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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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des Jungen genügte, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    Rankstrail versuchte, die Leichen halbwegs schicklich zu betten, und legte die kleinen Kinder neben die Mütter, in der Hoffnung, zu erraten, wie sie zusammengehörten.
    Rings um die Häuser waren Gehege für Tiere, vielleicht Schafe und Schweine, nach dem Kot zu schließen, das Einzige, was von ihnen übrig war. Hinter den Häusern fanden sie überraschenderweise auch zwei Hühner, jeweils mit einem Bein an den Zaun gebunden, die jetzt niemandem mehr gehörten und für den Truppführer und die älteren Soldaten am Spieß endeten. Im Schlamm neben den Viehtränken gab es verschiedene Spuren von Schuhen, die bis zu dem Zaun mit den Hühnern gingen, sie konnten nicht von den Einwohnern stammen, denn die waren alle barfuß.
    Als der Abend hereinbrach, gab der Truppführer den Befehl, die Pfirsiche zu pflücken, weil die ja jetzt auch ohne Eigentümer waren. Rasch und methodisch wurde der kleine Obstgarten geplündert.
    Rankstrail nahm sich neunzehn Pfirsiche. Er aß keinen einzigen davon. Im Schutz der Dunkelheit ging er hin, legte auf jedes der neunzehn Gräber einen Pfirsich und bedeckte ihn mit einer Handvoll Erde.
    Er schwor sich, dass er Gerechtigkeit üben würde.
    An diesem Tag wurde er wirklich zum Soldaten.
    Bis zu diesem Zeitpunkt war er bloß Söldner gewesen. All seine Kindheitsträume vergessend, war sein einziges Ziel gewesen, die Dienstzeit lebend zu überstehen, sich nicht töten zu lassen, während er versuchte, seinem Vater genug Geld zu schicken, um das Essen und den Apotheker zu bezahlen.
    Jetzt wollte er sie jagen.
    Es war, wie der Verrückte Schreiber gesagt hatte: Die Söldner waren dazu da, die Wehrlosesten zu verteidigen. Es war nicht nur wegen des Solds.
    Jetzt wusste er, dass sie sie aufhalten würden.
    Er war hierhergekommen, um diese Gegend zu befrieden und sicherer zu machen, sodass Männer, Frauen und Kinder hier leben und ihre Hühner züchten konnten. Und er würde nicht eher von hier fortgehen, als bis niemand mehr nachts daherkommen konnte wie ein Wolf, um am Ufer eines von Obstgärten gesäumten Sees ein Massaker anzurichten.
    Er hörte auf, ein Söldner zu sein, und wurde Soldat.

Kapitel 6
    Dort, auf dem neu geschaffenen Friedhof entdeckte der sechzehnjährige Rankstrail eine der Grundregeln der Militärtaktik: sich in den Feind hineindenken. Jede Aktion erfordert Mühe, ist also diktiert von dem Wunsch nach einem Ertrag. Die Leichen auf so makabre und obszöne Weise auszustellen, musste selbst für kräftige Männer viel Arbeit bedeutet haben, es kam darin also die Hoffnung zum Ausdruck, etwas dabei zu gewinnen. Die Toten waren der Köder in einer Falle und sie, die Söldnerschar, waren die Beute.
     
    Obwohl es ausdrücklich verboten war, einen Vorgesetzten zu belästigen und sich irgendwelches Recht auf selbstständiges Denken herauszunehmen, ging der blutjunge Soldat zum Kommandanten, um ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass die Banditen mit hundertprozentiger Gewissheit in der Nacht angreifen würden. Das Massaker war vielleicht aus Lust und Neigung angerichtet worden, aber es hatte auch einen Zweck: Sicher würden die Söldner für die Nacht in dem leeren Bauernhof Unterschlupf suchen.
    »Dass heisss Hauptquartier. Und untersteh dich nicht, mir noch einmal das Sssoldatenhandwerk beiberrringen zu wollen, sonst übergeb ich dich wegen Insssubordination dem Henker.«
    Rankstrail übersah die verzweifelten Zeichen, die Lisentrail ihm machte und die besagten, er solle unbedingt und auf der Stelle den Mund halten, dankte dem Vorgesetzten für die Auskunft und fing wieder von vorne an. Er wolle bestimmt niemanden belehren, sondern, da sein Vorgesetzter es noch nicht begriffen hatte, lediglich erklären, dass sie vor Morgengrauen angegriffen würden. Die Feinde hatten die Toten in so absonderlicher Weise ausgestellt, eben damit die Männer, nach der Mühe, sie abzunehmen und zu begraben, so müde wären, dass sie die Nacht über dort blieben.
    »Das begreift sogar ein Idiot«, setzte er am Schluss hinzu, »er begreift, dass das vorsätzlich gemacht ist; sogar die Pfirsiche und die Hühner haben sie uns dagelassen. So können sie sicher sein, dass wir nicht weitersuchen, um etwas zum Essen aufzutreiben. Wir werden hierbleiben wie ein Haufen Idioten und sie kommen und können uns in aller Ruhe abmurksen …«
    Diese Äußerung fand nur wenig Beifall.
    Der mit dem langen s jagte ihn fort unter Androhung von Disziplinarmaßnahmen,

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