Die letzten Städte der Erde
die, die den Absturz fürchten.«
»Ich dachte, Liner hätten keine Angst vor dem Abstürzen.«
»Viele von uns haben Angst«, sagte Dan ruhig. »Kommen Sie, Officer, die
Schwester
dieses Mannes ist draußen gestorben.«
»Ich finde, er sollte stärker erschüttert sein, meinen Sie nicht?«
Johnny holte aus, aber die anderen hielten ihn fest, und der Beamte wich einen Schritt zurück.
»In Ordnung«, sagte er. »In Ordnung. In Ordnung, ruhig!«
Johnny holte tief Luft, lehnte sich an und funkelte den Beamten an, kühlte sich langsam ab, dachte dabei an das, was er wollte – hinauskommen, nach unten, weg von ihnen – lebendig.
Der Beamte schaltete mit dem Daumen sein Mikro ein. »Hatten hier einen Unfall«, sagte er. »Liner sind verunglückt, ein Überlebender. Tallfeather, John Ames, Angestellter der Stadt.«
Geräusche kamen als Antwort. Der Beamte hielt sich den Hörer ans Ohr, und seine Augenlider zuckten, während er die anderen betrachtete. Die Tür ging auf, und die übrigen Sicherheitsbeamten führten zwei Meds herein. »Bringen Sie ihn weg!« sagte der Beamte und deutete dabei auf Jinos Leiche. »Der andere meint, er könne selber gehen.«
Die Meds ignorierten die Leiche und wandten sich Johnny zu. Aber dieser wehrte sie ab, schüttelte den Kopf, als einer von ihnen ihm etwas von schweren Quetschungen und Blutgerinnseln im Gehirn erzählte. »Gebt mir meine Kleider!« sagte er den Linern. Einer brachte sie ihm.
»Jemand«, sagte Dan gerade, »muß hinausgehen und die Leichen vom Grund holen.«
Er hörte es. Vielleicht sollte er protestieren, dem Schmerz nachgeben, darauf bestehen, daß er selbst an der Suche teilnahm, selbst wenn keine Möglichkeit bestand, daß er so weit klettern konnte. Er hatte kein Interesse daran, Sarahs Leiche zu finden oder die von Poll oder Sam. Er hatte nur ein Interesse, und das bestand darin, seine Kleider anzuziehen und von hier wegzukommen. Er schaffte es, verzog dabei das Gesicht, während die Meds sich mit der Polizei besprachen und wissen wollten, ob es nicht irgendeine Möglichkeit gäbe, ihn zu verhaften, damit er ins Krankenhaus gebracht werden konnte.
»Verschwinden Sie von hier!« warnte Dan sie. Ein mürrisches Schweigen trat ein.
»Mr. Tallfeather«, bat einer der Medics Johnny.
Er schüttelte den Kopf. Es tat weh. Er starrte sie haßerfüllt an, und sie richteten ihre Aufmerksamkeit auf Jino, der sich nicht mehr beschweren konnte.
»Können wir gehen?« fragte Dan die Polizisten. »Wir haben Ihre Nummern«, sagte der Beamte. Dan erwiderte nichts. Johnny ging zwischen zwei Linern zur Tür, versuchte dabei zu verhindern, daß die Knie unter ihm nachgaben.
Sie brachten ihn zum Dienstaufzug, packten ihn fester, als sie erst einmal im Aufzug waren, denn er sackte zusammen, als er nach unten fuhr, und verlor sogar fast das Bewußtsein. Sie fuhren so weit nach unten, wie es überhaupt möglich war, traten hinaus in die Korridore und begaben sich zum Wurm.
Er wurde ohnmächtig. Er erwachte in einem Bett, ohne sich daran zu erinnern, wie er hierhergekommen war; und dann fiel es ihm wieder ein, und er starrte auf dem Rücken liegend zur Decke hinauf. Eine alte Frau pflegte ihn, brachte ihm zu essen; gab sich Mühe mit ihm. Weitere Leute kamen herein, um ihn zu betrachten, sowohl Liner als auch Bauarbeiter.
Als er wieder ganz bei sich war und aufstehen konnte, wankte er hinaus in den eigentlichen Wurm, setzte sich und genehmigte sich den Drink, den er sich selbst versprochen hatte, erinnerte sich dabei an Sarah, die hier mit ihm gesessen hatte – dort drüben. Und überall im Wurm flüsterte man, daß ein Streik im Gange sei, daß kein Liner hinausginge; daß die Bauarbeiter einen Bummelstreik machten, und die Namen Manley und ATELCORP wurden erwähnt.
Hier herrschte Ruhe, an diesem Tag und dem nächsten. Polizisten kamen und machten Aufnahmen im Wurm, verlasen in tödlichem Schweigen einen Gerichtsbefehl, befahlen die Bauarbeiter zurück an die Arbeit. Aber das Schweigen dauerte an, und die Polizisten waren sehr ruhig und gingen wieder, denn niemand außer den Linern wollte hinausgehen, und die ganze Stadt würde sterben, wenn die Bauarbeiter alles stillegten. Oben in den Türmen kannte man seine Computer. Viel war automatisiert; vieles auch nicht. Die Computer waren ihr ganzes Wissen.
Man redete von einer Untersuchung. Der Bürgermeister trat im Fernsehen auf und bat, die Ruhe zu bewahren; sagte, daß eine Untersuchung durchgeführt würde wegen
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