Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
Mücken und Läuse ihnen übrig gelassen haben, weil sie am Rand von derart ungesunden Sümpfen leben, dass man es eine Schande fände, einen Hund dort zu halten; die Menschen von den Zecken zu befreien, die sie plagen, weil sie im Schweinekoben schlafen müssen. Unser ist die Verantwortung zu kämpfen, um die Straßen sicher zu machen, damit die Händler wieder reisen können, damit die Handwerker wieder zu arbeiten beginnen und der Reichtum sich wieder vermehrt wie die Kaulquappen in den Tümpeln im Frühling, und dafür werden wir sorgen. Unser ist die Verantwortung, die Grenzen sicher zu machen, damit man wieder Bohnen und Kohl anpflanzen kann, ohne dass jemand wie ein Wolf in der Nacht oder ein Schakal im Dunklen über das Menschenvolk herfällt, und dafür werden wir sorgen. Unser ist die Verantwortung, dem Volk der Zwerge Freiheit, Würde und seine Bergwerke zurückzugeben und das begangene Unrecht wiedergutzumachen, und dafür werden wir sorgen. Unser ist die Verantwortung, Vorräte anzulegen, um Hungersnöte zu verhindern, auch dafür werden wir sorgen. Unser ist die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass es auch in den entlegensten Dörfern eine Heilerin gibt, damit aus Verbrennungen keine schwärenden Wunden werden, gebrochene Knochen gerade zusammenwachsen und Kinder, die auf die Welt kommen, in sauberes Tuch gehüllt werden, auch dafür werden wir sorgen. Unser ist die Verantwortung, fahrende Lehrer anzustellen, die durchs Land ziehen, auch in die entlegensten Winkel der Bekannten Welt, weil nicht lesen und nicht schreiben zu können, ein Leiden ist, wozu niemand, weder Mann noch Frau noch Kind verdammt sein soll, auch dafür wollen wir sorgen. Wie Sire Arduin gesagt hat: Kriege muss man immer zwei gleichzeitig führen, den gegen die Orks und den gegen die Ungerechtigkeit. Ein gerechtes Volk kämpft mit mehr Mut und Entschlossenheit, Hungerleider schlagen sich schlecht.«
Die Delegation nahm seine Rede mit langem Schweigen auf. Schließlich sah der Bürgermeister ihn an, verneigte sich tief und sagte: »Ja, mein Herr, so werden wir es machen. Ihr zeigt uns den Weg und wir führen es aus.«
Auch die anderen verneigten sich.
Der Bürgermeister nahm die Kette und legte sie Rankstrail um, schloss sie über dem schlammfarbenen Harnisch.
Dann überreichte ihm die Abordnung ein zweites Kästchen aus Holz mit Goldbeschlägen und mit einer weiteren, sehr tiefen Verbeugung verabschiedeten die Männer sich.
Rankstrail hatte den Eindruck, als ob Prinz Erik ihn irgendwie eigenartig ansähe, bald mit vielsagenden Blicken, dann wieder kleinen Zeichen der Verneinung, wie jemand, der etwas sagen möchte, es aber nicht wagt, weil die Situation nicht geeignet ist.
Als sie gegangen waren, öffnete Rankstrail das Kästchen. Es enthielt mehr Gold, als er jemals gesehen hatte. Tatsächlich enthielt es mehr Gold, als er sich jemals vorgestellt hatte. Er hätte sich davon den ganzen Äußeren Bezirk kaufen können und wäre immer noch sagenhaft reich gewesen. Damit würde er anfangen. Etwas davon würde er für den Äußeren Bezirk verwenden, wo es von verzweifelten Bauern ohne Land, von Schmieden ohne Esse, von Fuhrleuten ohne Fuhrwerk und Zugtiere, von Leuten ohne alles nur so wimmelte. Einen Teil davon würde er jedoch für sich behalten und für sich ausgeben müssen. Ob er wollte oder nicht, jetzt, da er eine Stadt befehligen sollte, brauchte er Kleidung, Waffen und … ein Pferd, das diesen Namen verdiente. Das war seine Pflicht.
Endlich konnte er Zecca dem Prächtigen, der ihn in zwei seiner siegreichen Attacken getragen hatte, durch die er das Volk der Menschen befreit hatte, ein geruhsames Alter bieten, in einem hübschen Stall inmitten von Wiesen, so weit das Auge reichte, voller Klee, Luzerne und Blumen.
Kapitel 26
Rosalba war müde. Als sie den Moschusgeruch einatmete, der dem Königsgrab entströmte, verspürte sie Sehnsucht danach, sich in der Erde auszustrecken und für die kommenden Jahrhunderte dort ruhen zu können. Auch sie wollte im Dunkel sein, im stillen Reich der Schnecken und Würmer. Ihr Leben erschien ihr eine Folge von sinnlosen Tagen, die abliefen wie Wasser an einem Stein, um schließlich mit dem Geruch von feuchter Erde und verrottetem Laub in einem Steinsarkophag zu enden.
Sie musste daran denken, auch für sich Schlitze in den Stein schneiden zu lassen.
Doch das war nicht der einzige Gedanke, der in ihrer quälenden Müdigkeit einen gewissen Trost spendete.
Da war noch ein anderer
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