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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Nicht nur das, sie verspürte ein merkwürdiges Gefühl, während Erbrow sie berührte. Nicht nur war sie geheilt, sondern es war auch, als wäre in ihrem Kopf klar geworden, welchen Weg sie einschlagen würde.
    Wieder sah sie in Erbrows blaue Augen, schloss sie in die Arme und stand auf. Es rührte sie, die Tochter des letzten Helden des Elfengeschlechts in Armen zu halten. Es war, als würde sie ihre eigene Mutter wiedersehen, es war, als würde das Vermächtnis ihres mittlerweile ausgelöschten Volkes doch noch weiterleben.
    »Meine Mutter, wisst Ihr, gehörte demselben Volk an wie Euer Vater«, flüsterte sie.
    Das Kind lachte.
    Aurora genoss es, die Wärme von Erbrows Körper an ihrem zu fühlen, ihre dunklen Locken in ihrem Gesicht. Sich selbst überlassen, krallte sich das Wolfsjunge zu ihren Füßen plötzlich im Saum ihres Kleides fest und zupfte daran, dann machte es Jagd auf eine Eidechse.
    Erbrow war genau auf der Höhe einer tiefen Nische, in der ein Kerzenhalter mit einer großen Kerze stand. Erfreut betrachtete sie sie, sah sich um, um sicher zu sein, dass ihre Mutter nicht in der Nähe war, legte den Finger an den Docht und munter loderte eine Flamme auf. Das musste lustig und angenehm sein, denn sie lachte dabei von Herzen. Nach einem weiteren besorgten Blick in die Runde strich Erbrow mit der Hand über die Flamme und sie erlosch.
    »Nein aua«, sagte sie entschieden mit ausgebreiteten Armen und gerunzelter Stirn.
    Aurora begriff, dass die Kleine imstande war, eine Flamme zu entfachen und zu löschen, ohne sich oder anderen dabei wehzutun. Doch wie jede Mutter musste auch Rosalba ihr verboten haben, mit dem Feuer zu spielen.
    Sie streckte die Hand aus und berührte den Docht. Auch sie ließ eine Flamme auflodern und löschte sie wieder. Es hatte genügt, Erbrow zu berühren, um zu begreifen, wie das ging. Sie spürte erst die Kühle und dann die Wärme hinter der Stirn, wie einen Kitzel. Wirklich lustig und angenehm. Für größere Feuer musste die Anstrengung allerdings unerträglich groß und schmerzhaft werden, aber bei einer so kleinen Flamme war das … wirklich … eine Art Kitzel. Erbrow lachte. Aurora drückte sie noch einmal an sich, dann bückte sie sich und setzte sie am Boden ab. Vor dem Wolfsjungen lag die verletzte und blutende Eidechse, ein Beinchen war fast abgetrennt. Aurora nahm sie in die Hand und hielt sie fest, dabei spürte sie, wie das Bein wieder in Ordnung kam und das kleine Herz wieder kräftiger pochte. Sie stöhnte.
    »Ni’ schön!«, sagte sie bleich vor Anstrengung.
    Erbrow nickte mehrmals mit Überzeugung.
    Die Eidechse war wieder heil. Aurora ließ sie laufen. Sie richtete sich auf und verabschiedete sich feierlich mit einer tiefen Verbeugung von Erbrow, die ihr in ebenso übertriebener Manier antwortete, dann lief sie über die Treppe in den Hof.
    »Dieses Mädchen besitzt die Kräfte des letzten der Elfen, in ihren Adern fließt das Blut Arduins und sie trägt den Namen des letzten Drachen«, sagte sie gerührt zu Rankstrail und Lisentrail, indem sie auf Erbrow zeigte.
    Lisentrail saß am Boden, mit dem Rücken zum Brunnen gewandt, genoss die kühle Abendluft und die Tatsache, dass er noch am Leben war, ein Sachverhalt, auf den er bis vor Kurzem noch keine Wette abgeschlossen hätte.
    »Ja«, schnaubte er weniger begeistert und gerührt. »Wenn man dann auch noch den Charakter der Mutter dazunimmt, dann Hochachtung für den, der sie einmal heiratet, er braucht den Mut eines Löwen.«

Kapitel 17
    Als Antwort gab Rankstrail ein unverständliches Knurren von sich. Er versuchte, am Brunnen die verletzte Hand zu verarzten. Sie blutete nicht mehr, aber es war Schmutz in der Wunde und die Ränder waren rot und geschwollen.
    »Erlaubt, dass ich mich dessen annehme, mein Herr«, sagte Aurora, indem sie näher trat.
    Rankstrail zuckte zusammen. Es war ihm maßlos peinlich, von Aurora mit »mein Herr« angeredet zu werden. Da er weder ihr Kommandant noch ihr König war, fühlte er sich gelinde gesagt auch verspottet. Er wäre gern ohne diese hochtrabenden und hohlen Achtungsbezeugungen ausgekommen.
    »Danke, Herrin«, begann er hochmütig und herausfordernd, »das ist nicht nötig. Seit Jahren versorge ich meine Wunden selbst, und wenn auch nicht mit Eurem Sachverstand, so bin ich doch noch immer am Leben …«
    Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Aurora war zu ihm getreten und hatte seine verletzte Hand in ihre Hände genommen.
    »Ich bitte Euch«, sagte sie,

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