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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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am Seil. Der Ruck kam, und er prallte gegen die Wand, schluchzte auf unter dem Schlag. Die Nacht war schwarz, und auch der Winkel, in dem sie steckten, war schwarz. Er baumelte und drehte sich, seine Seile schon lange verheddert, sah die ganze Welt in Schwarz, lediglich am Grund ein paar Lichter, der Queens-Turm ein schwarzer, hochragender Obelisk aus Dunkelheit.
    Früher Morgen? Wie viele Stunden noch, bis es hell wurde?
    »Wer ist da oben noch?« rief er wahrend einer Pause der Böen in den Wind.
    Keine Antwort. Der Kopf fiel ihm auf die Brust, und er spannte die Muskeln, als eine abgeirrte Bö zwischen ihn und das Gebäude geriet und ihn fast im rechten Winkel abhob, so daß die Stadt und der Himmel schwindelerregend umherwirbelten. Die Bö erstarb. Er schwang zurück, prallte auf und erschlaffte, wußte, daß bei einem nächsten Mal vielleicht sein Rückgrat brechen würde.
    Laß es doch!
drängte ihn die innere Stimme.
Beende die Qual!
    Das Seil riß vielleicht bald. Ersparte ihm vielleicht die Mühe. Sicherlich war sein Geschirr ebenso sabotiert worden wie das der anderen, während es im Eingangsraum gehangen hatte.
    Jino
, dachte er, Jino, der am dichtesten zum Eingang geblieben war. Aber die Tür war zugesperrt worden. Auch für ihn. Keine Zeugen.
    Dieses Team loswerden, für die Zuweisung eines anderen sorgen, das jemandes Interessen eher genehm war.
    Er dachte darüber nach. Dachte daran, während der Wind ihn an die Wand hämmerte und im Kreis drehte und die Kälte immer tiefer in ihn hineinsank.
    Licht flammte weiter oben auf. Er versuchte hinaufzublicken, sah, daß die Luke offenstand und sich schwarze Gestalten darin vor dem Licht abzeichneten. Ein Strahl wurde suchend nach unten gerichtet und erwischte sein Gesicht. Das Seil rutschte ein Stück weiter. Ihm wurde im ganzen Körper heiß und kalt bei diesem übelkeiterregenden Rutsch. Er drehte sich und versuchte einen Arm zu heben, hatte geringfügig Erfolg. Das Licht wurde fest auf ihn gerichtet. Der Wind packte ihn, ein brutaler Ruck nach draußen und quer durch den Lichtstrahl. Und dann entfernte sich das Licht von ihm. Er schrie, heiser und hilflos. Dann spürte er, wie eines der Seile kürzer wurde, wie er hochgezogen wurde. Die Winde innerhalb des Eingangs. Sie hatten sie eingeschaltet, ein gleichmäßiger Zug, der das Seil über die Wand zog, ein Seil, immer weiter hinauf. Er hing reglos daran, wagte kaum zu atmen, hatte mehr Angst als je zuvor... – das überlebt zu haben, nur damit im letzten Moment das Seil riß... Der Wind packte ihn auch jetzt noch und schwang ihn weit hinaus, so daß er die Lichter unter sich sehen konnte.
    Beinahe am Ziel. Er wandte den Kopf, um es zu sehen. Hände zupften am gespannten Seil, packten ihn am Kragen, den Schultern, dem Brustgeschirr, zerrten ihn rückwärts über den Sims des Eingangs. Ein letztes Sinken in menschliche Hände, eine Umarmung, die seinen kalten Körper auf den Boden bettete, Gesichter, die ihn umringten. Jemand zog ihm die Maske vom Gesicht, und er zuckte unter dem weißen Licht zusammen.
    »Noch am Leben«, sagte jemand. Liner. Die Luke stand noch offen. Johnny versuchte, sich zu bewegen, rollte sich auf die Seite und sah seinen Teamgefährten, als erster an den verwickelten Seilen hereingezogen, der auf dem Boden neben ihm lag, die Augen offen und tot.
    Jino. Es war Jino. Er lag da und starrte in das tote Gesicht. Jino hatte an dem Geschirr herumgepfuscht – vielleicht; oder jemand anderer – der die Tür verschloß und sie alle draußen ließ, damit sie starben.
    »Da ist sonst niemand!« hörte er jemanden rufen; und krachend schlug die Luke zu und schloß gnädigerweise den Wind aus. Seine Retter hoben seinen Kopf an und öffneten den Reißverschluß des engen Anzuges. »Das Geschirr«, sagte er, »jemand hat sich an den Seilen zu schaffen gemacht.« Sie waren seine Brüder. Sie mußten es wissen.
    »Verschließt diese Tür!« sagte einer von ihnen. Johnny atmete daraufhin aus und duldete es, daß sie ihm den Anzug auszogen, zuckte zusammen, als einer nasse Handtücher brachte, die wahrscheinlich nur in kaltes Wasser getaucht waren; sie fühlten sich siedend heiß an. Er lebte. Er lag da und zitterte, den Boden unter sich und nicht die leere Luft und die Dunkelheit. Jemand umfaßte sein Gesicht mit brennenden Händen, während sein Körper weiterhin benetzt wurde. Dan Hardesty: er kannte das Team, vier Männer und eine Frau; die fünfzigste Ost. »Was meinst du damit, zu schaffen

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