Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
Vom Netzwerk:
angefangen hatte, ärgerten die anderen sich grün und schwarz, dass sie nicht auch auf den Gedanken gekommen waren und damit die günstige Gelegenheit verpasst hatten, dem grünen Jungen ein paar Schwerthiebe zu versetzen, die auf seinen Schenkeln und Hüften ihre Schrammen hinterlassen hätten.
    Lisentrail hingegen fügte ihm keine einzige Schramme zu. Er konnte gut mit dem Schwert umgehen und hatte es nicht nötig zu verletzten, um etwas beizubringen. Er schlug immer mit der flachen Klinge zu, sodass der Junge einsehen konnte, welche Punkte er im Kampf unbedeckt gelassen hatte. Er half ihm auch, seinen zusammengestoppelten Harnisch auszubessern, wo es nötig war, und trat ihm einige Metallplatten aus dem eigenen ab.
    Mit dem Bogen brauchte man dem Jungen nichts beizubringen.
    Ganz unten in seinem Quersack trug er immer die unverzichtbare Schleuder bei sich und ein paar runde Steine für alle Fälle. Ein Gutteil seiner nächtlichen Jagdbeute erlegte er mit der Schleuder, die auf kurze Entfernungen immer noch die ideale Waffe war, Steine lagen überall am Boden herum, Pfeile hingegen musste man fabrizieren.
    Je weiter sie nach Süden kamen, desto gelber wurde das Grasland und immer seltener die Pinienwälder, bis sie ganz aufhörten. Die heißeste Zeit des Sommers brach an. Die Kühe wurden immer weniger und verschwanden ganz, an ihre Stelle traten viel kleinere Tiere, ebenfalls mit Hörnern. Sie hießen Hammel und machten määh statt muuh.
    Die Sümpfe hörten auf, der Boden wurde trocken und das war ein Segen, denn das erlöste sie von den Mückenschwärmen, die ihnen in den Pinienwäldern und auf den Hügeln zugesetzt hatten. Jetzt waren die Fliegen eine Plage, sie waren groß und schwarz, mit schillernden Flügeln, und bissen.
    Rankstrail hatte keine Beinschienen, weder aus Metall noch aus Leder, denn auch daran hatte er gespart. Er hatte nicht gedacht, dass sie unbedingt notwendig wären. Ob sie im Kampf gegen eventuelle Feinde unverzichtbar waren, wusste er noch nicht, gegen die Zecken aber mit Sicherheit. Jeden Abend musste er sie sich von den Knöcheln und vom unteren Teil der nackten Beine entfernen. Oft blieb der Kopf des Tiers unter der Haut stecken und die Stelle entzündete sich. Einmal bekam er auch Fieber, das ihn völlig entkräftete. Aber er biss die Zähne zusammen und marschierte weiter.
    In der gelben und ockerfarbenen Ebene mit ihrem verdorrten Gras und der verdorrten Erde war das, was von den Flüssen übrig war, zu erkennen am leuchtenden Grün des Schilfs und an den Oleanderbüschen mit ihren üppigen weißen und rosa Blüten.
    Die Söldner marschierten weiter in Richtung Süden. Das Gras wurde weniger. Das Grün des Schilfs und der Oleanderbäume blieb aus. Es gab keine Hinweise mehr für das Vorhandensein von Wasser, sondern nur noch von Schlammlöchern, die als ferne Erinnerung daran übrig geblieben waren. Im karstigen, staubigen Boden klafften tiefe Risse, wahre Abgründe der Hölle, wenn es so etwas in der Hölle geben konnte.
    Im Gestrüpp trafen sie auf kümmerliche Hammelherden, bis auf die Knochen abgemagerte Tiere, begleitet von bis auf die Knochen abgemagerten mickrigen Schäfern, die bei ihrem Anblick entsetzt davonliefen.
    Von dem Brot, das ihr Maultier von Beginn an geduldig getragen hatte, war nicht mehr viel übrig, und was noch da war, war so hart geworden wie die Klingen ihrer Schwerter. Einerseits war das von Vorteil, denn man musste so lang darauf herumkauen, dass man das Gefühl hatte, wirklich etwas gegessen zu haben, andererseits war es ein Nachteil, denn zum Kauen und Hinunterschlucken brauchte man Speichel, und Speichel hatten sie immer weniger. Das Wasser wurde immer knapper und unreiner.
    Zu jagen gab es kaum noch etwas, außer wenigen Schlangen und kleinen Stachelschweinen, die nur nach langem Auflauern zu erwischen waren. Eines Nachts schliefen sie in einer Höhle, und Rankstrail erlegte jede Menge Fledermäuse. Mit etwas Salz, am Spieß gebraten, schmeckten sie nicht viel anders als Kaninchen, außerdem machte es Spaß, die Flügel abzunagen. Lisentrail hatte noch ein paar Pinienkerne und die verwendeten sie als Füllung.
    Manchmal gab es aber wirklich gar nichts.
    Rankstrail, der sich bis dahin ausschließlich von seiner Jagd ernährt hatte, fing an, wie die anderen Brot zu essen. Der Durst begann, derart unerträglich zu werden, dass man den Hunger darüber vergaß.
    In der Ferne am Horizont tauchten schroffe Hügel auf, nicht hoch und mit steilen Hängen,

Weitere Kostenlose Bücher