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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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während sie sich die Hand besah. »Ich glaube, Heilkräfte zu haben, oder ich hoffe es wenigstens«, setzte sie mit dem Anflug eines Lächelns hinzu.
    Rankstrail zuckte zusammen, als ob er sich verbrannt hätte. Er gab sich Mühe, keine allzu abrupten Bewegungen zu machen, während er den Arm zurückzog.
    Er wollte nicht gepflegt werden. Er wollte nicht berührt werden. Er wollte auch nicht ihr Kommandant oder gar ihr König sein. Er wollte sie bloß von den Orks fernhalten, sie wie alle anderen, ansonsten aber in Ruhe gelassen werden.
    Gereizt und verlegen sah er auf seine riesige, dunkle Hand in den blassen, schmalen Händen Auroras und hatte nur den einen Wunsch, sie zurückzuziehen.
    Sie bemerkte es.
    »Ich versichere Euch, ich bin gleich fertig«, versprach sie.
    Sie hatte die Wunde ausgewaschen und von Schmutz gereinigt und verband sie gerade mit dem weißen Leinenschal, den sie um den Hals trug, da sonst kein Stoff da war.
    »Ich bin sicher, dass der Schmerz schon vergangen ist«, sagte sie. Wieder wagte sie die Andeutung eines Lächelns, auch wenn sie plötzlich sehr müde wirkte. Aurora lächelte selten, doch wenn sie es tat, strahlten ihre Augen in einem intensiven, funkelnden Grün.
    Der Schmerz war vergangen. Diese Feststellung minderte Rankstrails Gereiztheit aber nicht.
    »Es hat auch vorher nicht sehr wehgetan«, schnaubte er unwillig und warf dabei Lisentrail einen scharfen Blick zu, bevor der womöglich auf die Idee kam, dumme Bemerkungen zu machen.
    Lisentrail hielt den Mund und Aurora entfernte sich endlich. Rankstrail rieb sich die verbundene Hand. Er war schon wieder imstande, das Schwert zu halten.
     
    Eine Schar Kinder stürmte lärmend und schreiend in den Hof, mit Holzstücken bewaffnet, die Schwerter und Bögen sein sollten. Von den sechs Mädchen stellte die eine Hälfte die Königin-Hexe dar, die andere Hälfte dagegen Dame Aurora. Die fünf Jungs spielten alle fünf Rankstrail.
    Das Problem war nicht nur, dass keiner den Ork spielen, sondern dass auch keiner einen anderen Krieger als den Hauptmann darstellen wollte.
    Eins der Mädchen, das sich zur Königin-Hexe erklärt hatte, stieg auf einen Stein und verkündete: »Ich bin zwar nur eine schwache Frau, aber ich habe den Magen eines Königs.«
    Die anderen klatschten Beifall.
    »Das haben wir verpasst, das muss sie gesagt haben, bevor wir kamen«, bemerkte Lisentrail. »Zum Glück war ich nicht dabei, denn da hätte ich nicht ernst bleiben können.«
    Rankstrail knurrte etwas zur Antwort.
    Als sie die beiden Männer im Hof bemerkten, stoben die Kinder lachend davon.
    Der Wagemutigste blieb und kam schüchtern zum Brunnen.
    »Gestattet, mein Herr, dass ich es wage, Euch zu stören. Verzeiht, ich wollte wissen, wenn es Euch gefällig ist, wie der Name Eures Pferdes ist, mein Herr, verzeiht, wenn Ihr erlaubt, wenn es keine allzu große Mühe ist«, fragte er Rankstrail in einem Atemzug und errötete dabei bis über die Ohren.
    »Es heißt Zecca«, antwortete der Hauptmann mürrisch.
    »Das bedeutet etwas Großartiges in der alten Sprache, nicht wahr?«, fragte der Junge.
    Rankstrail bequemte sich, zu ihm hinunterzuschauen. Der Kleine sah ihn ehrfürchtig an. Er zitterte vor Erregung, weil er das Wort an ihn richten durfte. Er war klein und mager, die dunklen Haare fielen ihm ins Gesicht.
    Lisentrail übernahm es, ihm zu antworten.
    »Sicher«, sagte er sanft, »in der alten Sprache bedeutet es ›der Prächtige‹, in der Sprache, die noch vor den Elfen gesprochen wurde, weißt du.«
    »Die Sprache der Ersten Runenzeit?«, fragte der Junge nach.
    »Genau die«, bestätigte Lisentrail im Brustton der Überzeugung. Dann quittierte er einen scharfen Blick des Hauptmanns mit einem Achselzucken.
    »Das ist für die Annalen, müsst Ihr wissen«, verkündete der Junge.
    »Was für Annalen?«
    »Die der Stadt, mein Herr. Ich entstamme einer Familie von Schreibern. Mein Vater war Schreiber, der Vater meines Vaters ebenfalls und ich will es auch werden. Mein Großvater musste fliehen, der Henker hatte ihm die Füße verkrüppelt, aber jetzt ist die Königin-Hexe da und so etwas wird nicht mehr geschehen. Wisst Ihr, Herr«, sagte er, errötend vor Stolz, »ich kann schreiben. Wir schreiben auf, was geschehen ist, damit alle es wissen. Ich werde über den Hauptmann Rankstrail mit seinem schimmernden Harnisch und seinem prächtigen Ross schreiben, damit die kommenden Generationen durch die Jahrhunderte davon erfahren. Ich werde auch über Euch

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