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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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vielen und breiten Fenster nicht, die Vitruv seinem prachtvollen Frigidarium zuschreibt; die Pompejaner, wie alle Süditaliener, verbannten gern aus ihren Gemächern das Licht ihres schwülen Himmels, und konnten sich in ihren wollüstigen Begriffen keinen wahren Luxus ohne eine gewisse Dunkelheit denken; nur zwei Fenster von Glas [Fußnote: Die zu Pompeji gemachten Entdeckungen haben den lange bestandenen Irrthum der Alterthumsforscher, daß die Glasfenster den Römern unbekannt gewesen seien, widerlegt. Ihr Gebrauch jedoch war in den Privatwohnungen der mittleren und unteren Volksklassen nicht gewöhnlich. ] ließen die sanften und milden Strahlen ein, und das Feld, in welchem eines dieser Fenster angebracht war, zeigte eine großes Relief, die Vernichtung der Titanen darstellend.
    In diesem Zimmer nahm Fulvius mit ernster Miene Platz, und seine um ihn versammelten Zuhörer ermuthigten ihn, die Vorlesung zu beginnen.
    Es bedurfte keiner langen Bitten bei dem Poeten. Er zog eine Papyrusrolle aus seinem Gewande hervor, räusperte sich dreimal, sowohl um Stille anzuempfehlen, als auch um seine Stimme zu klären, und begann hierauf jene herrliche Ode, von der zum großem Bedauern des Verfassers dieser Erzählung nicht ein einziger Vers mehr aufgefunden werden kann. Nach dem Beifalle, den sie erhielt, war das Werk ohne Zweifel seines Ruhmes würdig, und Glaukus der einzige Zuhörer, der sie nicht besser fand, als die schönsten Oden des Horaz.
    Nach beendigter Vorlesung finden diejenigen, die nur ein kaltes Bad nehmen wollten, an, sich zu entkleiden; sie hängten ihre Kleider an Haken an der Wand auf, und begaben sich, nach dem sie je nach ihrem Stande entweder von ihren eigenen Sklaven oder von den Dienern der Bäder ein weites Gewand erhalten hatten, in jenes anmuthige, kreisförmige Gebäude, das gleichsam, um die im Baden so träge Nachkommenschaft des Südens zu beschämen, jetzt noch vorhanden ist.
    Die Üppigeren traten durch eine andere Thüre in das Tepidarium, einen Ort, der theils durch bewegliche Heerde, hauptsächlich aber durch die unter dem erhöhten Fußboden fortlaufenden Heizröhren des Lakonikum in wollüstiger Wärme erhalten wurde.
    Hier verweilten diese Badegäste, nachdem sie sich entkleidet, noch einige Zeit, um die künstliche Wärme der wollüstigen Atmosphäre zu genießen. Dieses Gemach nun war, entsprechend dem wichtigen Range, den es in dem langen Abschwaschungsprozesse einnahm, sorgfältiger und reicher ausgeschmückt als die übrigen. Der gewölbte Plafond war mit prachtvollen Schnitzarbeiten und Malereien verziert; die hoch angebrachten Fenster von dickem Glase ließen nur flüchtige und schwache Strahlen ein. Unter dem Karnieß befand sich eine Reihe Figuren von massiven und kühnen Reliefs; die Wände waren glühendroth und der Fußboden kunstreich mit weißer Mosaik ausgelegt. Hier verweilten die beständigen Badegäste – Leute, die sich täglich siebenmal badeten – in einem Zustande geschwächter und sprachloser Mattigkeit bisweilen vor, öfter aber nach dem Bade, und manche dieser Opfer, die der Gesundheit nachjagten, schauten die Eintretenden mit gleichgültigen Blicken an und begrüßten ihre Freunde nur mit einem Kopfnicken, indem sie die Anstrengung des Gespräches fürchteten. Von hier aus zerstreute sich die Gesellschaft von Neuem, je nach den verschiedenen Launen; die Einen begaben sich in das Sudatorium , das unsern Dampfbädern entsprach, und von da in das warme Bad selbst; die an körperlicher Übung Gewöhnteren aber, die auf eine so wohlfeil erkaufte Ermüdung verzichten konnten, gingen sogleich ins Calidarium oder Wasserbad.
    Um die Skizze zu vollenden und dem Leser einen vollständigen Begriff von diesem Hauptluxus der Alten zu geben, wollen wir den Lepidus begleiten, der mit Ausnahme des kalten Bades, das erst seit Kurzem aus der Mode gekommen war, den ganzen Prozeß regelmäßig durchmachte. Nachdem der Elegant von Pompeji sich ihn dem so eben beschriebenen Tepidarium allmählig erwärmt hatte, lenkte er seine zarten Schritte nach dem Sudatorium. Hier möge sich der Leser den stufenweisen Verlauf des Dampfbades, das von einer Verdünstung seiner Parfüme begleitet war, selbst vorstellen. Nachdem unser Badgast sich dieser Operation unterworfen hatte, ergriffen ihn seine Sklaven, die ihn stets im Bade bedienten, und entfernten die auf der Haut sich zeigende Fruchtigkeit durch eine Art Schabeisen, das, beiläufig gesagt, nach der ernstlichen Angabe eines neueren

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