Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
Vom Netzwerk:
Theater.
    Obwohl die Visire beider Reiter (wie bei den Rittern späterer Zeit) vollkommen geschlossen waren, so wurden doch gegen den Kopf die Hauptangriffe gerichtet, und Nobilior, der jetzt sein Pferd eben so geschickt, wie sein Gegner, umlenkte, machte mit seinem Speer eine Finte gegen den Helm des Feindes. Berbix erhob den Schild, um sich zu decken; aber sein scharfblickender Gegner ließ plötzlich seine Waffe etwas sinken und stieß ihm dieselbe in die Brust. Berbix wankte und fiel.
    »Nobilior! Nobilior!« jauchzte das Volk.
    »Ich habe zehn Sesterzen[Gegen neunhundert Gulden] verloren,« murmelte Klodius zwischen den Zähnen.
    » Habet! Er ist getroffen!« sagte Pansa bedächtlich.
    Das Volk, welches noch nicht grausam genug gestimmt war, gab das Zeichen der Gnade; aber als die Kampfwärter dem Verwundeten sich nahten, fanden sie, daß kein Mitleid ihm mehr etwas nützte; denn das Herz des Gladiators war durchbohrt und seine Augen hatte der Tod gebrochen. Sein Blut floß in schwarzen Strömen über den Rand der Arena.
    »Es ist jammerschade, daß der Kampf so bald vorüber war – kaum der Mühe werth,« sagte die Wittwe Fulvia.
    »Ja, ich hab' kein Bedauern mit Berbix. Jeder Andere hätte gesehen, daß Nobilior nur eine Finte machte. Sieh, jetzt befestigen Sie den Haken an dem Leichnam und schleppen ihn nach dem Spoliarium. Neuer Sand wird auf die Bühne gestreut. Pansa bedauert nichts mehr, als daß er nicht reich genug ist, um wie Nero die Arena mit Borax und Zinnober bestreuen lassen zu können.«
    »War dieser Kampf auch ein kurzer, so folgt ihm wenigstens eben so schnell ein anderer – sieh' meinen schönen Lydon auf der Arena – und dort den Netzwerfer und die Schwertkämpfer! O herrlich!«
    Sechs Gladiatoren befanden sich jetzt auf der Arena; Niger mit seinem Netze mußte gegen den mit Schild und kurzem, breitem Schwerte bewaffneten Sporus kämpfen; – Lydon und Tetraides, ganz nackt bis auf einen Gürtel um den Leib, waren jeder nur mit einem schweren griechischen Cestus bewaffnet – die beiden römischen Gladiatoren endlich trugen eine ganz stählerne Rüstung, so wie ungeheuer große Schilde und spitzige Schwerter.
    Da der Kampf zwischen Lydon und Tetraides seiner Natur nach weniger lebensgefährlich sein konnte, als der zwischen den übrigen Fechtern, so blieben, als jene Beiden bis in die Mitte der Arena vorschritten, die andern wie durch eine gemeinsame Übereinkunft zurück, um die Enscheidung dieses Kampfes mit anzusehen und dann ein ernsteres Gefecht zu beginnen, als das mit dem Cestus war. Auf ihre Waffen gelehnt, und eine Partie von der andern gesondert, blickten sie auf das Kampfspiel, welches, wenn auch nicht blutig genug, um den Leuten vom Volke recht zu gefallen, dennoch ihre Bewunderung erregte, weil es, wie sie selbst, aus Griechenland abstammte.
    Selten konnten auf den ersten Anblick zwei ungleichere Gegner zusammenkommen, als Tetraides und Lydon. Jener, obwohl nicht größer, als dieser, war doch um Vieles beleibter, und seine Muskelkraft wurde nach der Meinung der Zuschauer durch feste Fleischmassen noch erhöht, und da man allgemein der Ansicht war, daß die Korpulenz im Cestuskampfe stets dem weniger beleibten Gegner überlegen sei, so hatte Tetraides dieselbe gepflegt und aufs Höchste gesteigert. Seine Schultern waren breit, und seine strammen Beine leicht auswärts gekrümmt, welche Bildung der Stärke eben so viel hinzusetzte, als sie der Schönheit benahm; Lydon hingegen, obwohl etwas mager, war herrlich gebaut, und dem Kenner entging es nicht, daß seine Muskeln, wenn auch weniger in die Augen fallend, doch gedrungener und fester waren, als die des Tetraides. Was ihm an Fleisch abging, das gewann er verhältnismäßig an Behendigkeit, und ein stolzes Lächeln auf seinem entschlossenen Gesichte, welches seltsam mit der ernsten Schwerfälligkeit seines Gegners contrastirte, galt denen, welche es bemerkten, als ein hoffnungsvolles Zeichen. Trotz der scheinbaren Ungleichheit ihrer Körperkräfte erklärte sich daher die Stimme des Volks beinahe eben so laut für Lydon, als für Tetraides.
    Wer mit dem modernen Boxen bekannt ist, und schon die schweren Streiche gesehen hat, welche eine geschickte menschliche Faust auszutheilen vermag, der wird leicht begreifen, um wie Vieles die natürliche in der Hand liegende Kraft noch vermehrt wird, wenn man den Arm bis an den Ellenbogen mit ledernen Riemen umwindet und an dem Handgelenke eine eiserne Platte oder auch ein Stück Blei

Weitere Kostenlose Bücher