder zu leben noch zu regieren imstande war, also ist Daligar derzeit ohne Scharfrichter. Ihr müsstet dieses Geschäft selbst besorgen, was über die Maßen anstrengend ist, und ich darf mir erlauben, Euch daran zu erinnern, dass Ihr in Eurem Zustand jegliche Strapaze meiden solltet. Zweitens würde die Moral der Bevölkerung noch tiefer sinken, wenn sie feststellen müsste, dass wir den Orks ihre Aufgabe erleichtern, indem wir uns gegenseitig umbringen, und schließlich, aber mindestens ebenso wichtig, bin ich der Einzige in der Stadt, der die Chronik der letzten Jahre kennt sowie die Lage der Waffenkammern und der unterirdischen Gänge, was zu diesem Zeitpunkt absolut lebensnotwendig ist.«
    »Danke«, bemerkte Robi trocken. »Ihr solltet mir das immer wieder in Erinnerung rufen, damit ich es auch bestimmt nicht vergesse.«
    »Seid unbesorgt, meine Herrin, und macht Euch keine Umstände. Ich werde mich nicht scheuen, es Euch in Erinnerung zu rufen, vielleicht öfter, als Euch lieb sein mag.«
    In diesem Augenblick stürmte einer der eben aus den Klauen der Orks befreiten Kavalleristen herein, die man sogleich in die Armee von Daligar aufgenommenen hatte, wütend trat er vor die Königin hin. Er erklärte, in dritter Generation in direkter Linie von dem vierten König mit Namen Baldoswin abzustammen, und es sei eine unerträgliche Schmach für ihn, nicht von seinesgleichen befehligt zu werden. Es war ein kräftiger, ganz hübscher Bursche mit einer dichten blonden Mähne.
    »Herrin«, begann er; offenbar hatte er das unbestimmte Lächeln, das sich auf den Zügen der Herrscherin abzeichnete, wenn die eng gesteckten Grenzen ihrer Geduld überschritten waren, als Ermunterung aufgefasst, »ich fordere eine dem Rang meiner Familie angemessene Stellung. Ich weigere mich, dem Befehl eines Söldners unterstellt zu sein. Ich verlange, dass Ihr unverzüglich eine würdigere Position für mich und mein Schwert findet.«
    »Wie ich höre, ist die Stelle des Henkers frei«, antwortete die Herrscherin barsch. »Ihr könnt wählen, ob Ihr Henker sein, geköpft werden oder dem Befehl von Hauptmann Rankstrail gehorchen wollt, der Euch, wenn ich das recht sehe, soeben das Leben gerettet hat. Sobald Ihr eine Entscheidung getroffen habt, setzt uns davon in Kenntnis, und wir werden sie unverzüglich ausführen. Bis zu diesem Zeitpunkt wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr Eure unbedeutende Erscheinung an einen

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