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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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kann wohl sein,« sagte Glaukus, »denn wer einem Römer eine Gunst erzeugt, muß dies immer auf Kosten eines Andern thun; sei überzeugt, daß für jedes Lächeln, das Titus hervorrief, hundert Augen geweint haben.«
    »Lang lebe Titus!« sagte Pansa, der, mit einer Beschützermiene sich durch die Menge Bahn brechend, den Namen des Kaisers gehört hatte, »er hat meinem Bruder eine Quästorstelle versprochen, der sein Vermögen vergeudet hat.«
    »Und jetzt auf Kosten des Volks sich wieder bereichern will; nicht wahr, mein lieber Pansa?« fiel Glaukus ein.
    »Nun gewiß!« antwortete der Aedil.
    »Das heißt das Volk doch zu Etwas nütze zu machen,« bemerkte Glaukus.
    »Ohne Zweifel,« erwiderte Pansa; »aber ich muß jetzt fort und nach dem Ärarium sehen, das Verbesserungen nöthig hat.«
    Mit diesen Worten eilte der Aedil geschäftig hinweg, gefolgt von einem langen Zuge von Klienten, welche sich durch die Toga, die sie trugen, von der übrigen Menge unterschieden; denn die Toga, einst das Zeichen der Freiheit bei einem Bürger, war jetzt das Zeichen der Unterwürfigkeit unter einen Patron.
    »Armer Pansa!« sagte Lepidus, »er hat nie Zeit, sich zu belustigen; Dank dem Himmel, daß ich kein Aedil bin!«
    »Ach, Glaukus! care caput! (theures Haupt!) wie geht es Dir? munter, wie immer?« fragte Klodius, sich zu der Gruppe gesellend.
    »Willst Du der Fortuna ein Opfer bringen?« fragte Sallust.
    »Ich opfere ihr jede Nacht!« erwiderte der Spieler.
    »Ich zweifle nicht daran. Niemand hat mehr Opfer geschlachtet.«
    »Beim Herkules! ein beißender Ausspruch,« rief Glaukus lachend.
    »Du führst immer den Hundebuchstaben im Mund, Sallust,« sagte Klodius ärgerlich; »Du trauerst immer.«
    »Wohl kann ich den Hundebuchstaben im Mund haben, da ich, so oft ich mit Dir spiele, den Hundewurf in der Hand habe,« entgegnete Sallust.
    »Still!« sagte Glaukus, und nahm von einem Blumenmädchen, das neben ihnen stand, eine Rose.
    »Die Rose ist das Sinnbild des Stillschweigens,« erwiderte Sallust; »aber ich sehe sie nur bei der Abendtafel gerne. Da ich gerade von der Abendtafel spreche, fällt mir bei, daß Diomed in dieser Woche ein großes Essen gibt; bist Du eingeladen, Glaukus?«
    »Ja, ich habe diesen Morgen eine Einladung erhalten.«
    »Ich ebenfalls,« sagte Sallust, indem er ein viereckiges Stück Papier aus seinem Gürtel zog, »ich sehe, daß er uns eine Stunde früher bittet, als gewöhnlich; ein Vorgeschmack von einem außerordentlichen Feste.« [Fußnote: Die Römer schicken, wie wir, Einladungskarten, auf denen die Stunde der Mahlzeit angezeigt war, die, wenn das beabsichtigte Fest besonders prachtvoll sein sollte, früher als gewöhnlich Statt fand. ]
    »Oh! er ist so reich wie Krösus,« bemerkte Klodius, »und sein Speisezettel so lang, als ein Epos.«
    »Gut, wir wollen in die Bäder gehen,« sagte Glaukus; »um diese Zeit versammelt sich Alles dort, und Fulvius, dessen große Verehrer Ihr seid, wird uns seine neueste Ode vorlesen.«
    Die jungen Männer nahmen den Vorschlag mit Vergnügen an, und begaben sich nach den Bädern.
    Obgleich die öffentlichen Thermen oder Bäder eher für die Armen, als für die Reichen bestimmt waren, die in ihren eigenen Häusern Bäder hatten, so waren sie doch für eine Menge von Personen jeden Ranges, die sich dort versammelten, ein Lieblingsort zur Unterhaltung, und zu jenem süßen Nichtsthun, das einem harmlosen und gedankenlosen Volke so theuer ist. Die Bäder von Pompeji waren natürlich nach Plan und Construktion von den ungeheuer geräumigen und complicirten Thermen zu Rom verschieden; und es scheinen wirklich in jeder Stadt des Kaiserreichs einige leichte Abweichungen in dem allgemeinen Bauplane der öffentlichen Bäder stattgefunden zu haben. Dies befremdet die Gelehrten sehr, wie wenn Mode und Baumeister vor dem neunzehnten Jahrhundert nie launisch gewesen wären. Unsere jungen Männer traten durch den Haupteingang in der Fortunastraße ein. An der Ecke des Portikus saß der Badmeister mit seinen zwei Büchsen vor sich; die eine für das Geld, das er einnahm, die andere für die Badekarten, die er ausgab, bestimmt. Um die Wände des Portikus herum standen Bänke, die mit Personen aus allen Ständen angefüllt waren, während andere, je nach der Vorschrift des Arztes, schnell im Säulengang auf und ab spazierten, und von Zeit zu Zeit stille standen, um die zahllosen Ankündigungen von Sehenswürdigkeiten, Spielen, Verkäufen oder Ausstellungen zu lesen, die auf

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