Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
»Es wird keine Mißverständnisse geben. Keine versperrten Türen mehr. Ich fahre jetzt zurück zum Grund. Ich werde reden, wo es mir gefällt. Ich werde reden, mit wem es mir gefällt. Oder Sie müssen mich töten. Und seien Sie dann bereit, mit dem Töten weiterzumachen. Dan Hardesty und die fünfzigste Ost wissen, wo ich bin; und warum ich hier bin; und wenn Sie sie umbringen, werden Sie immer mehr Leute töten müssen. Und alles wird zerfallen, Mr. Mason, der ganze Turm wird zerfallen, wenn die Liner streiken... und die Bauarbeiter auch... keine Kühlung mehr, kein Wasser, keine Energie. Nur Dunkelheit. Und keinen Frieden.«
    Er drehte sich um, ging zurück in den Aufzug. Niemand hielt ihn auf. Er fuhr hinab durch alle Stockwerke der Stadt, zum eigentlichen Grund, und trat hinaus in dessen gekrümmte Korridore. Männer und Frauen blieben stehen und blickten ihn neugierig an.
    »Das ist Johnny Tallfeather«, flüsterten sie. »Er ist es.«
    Er ging hin, wo es ihm gefiel.
    Frieden herrschte – dünn, gestreckt wie ein Draht.
    Die Liner gingen, wohin sie wollten, und die Bauarbeiter auch; und die Einwohner blieben weg von den unteren Stockwerken. Auf all den oberen Stockwerken herrschte ein furchterfülltes Schweigen.
    So wuchs die Stadt.

Der General
    (PEKING)
     
    Seit unvordenklichen Zeiten lebte der Mensch schon in diesem Land. Sein Staub war eins geworden mit dem Staub, den der Wind über das Land blies, der seit dem Altertum gelb und unaufhörlich darüber hinweggetragen worden war – er befleckte den großen Fluß und legte sich über das Land, kam wieder zur Ruhe. Die Verbotene Stadt blickte hinaus auf ein Land, das sich bewegte, dessen Schichten sich in diesem letzten Zeitalter der Welt verschoben unter einem sinkenden Mond und der alternden Sonne. Im Norden lag die gewaltige Eisfläche, aber die südlichen Winde wehrten diesen alten Feind ab. Im Osten lag das Meer und im Süden die Fremdheit der Halbinseln und Inseln; im Westen lagen die Ebenen, die endlosen Ebenen, über die Menschen und Tiere wieder ihres Weges zogen, wie schon in Äonen zuvor – die Menschen eingehüllt und geschützt gegen die Sonne, fremdartig und zottig wie die Tiere, auf denen sie ritten.
    In der Verbotenen Stadt blühte das Leben, abgeschirmt durch die Mauern. Die Jahreszeiten zeigten ihre Schönheit, und Künste wurden gepflegt, die von der Aufzucht seltener Blumen bis hin zum komplizierten Symbolismus der Gesten und Nuancen der Kleidung reichten. Sie hatten genug Zeit gehabt, verfeinert und überzüchtet zu werden. Die Einwohner nannten ihre Stadt die Stadt des Himmels, und ihre Schönheit überstieg jeden Traum. Sie verfügte über Soldaten – unverzichtbar, wenn die verarmten Stämme mit den Winterstürmen kamen, Stämme, die in guten Zeiten mit der Stadt Handel trieben, die aber – selten – sich gegen sie wandten und verzweifelt und vergeblich gegen ihre Wälle anrannten.
    Im Inneren der Stadt, das Angreifer nie zu sehen bekamen, herrschte Ruhe. Sogar die Soldaten, die sie verteidigten, waren mit Schönheit bewaffnet; ihre Waffen waren Kunstwerke; und sie waren das einzige, das nach außen gezeigt werden durfte, denn die Mauern waren einfach. Das Innere glänzte in der Schönheit, die angehäufte Schätze von Äonen ihm verleihen konnten. Nicht alles Schöne bestand aus Gold und Juwelen und Jade, obwohl sehr viele solche Arbeiter zu finden waren; aber die stille, geduldige Arbeit der gewöhnlichen Dinge, ein Sinn für Ort und Dauerhaftigkeit und vor allem die Zeit... – denn obwohl die Stadt des Himmels nicht die älteste Stadt der Welt war, war sie sich doch ihrer verstreichenden Jahre bewußt und lagerte sie wie Schätze. Sie liebte ihr Alter. Sie fand das Leben schön. Sie wußte kein großes Ziel mehr für sich, denn ihr letzter Zug nach draußen lag schon lange zurück; sie ruhte am Ende der Tage. Ihre Eigenschaft bestand jetzt in Geduld und sorgfältig ausgearbeiteter Schönheit, der Kontemplation über ihr Alter und dem Aufgehen in ihren inneren Gedanken. Sogar das Wetter war in den Jahren ihrer früheren Erinnerungen immer freundlich gewesen und neigte erst in letzter Zeit zur Trockenheit.
    Nur kam letztendlich die Jahreszeit des gelben Windes und des Staubes, des schlimmsten Staubes, an den sich die Lebenden erinnern konnten.
    Manche flüsterten, daß diese Jahreszeit einen schlimmeren Winter ankündigte, als ihn die Lebenden je gesehen hatten.
    Manche flüsterten, daß sie eine Invasion ankündigte, denn das

Weitere Kostenlose Bücher