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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Officers«.
    Sie setzten sich an einen langen braunen Tisch mit Blick auf die Straße.
    »Interessante Stadt«, sagte Delaney. »Bin noch nie hiergewesen. Hab’ aber schon ’ne Menge drüber gehört.«
    Er schenkte Riley keine Beachtung, sah Chan an.
    »Wie können wir Ihnen helfen?« fragte Chan.
    Delaney legte eine schmale Kunstlederaktentasche auf den Tisch, öffnete den Reißverschluß und holte einen Ordner heraus, den er durchzublättern begann.
    »Das ist das Fax, das Inspector Aston …«
    »Sagen Sie doch Dick zu mir«, fiel Aston ihm ins Wort.
    »Gut. Das ist das Fax, das Sie uns geschickt haben, Dick. Soweit ich weiß, haben Sie das Mädchen eindeutig identifiziert, stimmt’s?«
    »Genau«, sagte Aston. »Wir haben eine eindeutige Identifizierung und zwei bisher unidentifizierte Personen.«
    »Wir haben zahnmedizinische Unterlagen«, sagte Riley.
    Delaney nickte. »Kann man nichts dagegen sagen. Und das Mädchen heißt Clare Coletti, stimmt’s?«
    Riley nickte heftig. »Ja.«
    »Nun, wir haben eine schmale Akte über Clare Coletti. Sie ist so schmal, weil wir sie bloß einmal festgenommen haben, wegen Marihuanabesitz. Aber die Akte hat Verbindungen zu ’ner ganzen Menge anderer Akten. Von der Mafia. Sie hat fast die Hälfte ihres Lebens mit den Corleones aus Brooklyn zu tun gehabt. Und sie ist dann auch von so was wie ’ner Mafia umgebracht worden. Ich nehme an, ihr hier wißt alles über die 14K?«
    Riley und Aston nickten.
    »Gut. Also, die haben auch einen Zweig in New York. Genau wie alle anderen großen Triaden. Meistens machen sie nur Geschäfte mit den Chinesen dort. Sie importieren Heroin, organisieren die Prostitution, machen Wettgeschäfte, die üblichen Bandensachen eben. Wir haben leider nicht genug Hinweise, um sie festnageln zu können. Erstens können sie sich als gesellschaftliche Bedrohung einfach nicht mit der örtlichen Mafia, den Kolumbianern, Sizilianern oder jetzt auch den Russen messen. Zweitens ist es ziemlich schwierig, jemanden bei denen einzuschleusen. Wir haben nicht viele chinesische Polizisten, die Kantonesisch oder Mandarin oder Chiu Chow sprechen, und wir können es uns nicht leisten, sie jahrelang im Untergrund zu lassen. Wir brauchen sie sehr oft für Übersetzungen und andere Kontakte zu den Chinesen der Stadt. Tja, und dann denken wir bei der New Yorker Polizei, und da ist unser Bürgermeister übrigens der gleichen Meinung, daß die doch ruhig machen sollen, wenn sie nur ihre eigenen Leute tyrannisieren.« Delaney sah Chan an. »Ich möchte ja niemandem auf den Schlips treten, aber ich würde meinen, daß die meisten Verwaltungen da pragmatisch denken, oder?«
    »Klar«, antwortete Riley für Chan.
    Chan zündete sich eine Zigarette an und winkte ab. Delaney sah ihn noch einmal an. Chan machte die Augen halb zu, als lausche er auf eine andere Stimme.
    »Aber in jüngster Zeit ist es zu ziemlich besorgniserregenden Entwicklungen gekommen. Es ist fast, als hätten die größten kriminellen Organisationen begriffen, daß es sich lohnt, friedlich zu kooperieren und den Rest der Welt auszubeuten. Wir wissen, daß es eine Reihe von Abkommen zwischen der amerikanischen Mafia und den Kolumbianern gibt und eine weitere Vereinbarung zwischen der Mafia und einigen russischen Banden. Dann ist irgendwann klargeworden, daß die Leute von der New Yorker Mafia den 14K beim Verschieben von Heroin helfen. Die italienische Mafia ist für sie die einzige Möglichkeit, auch außerhalb ihrer eigenen Kreise zu operieren. Niemand sonst hat das entsprechende Netzwerk, und die Chinesen leben so abgeschottet, daß nicht mal der verzweifeltste Smack- oder Cracksüchtige dran denkt, wegen ’nem Schuß von der Mott Street in die Mulberry Street rüberzugehen. Die Mott Street liegt in Little Italy, die Mulberry Street in Chinatown – das ist gleich um die Ecke.«
    »Ja«, sagte Riley.
    Delaney schwieg eine Weile. »Macht’s Ihnen was aus, wenn ich meine Jacke ausziehe?«
    Unter der Jacke kamen Muskeln zum Vorschein – früher einmal hatte Delaney wohl viel trainiert. Auch seine Gesichtshaut war besser als die der meisten Amerikaner seines Alters; zumindest hatte er weniger Falten, aber der Teint war irgendwie grau. Chan fielen ein Siegelring aus Gold auf und ein dünnes Goldkettchen um den Hals. Hin und wieder wurden seine sanften braunen Augen milchig, und er schloß sie mit einem leichten Zucken. Chan fragte sich, ob der kräftige Amerikaner Schmerzen hatte.
    Aston saß auf der Kante

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