Die letzten Tage von Pompeji
befestigt. Aber gerade dadurch verlor vielleicht der Kampf an Interesse, anstatt zu gewinnen, denn er war nothwendiger Weise von kürzerer Dauer. Einige kräftig und geschickt beigebrachte Schläge reichten hin, um denselben ein schnelles Ende zu machen, und es ließ sich daher selten jene Energie und ausdauernde Kraft entwickeln, welche der Engländer in der Kunstsprache des Boxens pluck nennt, und die öfters gegen die Kunstfertigkeit das Feld behauptet, wodurch der Kampf interessanter und die Sympathie für den Tapferen gesteigert wird.
»Hüte Dich,« rief Tetraides, seinem Feinde sich immer mehr nähernd, während dieser sich um ihn herumdrehte, ohne jedoch zurückzuweichen.
Lydon antwortete nur mit einem verächtlichen Blicke seines glänzenden, lebhaften Auges. Tetraides schlug zu wie ein Schmied auf den Amboß; Lydon sank plötzlich auf ein Knie, – der Schlag ging über seinem Kopfe hinweg. Nicht so harmlos war Lydons Erwiderung. Er sprang schnell auf und stieß dem Gegner mit aller Kraft auf seine breite Brust. Tetraides wankte und das Volk brach in ein stürmisches Jauchzen aus.
»Du bist heute unglücklich,« sagte Lepidus zu Klodius; »Du hast bereits eine Wette verloren und wirst auch die zweite verlieren.«
»Bei den Göttern! ich muß m eine Bronzebilder im Aufstreich verkaufen, wenn dies der Fall ist. Ich habe nicht weniger als fünfzig Sestertien auf Tetraides gesetzt. Ha, ha! Sieh', wie er sich emporrafft! Das war ein guter Streich; er hat dem Lydon die Schulter aufgeschlagen. – Muth, Tetraides! Muth!«
»Aber Lydon ist auch noch nicht entmuthigt! Beim Pollux! wie wacker er sich hält! Sieh', wie geschickt er den Grobschmiedsfäusten seines Gegners ausweicht; wie er bald dahin, bald dorthin volitigirt – ach, armer Lydon! Er ist wiederum getroffen.«
»Noch Drei gegen Eins auf Tetraides! Was sagst Du dazu, Lepidus?«
»Gut; neun Sestertien gegen zwei – ich wette. Was! Lydon schon wieder? Er hält inne, er schöpft Athem. Bei den Göttern, er fällt! Nein; steht er nicht wieder aufrecht? Brav, Lydon! Tetraides erhebt ein lautes Gelächter und stürzt voll Kampfesmuth auf ihn zu.«
»Der Thor! er sollte vorsichtig sein, das Glück verblendet ihn. Lydons Auge gleicht dem eines Luchses!« bemerkte Klodius vor sich hin.
»Ha, Klodius! Siehst Du es? Dein Mann wankt! Noch ein Schlag – er fällt – er fällt!«
»Die Erde belebt ihn wieder. Er springt noch einmal auf, aber das Blut rollt über sein Gesicht herunter.«
»Beim Donnerer! Lydon trägt den Sieg davon. Sieh, wie er ihm zu Leibe geht. Dieser Schlag auf die Schläfe würde einen Ochsen niedergeschmettert haben; Tetraides ist gut getroffen. Er fällt abermals – er kann sich nicht mehr bewegen – habet – habet! «
» Habet! « wiederholte Pansa. »Führt sie hinaus und gebt ihnen Rüstung und Schwerter.«
»Edler Editor,« sagten die Kampfwärter, »wir fürchten, Tetraides werde sich nicht so schnell wieder erholen, wir wollen es indes versuchen.«
»Thut dies.«
Nach wenigen Augenblicken kehrten die Kampfwärter, welche den schwerverletzten und besinnungslosen Gladiator hinausgeschafft hatten, mit bedenklicher Meine zurück. Sie fürchteten für sein Leben und jedenfalls konnte er heute nicht wieder die Arena betreten.
»In diesem Falle,« sagte Pansa, »nimmt Lydon als Subditius , sobald ein Gladiator besiegt wird, die Stelle desselben ein.«
Das Volk ertheilte dieser Anordnung lauten Beifall, worauf wieder tiefe Stille eintrat. Jetzt begannen die Trompeten zu schmettern, und die vier Kämpfer standen gerüstet und herausfordernd einander gegenüber.
»Kennst Du die Römer, mein Klodius? Gehören sie zu den renomirten Fechtern, oder sind es bloß ordinarii? «
»Eumolpus ist ein guter Schwertkämpfer zweiten Ranges, mein Lepidus. Den kleineren Mann, Nepimus, sah ich früher nie; aber er ist der Sohn eines kaiserlichen Fiskalis[So hießen die vom Kaiser unterhaltenen Gladiatoren] und in einer guten Schule erzogen; ohne Zweifel werden sie ihrem Stande alle Ehre machen. Aber das Spiel ist mir entleidet, ich kann mein Geld nicht wieder gewinnen. Fluch jenem Lydon! Wer hätte gedacht, daß er so geschickt oder so glücklich sein würde!«
»Ha, Klodius, soll ich Mitleid mit Dir haben und auf diese Römer wetten?«
»Zehn Sestertien auf Eumolpus gegen zehn, nicht?«
»Wie? während Nepimus ein Anfänger ist? Nein, nein, das ist nicht billig.«
»Nun, zehn gegen acht?«
»Zugestanden.«
Während unten im Theater
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