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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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einleuchtend waren, verminderte seltsamerweise nicht den Drang, sie zu erwürgen.
    Endlich brachte sie ein Nicken zustande.
    Die Verzweiflung legte sich wie ein Tuch über sie.
    Es gab kein Entkommen.
    Ihr Strand, die Grillen, der Wasserfall, das Meeresrauschen, alles würde ein bloßer Traum bleiben.
    »Ich fürchte, Ihr habt recht«, sagte sie schließlich finster.
    Sie war gefangen, festgehalten in der Stadt, die die Hinrichtung ihrer Eltern mit angesehen und den Tod ihres Gemahls festlich begrüßt hatte.
    Sie konnte nicht nach Hause zurück.
    Stille machte sich breit. Dann ergriff Aurora wieder das Wort.
    »Herrin«, sagte sie, »mit Eurer Erlaubnis würde ich diese Stadt gern verlassen und nach Varil gehen, um dort meine Wohnung zu nehmen.«
    Wieder herrschte Stille, auch diesmal nur unterbrochen vom Gackern der Hühner. »Weder Ihr noch sonst irgendjemand braucht meine Erlaubnis, um zu leben, wo es ihm beliebt, aber warum Varil?«, fragte Rosalba. »Was wollt Ihr dort? Hier seid Ihr geboren.«
    Sie war erstaunt und gewiss auch erleichtert von der Nachricht, dass sie, wenn sie schon in Daligar bleiben musste, wenigstens nicht gezwungen war, mit Aurora zusammenzuleben, aber auch neugierig.
    »Tatsächlich bin ich hier geboren und habe immer hier gelebt: Hier bin und werde ich aber stets die Tochter meines Vaters sein. In Varil bin ich einfach nur ich selbst. Außerdem glaube ich, eine Gabe als Heilerin zu haben. Varil ist der Vorposten, der Ort, wo der Krieg früher beginnt als anderswo und erst aufhört, wenn er anderswo längst vorbei ist, deshalb kann ich dort von größerem Nutzen sein als hier. Die Verletzten dort können von meiner Pflege profitieren, die Kämpfer von meinem Bogen.«
    Robi nickte noch einmal. Ihr Verlangen, das Meer zu sehen, wurde so stark, dass es fast mit Händen zu greifen war.
    Sie beruhigte sich. Sie brauchte nur etwas Zeit, aber sie würde nach Hause zurückkehren. In aller Ruhe würde sie fortgehen können und zurück an den Strand von Erbrow. Anfangs nur für kurze Zeiträume, dann immer länger. In aller Ruhe würde sie die Voraussetzungen schaffen, um Daligar einem Gouverneur anzuvertrauen.
    Eine Straße!
    Man musste die Schlucht wieder öffnen und Serpentinen bauen, um unter dem schwindelerregenden Wasserfall des Dogon bis an den Strand hinunterzugelangen, man musste den alten Bibliotheksturm wieder aufbauen und die darin enthaltenen Bücher retten. Die Straße zwischen Daligar und Erbrow würde breit und bequem passierbar sein wie in alten Zeiten, und wie in alten Zeiten würde auf halber Strecke in der Mitte der Turm der Weisheit stehen, der ehemalige Wohnsitz der Drachen.
    Erbrow war ein natürlicher Hafen. Das Städtchen würde wachsen und gedeihen. Es würde die Drachenstadt werden. Jeden Morgen würden die Fischerboote mit ihren Netzen auslaufen.
    Zu den Ziegen und Hühnern würden die Erträge des Fischfangs hinzukommen und der Hunger würde nur noch eine blasse Erinnerung sein.
    Salz! In Erbrow gab es ausgeprägte Gezeiten und oft wehte ein trockener Südwind. Yorsh hatte ihr erzählt, dass es in der Zweiten Runenzeit an der Küste ausgedehnte Salinen gegeben hatte, sie wurden in den Annalen geschildert.
    Robi schloss die Augen und alles färbte sich blau und gold. Ausgedehnte, geometrische Flächen in Weiß funkelten in der Sonne vor dem Meer, dazwischen hier und da Mühlen, die das Wasser durch Windkraft voranbewegten, dahinter das Grün der Felsenklippe, die von Ginster und blühenden Kapernsträuchern überwuchert war. Sie sah die vielen Segel im Hafen. Sie sah unglaubliche Tiere, eine Art von gefleckten Kühen mit sehr langem Hals, einen lächerlichen, schwarz-weiß gestreiften Esel.
    Sardinen und Schweinefleisch konnte man in Salz einlegen und konservieren, sodass die Gefahr von Hungersnöten gebannt war.
    Rosalba fragte sich, wer und was wohl jenseits des Meeres sein mochte.
    Sie würde nach Erbrow zurückkehren, aber später. Zunächst wollte sie dafür sorgen, dass es so stark wurde wie das Mädchen, das denselben Namen trug wie der Ort und wie der Drache, der sein Leben für sie hingegeben hatte. Bis dahin würde sie in Daligar leben, der Stadt, die mit ihr gekämpft hatte, die mit ihr Hunger und Belagerung erlitten hatte und ihr Banner trug.
    Auroras Stimme unterbrach sie in ihren Gedankengängen. »Herrin, meine Absicht wäre es, so bald wie möglich aufzubrechen, morgen früh noch vor Tagesanbruch. Gibt es sonst noch etwas, was Ihr mir sagen

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