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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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wollt?«
    Rosalba fuhr hoch. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie sowohl ihre Müdigkeit als auch Auroras Anwesenheit vergessen hatte. Sie stand auf, um sich von ihr zu verabschieden, ihr Dank zu sagen und all die übrigen Höflichkeitsfloskeln, die bei solchen Gelegenheiten fällig sind.
    Zum ersten Mal bemerkte Robi an Auroras Hals einen Anhänger, eine Art von durchscheinender, von Gold durchzogener Muschel, die sich an den Seiten öffnete, was aussah wie Flügel. Er war leicht und schön, es war, als ob der Geist der Leichtigkeit selbst darin eingeschlossen wäre. Er hing an einem ziemlich abgenutzten, geflochtenen Lederband. Aurora bemerkte ihren Blick.
    »Das ist von meiner Mutter«, erklärte sie.
    »Und das Band?«, fragte Rosalba. Es war eine etwas ungewöhnliche Art, ein so kostbares und fein gearbeitetes Schmuckstück zu tragen.
    Aurora errötete heftig bis unter die Haarwurzeln, was ihr einen Augenblick lang ein fast kindliches Aussehen verlieh.
    »Das? Das war die Sehne meines ersten Bogens, den ich als Kind geschenkt bekam und an dem ich sehr hing«, antwortete sie verlegen.
    Rosalba vermutete, es sei ein Geschenk des Vaters, das Aurora in kindlicher Liebe an ihn band, derer sie sich nun schämte. Doch dann erinnerte sie sich, dass Yorsh ihr einmal erzählt hatte, Elfen verliebten sich sehr früh, manchmal schon als Kinder, und zwar für immer. Häufig komme es vor, dass bei der ersten Begegnung ein Spielzeug oder ein Geschenk ausgetauscht und dann wie ein Pfand gehütet werde. Vielleicht galt das ja auch für Halb-Elfen. Sie fragte Aurora leise und wie beiläufig, wer ihr den Bogen geschenkt hatte.
    Wieder errötete Aurora bis unter die Haarwurzeln.
    »Hauptmann Rankstrail hat ihn für mich gemacht«, gelang es ihr, in beiläufigem Tonfall zu antworten. »Obwohl er noch sehr jung war und nicht der Aristokratie angehörte, wurde ihm aufgetragen, bei mir Wache zu stehen, wenn auch nur einen Tag lang, als ich noch ein Kind war. Er war es, der mir an diesem einzigen Tag beigebracht hat, Schwert und Bogen zu benutzen. Zum Glück hat mein Vater das nie entdeckt …«
    »Er muss ein großartiger Lehrer gewesen sein«, bemerkte Rosalba lächelnd. »Ihr seid der großartigste Krieger, den ein Kommandant sich nur wünschen kann.«
    Aurora lächelte ihrerseits.
    »Ich bin ein Halb-Elf, Herrin. Ich habe die Treffsicherheit der Elfen und ein bisschen von der Robustheit der Menschen. Und Ihr, Herrin«, fuhr sie fröhlich, ja geradezu ein wenig keck fort, »Ihr seid der großartigste Kommandant, den ein Krieger sich nur wünschen kann.«
    »Größer als Hauptmann Rankstrail?«, fragte Robi listig.
    »Wenn Ihr gestattet, könnte man sagen, Hauptmann Rankstrail ist der einzige Kommandant, der Euch gleichkommt.«
    »Ich gestatte es«, räumte Rosalba ein.
    Lächelnd sahen sie sich an.
    »Wie geht es dem Gefreiten Lisentrail?«
    »Er ist außer Lebensgefahr.«
    »Das freut mich. Wann wird er Eurer Einschätzung nach imstande sein, die Stadt zu verlassen?«
    »In wenigen Tagen, aber er wird es auf einem Fuhrwerk tun müssen, Herrin. Sein Leben ist gerettet, aber seine Beine werden ihn nie wieder tragen. Warum fragt Ihr nach ihm?«
    »Wisst Ihr, als ich mich bei ihm bedanken wollte, weil er meine Tochter gerettet hat, nahm das Gespräch eine unerwartete Wendung. Weil er wusste, dass ich ihm nun kein Härchen mehr krümmen würde, gestand er mir, wer den Befehl gab, Erbrow zu töten. Der Hauptmann wäre bereit gewesen, die Befehlsverweigerung mit seinem Leben zu bezahlen, Lisentrail aber wollte ihm das nicht gestatten. Das Opfer des Drachen hat alle gerettet.«
    »In den letzten Stunden ist dieses Gerücht auch zu mir gedrungen«, bestätigte Aurora. »Alle Soldaten, die an der Schlucht von Arstrid dabei waren, haben es mir bestätigt, und wenn ein Mann verwundet ist und nicht weiß, ob er den nächsten Morgen erlebt, lügt er nicht. Es war Lisentrail, der den Befehl gegeben hat. Werdet Ihr ihn bestrafen?«
    »Symbolisch. Ich habe ihm als Auszeichnung fast die Hälfte meiner Kette überlassen und ihn aus Daligar verbannt. Ich muss sparsamer mit diesen Goldplättchen umgehen, für einen weiteren Krieg reichen sie schon nicht mehr. Was die Verbannung betrifft, so kann ich mir schwerlich eine mildere Strafe vorstellen. Lisentrail wartet ja nur darauf, dass es ihm gut genug geht, um seine Gemahlin und ihre beiden Hühner auf ein Fuhrwerk zu laden und alles nach Varil zu schaffen. Dort erwartet ihn der Titel eines

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